Start von ParcelLock: Woran der Paketkasten von Hermes & Co. krankt
10.10.2016
Nachteil Nummer 1: Keine zentrale Vermarktung
Auf der Privatkunden-Website von Hermes findet sich gar kein Hinweis zu ParcelLock, auch auf der Startseite von GLS nicht. Lediglich DPD bietet einen passenden Menüpunkt auf seiner Website , der Nutzer auf das Online-Portal Parcellock.de führt. Doch wer soll dort landen, wenn die Verbundpartner nicht zusammen für das System trommeln? Ob und was für Marketing-Aktionen zum Marktstart geplant sind, verrät die ParcelLock GmbH auch auf mehrmalige Nachfrage von neuhandeln.de nicht. Stattdessen verweist man darauf, dass zum Beispiel die Firma Burg-Wächter nun Paketkästen mit Parcel-Lock-System auf den Markt gebracht habe (siehe Foto). Die Paketkästen wären in den Online-Shops von Amazon und Ebay durch mehrere Vertriebspartner erhältlich, wie die Verantwortlichen argumentieren. Doch wer soll dort nach diesen Produkten suchen, wenn sie nicht beworben werden?Nachteil Nummer 2: ParcelLock ist zu teuer
Vor dem Marktstart hatte Paket-Zusteller Hermes noch gegenüber neuhandeln.de bestätigt, dass Kunden für die Paketkästen des Verbundprojekts in jedem Fall weniger bezahlen sollen als beim DHL-System . Davon kann nun wahrlich keine Rede mehr sein. Denn jetzt startet das kleinste Modell mit einer Preisempfehlung von 399 Euro . Zum Vergleich: Bei DHL gibt es Paketkästen ab 99 Euro. Gegenüber neuhandeln.de argumentiert ParcelLock, dass man als Technologie-Anbieter nur die technische Komponente zur Verfügung stelle und das eigentliche Produkt autark von den jeweiligen Herstellern entwickelt werde. Deshalb wären Design, Produktion, Vertriebswege und auch die Preisstruktur immer Sache der einzelnen Produktionspartner. Doch damit droht nicht nur ein Wildwuchs. Auch das Preisgefüge hat Parcellock anscheinend nicht in der Hand. "Zum Marktstart hat sich Burg Wächter dazu entschieden, auf hochqualitative Paketkästen im Premium-Segment zu setzen, die auch ohne Parcel-Lock-System entsprechend teurer sind", argumentiert etwa ParcelLock.Hürde Nummer 3: Parcel Lock ist keine All-in-One-Lösung
Prinzipiell, ja prinzipiell könnten alle Zusteller ihre Pakete an Boxen mit Parcel-Lock-System ausliefern. Dumm ist nur, dass mit DHL halt der wohl bekannteste Vertreter sein eigenes Süppchen kocht. "Die Nichtbeteiligung von DHL bedauern wir, da Kunden ganz eindeutig nach einer Lösung für alle Paketdienste verlangen", klagt daher auch die Parcellock GmbH. Zwar sei man zuversichtlich, dass sich bei DHL langfristig ein kundenorientierter Ansatz durchsetzen wird. Dass sich DHL den drei konkurrierenden Zustellern anschließt, ist aber unwahrscheinlich. Schließlich hatte DHL erst im Sommer gegenüber neuhandeln.de durchblicken lassen, dass sich der Zusteller mit seinem Angebot an hauseigenen Paketkästen "sehr gut aufgestellt" sieht. ParcelLock hält dagegen, dass der eigene Markterfolg "keineswegs von einer DHL-Beteiligung abhängig" sei. Doch genau das ist der Fall. Denn ohne DHL-Beteiligung braucht der Kunde nach wie vor zwei verschiedene Systeme bei den Paketkästen, um auch alle Sendungen annehmen zu können. Dass ParcelLock allen Zustellern offen steht und Kunden mehr Vorteile bietet als ein hauseigenes System von DHL, mag damit zwar in der Theorie stimmen. In der Praxis aber gibt es diese All-in-One-Lösung halt schlichtweg nicht.
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