Gastbeitrag: Was beim Kauf eines Online-Shops wichtig ist

Im Internet werden immer wieder Online-Shops zum Verkauf angeboten. Diese wollen die Betreiber nach eigenen Angaben häufig aus Altersgründen oder wegen akutem Zeitmangel verkaufen. Doch bei jedem Angebot ist Vorsicht geboten. Denn gerade im Netz lassen sich Projekte ohne großen Aufwand auf die Beine stellen und zum Verkauf anbieten. Wer nicht aufpasst, geht Betrügern auf den Leim und investiert schnell viel Geld für nichts. Berater Henrik Henke weiß aber, wie man seriöse Angebote im Internet identifizieren kann:

  • Der Rechtsklick – Der Quellcode lügt nicht
    Die meisten Informationen erhält man über ein Projekt, in dem man auf die Website mit der rechten Maustaste klickt und den Quelltext der Shopseiten aufruft. Hier findet man häufig Daten der Designer, das Erstelldatum und Infos zur  Shop-Software. Diese Infos kann man nutzen, um Belege für den Erfolg eines Shops zu finden: Ist die Software aktuell? Ist ein Tracking-Code implementiert? Das ermöglicht dann weitere kritische Fragen an den Anbieter, zum Beispiel was die Besucherzahlen auf der Seite angeht. Ziel ist es, möglichst unabhängige Belege für den Erfolg des Shops zu finden.
  • Gütesiegel – Die dreiste Masche
    Gütesiegel sind die Vertrauens-Signale schlechthin im E-Commerce, da diese für die Seriosität eines Anbieters bürgen. Eine Zertifizierung kann je nach Anbieter zudem sehr aufwändig sein und kostet Geld. Insofern spricht ein Güte-Siegel zunächst für einen seriösen Shop. In der Praxis werden manchmal aber auch Gütesiegel geführt, obwohl es gar keine Zertifizierung gab. Siegel-Anbieter bieten auf ihren Seiten daher an, dass man überprüfen kann, ob ein Zertifikat auch echt ist.
  • Inhalte – Verkaufsschlager und Dummies
    Ein schöner Shop mit vielen Artikeln – das macht erstmal einen guten Eindruck. Doch Blender-Projekte werden gerne mit Dummies befüllt – dabei handelt es sich um Artikel mit hochwertigen Bildern und Texten, die jedoch nicht für den Verkauf gedacht sind, sondern von Designern zum Testen ihrer Arbeit verwendet werden. Hier lohnt sich ein Reality Check bei anderen Anbietern, um Dummies zu entlarven. So kann man etwa bei Amazon nachsehen, ob es die Artikel eines Shops auch woanders gibt.
  • Trackrecord – Das Netz vergisst nichts
    „Der Shop ist seit Jahren erfolgreich am Markt, aber derzeit offline wegen …“: Mit diesem Argument können Anbieter die Recherche-Möglichkeiten für potenzielle Interessenten sehr schnell einschränken. Allerdings gilt auch hier: Das Netz vergisst nichts. So lässt sich die Vergangenheit („Trackrecord“) eines Shops zum Beispiel über die Wayback-Machine aufspüren. Wenn der Shop einer Suchmaschine aufgefallen ist (und das sollte er), dann kann man seine Spuren viele Jahre zurück verfolgen.
  • Nachbarschaft – Zeig mir Deinen Server und ich sag Dir, was Du wert bist
    Wer einen Spielwarenladen übernehmen möchte, schaut sich in der Nachbarschaft um. Was gibt es dort für Geschäfte? Werden dort seriöse Marken oder Ramsch angeboten? Genauso kann man sich die Nachbarschaft eines Online-Shops prüfen. Denn über die Internet-Adresse des Online-Shops lässt sich die IP-Adresse des Servers ermitteln, auf dem die Daten liegen. Danach kann man ermitteln lassen, welche Webseiten dort noch gehostet werden – und wie es um deren Qualität bestellt ist.

Ob ein Online-Shop erfolgreich ist, lässt sich also mit vielen Faktoren prüfen. Und das sollte man auch. Denn eine eingehende Analyse kann vor hohen Verlusten schützen. Wenn man pro Punkt nur eine Stunde recherchiert, hält sich der Aufwand im Vergleich zur möglichen Investition in Grenzen. Denn Online-Shops kosten oft mindestens einen fünfstelligen Betrag.

Henrik Henke

Über den Autor: Henrik Henke berät kleine und mittelständische Unternehmen aus Industrie, Handel und dem -Commerce. Dabei unterstützt er Kunden unter anderem bei Projektmanagement, Prozessoptimierung und dem Aufbau einer Supply Chain. Für weitere Dienstleistungen werden passende Partner ausgesucht. Der Fokus liegt dabei auf dem Aufbau eines Netzwerkes für den Kunden. Weitere Infos gibt es online unter Henke-SCM.de.

4 Kommentare

  1. Interessant. Wusste gar nicht, dass im Quellcode steht, wie viele Besucher eine Seite hat?

    Und dass man pauschal Daten wie Shopsystem, letzte Änderung, Author/Designer des Shops im HTML-Quellcode findet, ist auch nicht richtig. Einige Shopbetreiber machen sich sogar extra die Mühe, diese Infos nicht im Quellcode auftauchen zu lassen, um weniger Angriffsfläche für automatisierte Angriffe auf Sicherheitslücken bestimmter Systeme zu verhindern.

    Wenn man den Unterschied zwischen z.B. PHP und HTML nicht kennt, sollte man nicht solche reißerischen „Tipps“ geben. Damit hilft man auch niemandem weiter…

  2. Danke für die konstruktive Kritik. Da hat sich beim Kürzen des Textes der Fehlerteufel eingeschlichen. Es muss heissen: „Ist ein Tracking-Code z.B. für Google Analytics implementiert? Das ermöglicht dann weitere kritische Fragen an den Anbieter zu stellen, zum Beispiel was die Besucherzahlen auf der Seite angeht. Ziel ist es schließlich, unabhängige Belege für den Erfolg des Shops zu finden.“

    Insgesamt ist es natürlich schwer ein so komplexes Thema kurz und prägnant darzustellen, deshalb sollte man sich für den Anfang auf den Regelfall konzentrieren. Bei jedem einzelnen Aspekt gibt es natürlich viele Ausnahmen, die es gesondert zu betrachten gilt. Die 5 Punkte oben sind jedoch ein guter Einstieg zur Bewertung eines Shops wie er x-fach über Nachfolgeportale angeboten wird.

  3. 5 Tipps „Was beim Kauf eines Onlineshops wirklich wichtig ist“:

    – Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) vorlegen lassen
    – soweit vorhanden: Bilanzen der Vorjahre vorlegen lassen
    – Lieferantenverträge einsehen und prüfen
    – Gespräche mit den Dienstleistern (Programmierern etc.) führen
    – Gründe für den Verkauf doppelt und dreifach abklopfen

    🙂

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