Neue Wachstumsphase: Wehkamp geht an Apax Partners

von Stephan Randler

07.07.2015

 (Bild: NH-Pressebild)
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Bild: NH-Pressebild unter Creative Commons Lizenz
Die niederländische Versendergruppe RFS Holland Holding    bekommt einen neuen Eigentümer. So will die international tätige Beteiligungsgesellschaft Apax Partners    sämtliche Anteile an der Gruppe von den bisherigen Gesellschaftern übernehmen, die aus IK Investment Partners    und den Managern Paul Nijhof (ehem. CEO von RFS), Berend van de Maat (Ex-CFO von Wehkamp) und Ad Scheepbouwer (aktuell im RFS-Verwaltungsrat) bestehen. Über die Bühne gehen soll der Deal noch in diesem Quartal. Zum Kaufpreis macht man offiziell keine Angaben. Laut der holländischen Lokalpresse soll Apax aber 450 Mio. Euro für die Versendergruppe zahlen   .

Wehkamp Online-ShopDie Versendermarke Wehkamp ist das Flaggschiff der Gruppe (Bild: Screenshot)

Apax steigt bei der holländischen Versendergruppe ein, weil das Unternehmen über eine gute Marktposition im niederländischen Versandhandel verfüge, starke Zahlen vorweisen könne und "hervorragende Perspektiven" habe. So habe die Versendergruppe in Sortimenten wie Mode, Beauty und Möbeln die Marktführerschaft im holländischen Online-Handel. Und bei Elektronik zähle die RFS Holland Holding auch zu den drei größten Marktteilnehmern im E-Commerce. Der neue Eigentümer Apax kennt sich nach eigenen Angaben im Digital-Geschäft aus und will mit seiner Erfahrung und seinen finanziellen Mitteln eine "neue Wachstumsphase" einläuten.

Neun von zehn holländischen Haushalten sind bereits Wehkamp-Kunde

Schaden dürfte das der Versendergruppe nicht. So konnte zwar die RFS Holland Holding im vergangenen Geschäftsjahr 2014/2015 (Stichtag: 31. März) einen Brutto-Umsatz von 711,3 Mio. Euro (nach Retouren) erzielen und damit zum Vorjahr um neun Prozent wachsen. Noch ein Jahr zuvor hatte der Umsatz allerdings fast stagniert. Das Ergebnis (EBITDA) der Gruppe war dafür in den vergangenen drei Geschäftsjahren immer deutlich profitabel gewesen (siehe Grafik). Zu der holländischen Versendergruppe gehören eine Handvoll Online-Händler. Das Flaggschiff ist sicherlich der Universalversender Wehkamp   , der seit den 1950er Jahren in Holland aktiv ist und seit dem vergangenen Jahr erstmals auch in Belgien verkauft   . Der ehemalige Katalog-Versender verschickt seit sieben Jahre keine Katalog mehr und verkauft nur noch online. Zur Gruppe gehört auch der Universalversender Fonq    (Motto: “Das Web-Kaufhaus von heute”), der auch in Deutschland aktiv ist   und hierzulande seinen Umsatz zuletzt verdoppeln konnte   . Zum Portfolio zählen zudem der Finanzdienstleister Lacent   und das Multishop-Unternehmen Create2Fit   , das aktuell ein halbes Dutzend Nischen-Angebote betreibt   und beispielsweise Staubsauger, Waschmaschinen oder Fernseher jeweils über eigene Online-Shops verkauft   .

RFS KennzahlenRFS Holland Holding konnte zuletzt wieder spürbar wachsen (Bild: eigene Grafik)

Trotz eines breiten Portfolios dürfte das ECommerce-Geschäft aber kein Selbstläufer werden. So zeigen Zahlen vom holländischen ECommerce-Verband Thuiswinkel   , dass im Jahr 2013 ca. 12,1 Mio. Internetnutzer in Holland aktiv waren   . Damit stagniert diese Zahl seit einigen Jahren   , auch die Zahl der Online-Käufer steigt nur noch langsam   . Das dürfte daran liegen, dass aktuell bereits der Löwenanteil der rund 17 Mio. Einwohner Hollands online ist und der Markt damit keine großen Wachstumssprünge mehr ermöglicht. Dazu passt dann auch, dass bereits 90 Prozent der holländischen Haushalte schon Kunde beim RFS-Flaggschiff Wehkamp sind. Wachstumspotenzial steckt für RFS daher vor allem im Geschäft mit Stammkunden. Deshalb ist es kein Wunder, dass Apax das Sortiment ausbauen und in Kunden-Services investieren will.
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