Mode-Handel: Bonprix mit neuer Strategie für das Filialgeschäft

Der Mode-Händler Bonprix strukturiert sein Filialnetz um. Aus diesem Grund verabschiedet sich der Multichannel-Händler aus der Otto-Gruppe von allen kleinflächigen Stores in Deutschland und dem europäischen Ausland. Konkret vor dem Aus stehen damit 21 Ladengeschäfte in Deutschland und ein Store in Österreich, die sich allesamt durch kleine Verkaufsflächen auszeichnen und in Standorten wie Fachmarktzentren liegen. Diese Filialen schließen Ende 2016 bzw. mit dem Auslaufen der Mietverträge. Vergleichbare Ladengeschäfte in Italien und in der Schweiz wurden bereits Ende 2015 geschlossen.

bonprix Megastore
Geschäft mit Zukunft: Bonprix-Megastore in Hamburg (Bild: Bonprix)

Hintergrund für diese Schließungen ist, dass die kleineren Flächen nach Angaben der Otto-Tochter den „Anforderungen des Marktes nicht gerecht werden“ und bei Bonprix die „Erwartungen nicht erfüllen“ konnten. Schuld daran sei wiederum, dass man an Standorten wie Fachmarktzentren mit „rückläufigen Besucherfrequenzen“ zu kämpfen habe.

Aus dem Stationärgeschäft verabschiedet sich die Otto-Tochter dennoch nicht. Im Gegenteil. Denn neben kleinflächigen Filialen betreibt Bonprix auch so genannte „Megastores“ wie in Hamburg (siehe Foto links), auf die man sich bei dem Geschäft im stationären Einzelhandel künftig konzentrieren will.

Aktuell gehören zum Filialnetz von Bonprix bereits zehn solcher Megastores in Deutschland, im Ausland dagegen ist die Otto-Tochter bislang nur mit kleinen Geschäften vertreten. Weil diese aber jetzt nach und nach ja komplett aufgegeben werden, konzentriert sich Bonprix nicht nur auf seine Megastores – sondern betreibt seine stationären Fachgeschäfte künftig auch nur noch in Deutschland.

Filialstrategie: Kleine Geschäfte schließen, Megastores eröffnen

Denn über die größeren Megastores kann Bonprix seine Marke vor Ort besser erlebbar machen und seine Eigenmarken (bpc, John Baner, bpc Selection, Bodyflirt, Rainbow) in Sortimentsbreite „attraktiv und zielgruppenorientiert“ in Szene setzen, wie der Händler gegenüber neuhandeln.de betont.

Bonprix-Chef Marcus Ackermann Bild: Bonprix)
Bonprix-Chef Marcus Ackermann (Bild: Bonprix)

„Über eine markt- und zukunftsorientierte Neuausrichtung planen wir, das große Potenzial der Retailsparte besser auszuschöpfen“, verdeutlicht Bonprix-Chef Marcus Ackermann (siehe Foto links) im Gespräch mit neuhandeln.de. „Unsere Fashion-Stores sollen zukünftig noch stärker Schaufenster und Eintrittsportal in die Bonprix-Modewelt sein und dazu beitragen, den Ausbau von Bonprix zu einer starken vertikalen Modemarke voranzutreiben.“

Um dieses Ziel zu erreichen, müsse sich Bonprix zunächst auf den deutschen Markt konzentrieren. „Hier setzen wir zum einen auf die bestehenden Megastores“, erklärt Ackermann. „Erstmalig werden wir aber auch großflächige Stores in A-Lagen mit hoher Besucherfrequenz eröffnen.“

Generell würden sich die zehn Bonprix-Megastores in Deutschland „vielversprechend entwickeln“, während das Geschäft in den kleineren Filialen zuletzt die Erwartungen enttäuscht hatte. Wann und wo die nächsten Bonprix-Megastores eröffnen sollen, verrät die Otto-Tochter aktuell aber noch nicht.

Der Mode-Anbieter Bonprix wurde 1986 gegründet und war zunächst nur im Versandhandel aktiv. 1999 hatte die Otto-Tochter dann ihre erste Filiale (Hamburg) eröffnet. Stationäre Geschäfte gab es zuletzt allerdings nur in Deutschland, Österreich sowie der Schweiz und in Italien, während Bonprix über Online-Shops derzeit Kunden in 29 Ländern bedient. Aus diesem Grund wird über das Stationärgeschäft bislang auch nur ein einstelliger Prozentwert vom Gesamtumsatz der Bonprix-Gruppe generiert.

Bereits heute können Kunden in den Geschäften ihre Online-Bestellungen abholen („Click & Collect“) und Retouren abgeben. Im Zuge der neuen Filial-Strategie sei perspektivisch auch „eine stärkere Vernetzung der Kanäle in Planung“. Konkrete Details dazu nennt Bonprix momentan aber nicht.

Im vergangenen Geschäftsjahr 2015/16 (Stichtag: 29. Februar) war der Umsatz von Bonprix um elf Prozent auf 1,4 Mrd. Euro netto weltweit gestiegen. Wachsen konnte Bonprix generell, weil man “modischer und schneller” geworden sei. Seit dem vergangenen Geschäftsjahr führt Bonprix zudem ganzjährig Bademode, das Angebot an Plus-Size-Mode wurde ausgebaut. Dazu hatte Bonprix die Zahl der Kollektionen erhöht und profitiere davon, dass sich die TV-Kampagnen im vergangenen Jahr positiv auf das Image auswirkten. Die Otto-Tochter verkauft übrigens ausschließlich Eigenmarken.

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