Das sind die aktuellen Retourentrigger in Deutschland
07.03.2024 Warenrücksendungen sind der größte Gewinnvernichter im deutschen E-Commerce. Doch obwohl die Retourenabsicht der Onlineshoppenden in diesem Jahr deutlich gestiegen ist, sind viele Rücksendegründe hausgemacht.
Besonders auffällig ist es im Fashion-Bereich: 28,5 Prozent der Befragten will gekaufte Kleidung zurückschicken, davon 12 Prozent sämtliche gekaufte Waren. Hoch ist auch die Retourenabsicht im Segment Einrichtung (17,1 Prozent, davon 11 Prozent sämtliche Waren), während in den Bereichen Unterhaltung (12,3 Prozent), täglicher Bedarf (10,5 Prozent) und Freizeit (9,3 Prozent) die Retourenabsichten zwar unterdurchschnittlich sind - aber durchwegs höher als in den Vorjahren.
Diese Werte werden auch von der jetzt durchgeführten repräsentativen Retouren-Deutschlandstudie des Versandhausberaters bestätigt: Rund 24 Prozent der Befragten nutzen nach eigenen Angaben demnach Retouren, um das eigene Einkaufsverhalten zu optimieren. Vor allem, indem gleich mehrere Größen von Textilien bestellt werden. Das Marktforschungsinstitut Splendid Research hat 1.010 Menschen in einer bevölkerungsrepräsentativen Erhebung gefragt, warum sie online bestellte Waren überhaupt zurückschicken. Wenig verwunderliches Ergebnis: Wie auch schon in den Vorjahres-Befragungen hat der Großteil der Retouren produktabhängige Gründe. Über drei Viertel aller Retouren stammen aus Produktproblemen - deutlich mehr als in den Vorjahren. Hauptgründe für Retouren sind vor allem nicht passende Kleidung (61,4 Prozent) sowie schlecht verarbeitete beziehungsweise sogar kaputte Waren (57,6 Prozent), die eine Rücksendung durch die Kundschaft auslösen.
Jeder Zweite schickt wegen falscher Produktinformationen Waren zurück
Falsche, irreführende oder missverständliche Produktbeschreibungen sind laut den Befragten für knapp jeden zweiten der Grund, online gekaufte Produkte zurückzuschicken, wie die kumulierte Analyse der Retourentrigger ergibt. Wenn man die Mehrfachbestellungen wegen alternativer Größen und Ausführungen zur Hälfte dem Marketing zuschlägt, dann sind es mehr als drei von fünf Retouren (61,4 Prozent), die man mit besseren Produktbeschreibungen, ausführlicheren Erklärungen und optimierten Größenund Versionsanzeigen zumindest zum Teil in den Griff bekommen könnte. Vor allem mit der Optimierung der Darstellung von Größen und Passformen sollten sich E-Retailer intensiv auseinandersetzen, wenn sie ihre Retourenquote senken wollen.
Deutlich gestiegen gegenüber den Vorjahresbefragungen ist der Anteil derjenigen, die angegeben haben, dass sie online gekaufte Produkte zurückschicken würden, die kaputt sind. Von etwas über der Hälfte in den vergangenen zwei Jahren, die dies angegeben haben, auf jetzt knapp 58 Prozent (Mehrfachnennungen waren möglich). Im Inflationsund Krisenjahr 2023 ist offenbar die Toleranz der Kundschaft gegenüber Produktfehlern deutlich zurückgegangen.
Ebenfalls reduziert hat sich der Anteil derjenigen, die sagen, dass sie prinzipiell keine online gekauften Waren zurückschicken. Auch das wohl eine Folge von schlechter Wirtschaftslage sowie dem Retouren-Learning der Coronazeit. Es ist normaler geworden, Produkte zu retournieren.
Deutliche Unterschiede beim Retourenverhalten
In der demografischen Detailauswertung haben wir die Abweichungen nach Alter, Geschlecht, Einkommen, Familienstand, Ausbildung und Berufsabschluss ausgewertet. Einige Erkenntnisse daraus:
- Frauen schicken Modeprodukte öfter zurück, weil diese nicht passen - Frauenmode muss wohl, was Größenangaben angeht, deutlicher gekennzeichnet sein als bei der Männerzielgruppe.
- Es sind vor allem Frauen, die Produkte in mehreren Ausführungen bestellen, um die nicht gefallenden dann zurückzuschicken.
- Bei hohen Haushaltsnettoeinkommen werden gerne Produktvarianten bestellt. Hier ist auch die exakte Produktbeschreibung wichtig, die keine Fehlinterpretationen zulässt.
- Je jünger ein Käufer oder eine Käuferin ist, umso häufiger bestellt er oder sie gleich mehrere Versionen eines Produkts.
- Die Generation 60plus macht deutlich seltener Mehrfachbestellungen.
- Menschen mit niedrigem Einkommen retournieren deutlich seltener.
- Familien mit Kindern bestellen überdurchschnittlich oft Kleidung in verschiedenen Größen. Wer Kinderkleidung verkauft, muss wohl damit leben.
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