Verschrottung von Retouren: So viel Ware wird tatsächlich entsorgt

11.10.2019

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Bild: NH-Pressebild unter Creative Commons Lizenz
Keine Frage: Retouren will jeder Versender nach Möglichkeit vermeiden. Schließlich kostet es Zeit und Geld, wenn Kunden wieder Artikel an einen Anbieter zurücksenden und diese erneut für den Verkauf aufbereitet werden. Zu viel Zeit und zu viel Geld? Medienberichte   legen jedenfalls den Eindruck nahe, dass viele Versender ihre Retouren scheinbar lieber vernichten anstatt die Waren erneut anzubieten.
Retoure E-Commerce
Nicht jede Retoure landet auf dem Müll
Interessante Ergebnisse liefert vor diesem Hintergrund daher eine Händler-Befragung der Universität Bamberg. Diese kommt nämlich zu dem Ergebnis, dass sich "die Darstellung einer massenhaften Vernichtung von Retouren" nicht mit eigenen Daten deckt - wenn man den Gesamtmarkt betrachtet. Demnach werde in Deutschland zwar im Durchschnitt jeder achte Artikel wieder retourniert, den Kunden bestellen (über alle Branchen). Von diesen Rücksendungen wird aber der Löwenanteil laut der Auswertung   nach einer Prüfung direkt wieder als A-Ware verkauft (siehe Grafik unten). Drei von vier Rücksendungen werden damit also schon einmal nicht verschrottet. Dazu verkaufen Versender jede zehnte Retoure als B-Ware mit Mängeln. In Summe werden so schon einmal etwa 90 Prozent der Rücksendungen erneut regulär verkauft, während laut der Studie im Schnitt nur 3,9 Prozent der Rücksendungen vernichtet werden. Dieser Wert sei ein "starkes Indiz" dafür, dass viele Händler "eine vorbildliche Verwertung" durchführen. Bei den vernichteten Waren sei zudem eine Entsorgung oftmals "alternativlos", da über die Hälfte der entsorgten Artikel technisch einen Defekt gehabt habe. Retouren E-Commerce Eine Stichprobe von neuhandeln.de bestätigt die Retouren-Studie. Demnach ist auch bei den Big Playern die Verschrottung von Retouren nach eigenen Angaben mehr Ausnahme als Regel (siehe Statements unten). Dennoch kommt in Summe einiges zusammen. So wurden laut der Retouren-Studie im vergangenen Jahr knapp 490 Mio. Artikel von deutschen Kunden retourniert, so dass bei einem Anteil von knapp vier Prozent dann doch eine stolze Summe von 20 Mio. Artikeln   entsorgt wurde. Und diese Artikel werden leider nicht nur verschrottet, weil sie defekt sind. Fünf Prozent der Retouren - etwa 1 Mio. Artikel - wurden laut der Studie nämlich auch entsorgt, weil Marken- und Patentinhaber dies vorgeben und den Händlern eine Verwertung "aktiv untersagen". Spenden würden Händler wohl auch mehr, wenn die Rahmenbedingungen besser wären. "Die Mehrwertsteuergesetze in Deutschland geben vor, dass Unternehmen die Mehrwertsteuer auf den Wert von gespendeten Waren entrichten", argumentiert ein Amazon-Sprecher. "Daher ist es wirtschaftlich wenig sinnvoll, Waren zu spenden."
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