Multichannel-Handel 2.0: Zalando startet Offline-Kooperation

von Stephan Randler

21.03.2016

 (Bild: NH-Pressebild)
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Bild: NH-Pressebild unter Creative Commons Lizenz
Leser von neuhandeln.de wissen bereits seit über einem halben Jahr, dass Zalando   langfristig auch die Sortimente von stationären Händlern einmal in seinem Online-Shop anbieten will   (Projektname: "Shopping City"). Nun ist der Fashion-Versender bei seiner angekündigten Multichannel-Strategie   einen entscheidenden Schritt weiter und testet jetzt zum ersten Mal, ob und wie sich Produkte von stationären Mode-Händlern zusätzlich über das Online-Portal Zalando.de   verkaufen lassen. Konkret kooperiert Zalando dafür mit dem Mode-Händler Bodycheck   , der auf Streetwear spezialisiert ist und bundesweit derzeit acht Ladengeschäfte betreibt. Im Berliner Einkaufscenter Alexa   betreibt Bodycheck dabei eine Filiale, deren Bestand nun in den Online-Shop von Zalando eingebunden ist.
Zalando.de
Zalando verkauft nun auch stationäre Ware online (Bild: Screenshot)
Das ist für Verbraucher im ersten Moment zwar so nicht direkt ersichtlich, da auf den entsprechenden Produktdetailseiten ein Hinweis auf den Anbieter Bodycheck fehlt. Sobald Kunden aber dann Ware von Bodycheck bestellen und den Kaufvorgang abschließen möchten, bekommen sie im Online-Shop einen Hinweis zu sehen, dass die gewünschte Ware nicht von Zalando selbst geliefert wird, sondern von dem Händler Bodycheck stammt. Versand und Retouren kosten Kunden aber auch in diesem Fall nichts. Wenn Bodycheck über Zalando.de verkauft, erhält Zalando eine Provision. Genaue Konditionen verraten die Berliner zwar auch auf Nachfrage von neuhandeln.de nicht. Prinzipiell erinnert das Verfahren aber an das Partner-Programm von Zalando. Hier können bereits seit längerem einzelne Marken wie GAP entscheiden, welche Produkte sie über Zalando.de verkaufen. Ein Teil der Ware wird dabei von Zalando aufgekauft und aus den eigenen Versandzentren an die Kunden verschickt. Marken können ihre Kunden aber auch direkt beliefern, so dass Zalando bei Verkäufen eine Provision erhält (und das eigene Risiko minimiert, wenn keine Ware auf Lager genommen wird). Beim bestehenden Partnerprogramm präsentieren Marken aber für gewöhnlich ihre Produkte in einem speziellen Sub-Shop (Beispiel: GAP   ), während bei dem Testlauf mit dem stationären Einzelhandel der Anbieter Bodycheck keinen eigenen Händlerbereich auf Zalando.de erhält. Gemein haben aber beide Modelle dafür wiederum, dass Zalando mit den Kooperationen sein Online-Sortiment vergrößern kann - und dadurch im nächsten Schritt auch die Attraktivität für Endkunden steigern dürfte.

Wie der stationäre Einzelhandel von Zalando profitieren kann

Am meisten profitieren könnte von der Kooperation aber der stationäre Einzelhandel. So können die stationären Händler zum einen von der Marken-Bekanntheit und der Online-Reichweite von Zalando profitieren, die sie für einen eigenen Online-Shop erst selbst mühsam aufbauen müssten. Viel entscheidender aber ist: Der stationäre Einzelhändler kann beim Zalando-Modell nun auch online verkaufen, ohne selbst Produktfotos schießen und Artikeltexte schreiben zu müssen. In dem konkreten Fall betreibt der Anbieter Bodycheck selbst zwar auch einen eigenen Online-Shop, für eine Kooperation mit Zalando ist das nach Informationen von neuhandeln.de aber kein Muss. Wichtig ist nur, dass Händler ihren Filialbestand über eine Warenwirtschaft abbilden und an Zalando übermitteln. Das klingt gut. Denn in der Praxis scheitern Online-Projekte oft daran, dass lokale Einzelhändler zwar durchaus im Internet verkaufen wollen, den zusätzlichen Aufwand für den Online-Vertrieb neben ihrem Tagesgeschäft aber nicht auf Dauer leisten können. Vor diesem Hintergrund hat das Zalando-Modell eine sehr gute Zukunftsperspektive, da man Einzelhändlern nun den Sprung in den E-Commerce ermöglicht, die Händler selbst sich aber nach wie vor auf den Verkauf vor Ort konzentrieren können. Und für Kunden führt so eine Multichannel-Kooperation nicht nur dazu, dass sich das Sortiment im Online-Shop vergrößert. Kunden können zudem auch schneller an die Ware kommen. So wäre zum Beispiel denkbar, dass ein stationärer Händler die Zalando-Kunden noch am selben Tag über Same-Day-Delivery beliefert, wenn der Kunde in der Nähe des stationären Ladengeschäfts wohnt. Same-Day-Delivery bietet zwar auch Zalando selbst an   . Den Service gibt es aber nur in Berlin und dem Ruhrgebiet, wo sich Versandzentren von Zalando befinden, von denen aus der Versender schnell seine Ware an Kunden in der Nähe liefern kann. Bundesweit ist Same-Day-Delivery nicht möglich, da Zalando in Deutschland nur drei Versandzentren betreibt   (Berlin, Mönchengladbach, Erfurt). Durch die Kooperation mit dem stationären Einzelhandel wäre nun aber auch Same-Day-Delivery flächendeckend denkbar. In einem ersten Schritt liefert Bodycheck seine Ware an Zalando-Kunden allerdings im Standardversand. Dabei wird allerdings auch der Standort des Kunden berücksichtigt. Wenn der Kunden etwa in Berlin wohnt, kann Bodycheck den Auftrag bekommen und die Ware liefern - vorausgesetzt, das gewünschte Produkt bietet auch Bodycheck an. Wohnt der Kunde im Ruhrgebiet, so verschickt Zalando die Ware selber, wenn sie im Sortiment ist - denn in der Nähe befindet sich ein eigenes Versandzentrum. So soll die Zustellung auch beim Standardversand schon schneller gehen.
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