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Wie bikes.de in 100 Tagen einen Fahrrad-Marktplatz gelauncht hat

Gastbeitrag von Judith Geuking

Wie baut man eine digitale Plattform für den stationären Fahrradhandel auf, die verschiedenste Händler und Endkunden zusammenbringt und so den Kauf oder auch das Leasing eines neuen Fahrrads oder E-Bikes einfacher macht? Und das am besten in kürzester Zeit?

 (Bild: NH-Pressebild)
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Bild: NH-Pressebild unter Creative Commons Lizenz

Wir haben Georg Wagner, CEO von bikes.de   , gefragt, wie er den traditionellen Fahrradmarkt mit lokal im Fachhandel verfügbaren Produkten auf diese Weise revolutioniert und erfolgreich ins Netz gebracht hat.

Georg, welche Aufgabe lag mit bikes.de vor euch?

Georg: Wir haben inzwischen ein Sortiment von mehr als 8.000 Modellen von über 70 Marken und über 400 Händler bzw. Vendoren, die auf unserem Marktplatz verkaufen. Dass das so klappt, war am Anfang noch nicht klar. Da geht es ja erstmal um Machbarkeit und Umsetzbarkeit. Wir mussten die Aufgabe bewältigen, nicht nur ein modernes Frontend zu entwickeln, mit einem digitalen Reservierungs-, Bezahl- und Leasingprozess inklusive Anbinden der verschiedenen Warenwirtschaftssysteme der Händler. Wir mussten die Händler ja außerdem auch von einer zentralen Marktplatz-Lösung überzeugen. Schließlich findet fast 70 % des Umsatzes auch heute noch stationär statt. Im Fahrradbereich hat die Verschiebung Richtung online nicht so stattgefunden wie in anderen Branchen. Und besonders das Thema Dienstrad nimmt stark zu und findet noch immer vor allem im Fachhandel statt.

Was waren dabei eure Anforderungen?

Georg: Wir haben uns 100 Tage für die erste Version, also ein typisches MVP-Konzept, gegeben. In 100 Tagen mussten wir beweisen, dass wir eine solche Plattform mit allen drei Verkaufsmöglichkeiten - Reservieren, Bezahlen und Leasen - und mit Magazin-Bereich für SEO-Reichweite aufsetzen können und dass dort auch etwas passieren wird. Also auch die ersten Händler an Bord bekommen und Online-Reichweite generieren. Der erste Beweis, ob das funktionieren kann, war dabei erstmal nur die Reservierungsfunktion, um gemeinsam mit ersten 100 angebundenen Händlern und ersten Kunden die Prozesse und das Konzept zu validieren und zu schauen, ob wir weitermachen und auch weiter investieren.

Wie habt ihr das gelöst?

Bild: bikes.de
Georg: Dazu haben wir auf der einen Seite die Warenwirtschaftssysteme der Händler angebunden und die Verfügbarkeiten der verschiedenen Händler in ein Frontend gegossen. Daraus ist unsere "Buy Box" entstanden, in der Endkunden direkt sehen können: Welcher Händler bietet wo welches Fahrrad in welcher Variante und zu welchem Preis an. Auf der anderen Seite sollten Redakteure sehr einfach redaktionelle Magazin-Beiträge und Landingpages pflegen und veröffentlichen können. Das haben wir technisch mit commercetools und Contentful gelöst, und vor allem in sehr enger Zusammenarbeit mit kernpunkt als Umsetzungspartner   . Wir haben dabei agil gearbeitet und immer wieder in kurzen Abständen evaluiert: Funktioniert das, was wir uns vorstellen? Rein technisch - aber auch kaufmännisch?

Warum habt ihr für diese erste Version kein Standard-Shopsystem gewählt?

Georg: Mit unserer Buy Box haben wir komplexere Verkaufsthemen und das kann kein Standard- oder monolithisches Shopsystem - oder zumindest nicht gut. Wir wollten auf jeden Fall Regionalität mit hineinbringen, die ist beim Fahrradkauf oft noch wichtiger als der Preis. Aber gleichzeitig möchte ich für den Endkunden die Möglichkeit haben, Varianten wie Farben etc. auszuwählen. In dem Moment, wo der Kunde eine andere Farbe auswählt, switcht in der Buy Box der Händler. Und dann spielt Lokalität wieder eine Rolle und wir müssen schauen: Welcher Händler ist dann am nächsten dran? Dabei hat uns der Headless Ansatz sehr geholfen.

Und was kam nach den 100 Tagen?

Georg: Der erste Beweis war erfolgreich. Als nächstes war dann wichtig, den externen Payment-Dienstleister anzubinden, aber auch die Händler zu enablen, direkt zu verkaufen, also sich auch mit den ganzen Prozessen und dem Rechtlichen auseinanderzusetzen. Endkunden können jetzt ihr Fahrrad nicht nur online reservieren, sondern direkt kaufen, beim lokalen Händler abholen, sich zusenden lassen oder über Ihren Arbeitgeber auch leasen. Für das Thema Dienstrad brauchte es dann aber noch etwas: Das Spiegeln der ganzen Produktdaten in einem Leasing-Portal. Dazu wird eine Leasing-Gesellschaft über die API von uns mit den Daten beliefert, sodass Unternehmen die Räder einfach in ihrem eigenen HR-Portal anbieten können, in einer Art Shop wie auf bikes.de. Mit bidirektionalen Datenflüssen, sodass geleaste Bikes auch direkt aus dem Bestand genommen werden.

Ihr habt dabei bestimmt einige Learnings gemacht. Welche Empfehlung kannst du geben?

Georg: Wissen, was man will und was man dafür braucht. Wird es komplex? Dann sollte man sich bewusst sein, dass es mit monolithischen Systemen dreimal so teuer werden kann. Und außerdem muss man verstehen: Ein Marktplatz ist immer auch ein Vertriebsprojekt. Ohne Vendoren und Sortiment wird es nicht funktionieren.  
Bild: bikes.de
Die Technologien auf einen Blick:
  • commercetools als E-Commerce-Technologie
  • Contentful als Headless CMS
  • PHP / Symfony im Frontend
  • Heroku als Deployment-Plattform
  • Microsoft Azure als Cloud-Infrastruktur
  • Cloudflare als CDN
  • Stripe als Payment Dienstleister
 

In unserer Kategorie Shop-Tech informieren wir regelmäßig über neue und innovative Technologien und Themen für Entscheider im E-Commerce. Diese Rubrik wird unterstützt von der Digitalagentur kernpunkt   .

Judith Geuking

Über die Autorin:

Judith Geuking ist Online-Redakteurin und Content-Strategin für SaaS-Startups und Unternehmen mit digitalen Geschäftsmodellen. Sie beschäftigt sich mit neuen Technologien und Lösungen, die die Arbeit einfacher machen und für bessere digitale Erfahrungen in Online-Shops und Co. sorgen - auf Unternehmens- wie auch auf Nutzer-Seite.

Verantwortlich für den Inhalt der Gastbeiträge sind die jeweils herausgebenden Unternehmen.

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