Erotik-Markt: Warum beim Orion-Versand das Geschäft brummt

17.01.2018

 (Bild: NH-Pressebild)
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Bild: NH-Pressebild unter Creative Commons Lizenz
Laut einem Bericht der Wirtschaftswoche   ist der Erotik-Versender Orion   daran interessiert, bei dem kriselnden Wettbewerber Beate Uhse einzusteigen. Auf Nachfrage von neuhandeln.de verrät Orion zwar keine weiteren Details zu einer möglichen Übernahme. Dafür aber berichtet der Erotik-Versender, warum das eigene Versandgeschäft nach wie vor floriert - trotz junger Wettbewerber wie Amorelie.
Susanne Gahr Orion
Susanne Gahr (Bild: Orion)
neuhandeln.de: Zuletzt konnte Orion stark wachsen - gilt das nach wie vor? Orion-Sprecherin Susanne Gahr (siehe Foto): "Im vorletzten Geschäftsjahr 2015/2016 gab es ein starkes Wachstum von knapp neun Prozent auf einen Netto-Umsatz von 73,2 Mio. Euro für die Orion Versand GmbH & Co KG. Im vergangenen Geschäftsjahr konnten wir erneut zulegen, wobei sich das Wachstum im Vergleich zum sehr erfolgreichen Vorjahr wieder etwas abgeschwächt hat. Genaue Zahlen für das Jahr 2016/2017 nennen wir zum aktuellen Zeitpunkt aber noch nicht, wir sind aber sehr zufrieden." neuhandeln.de: Wie schafft Orion diese Zuwächse denn Jahr für Jahr? Gahr: "Letzten Endes sind wir bereit, uns immer wieder neu zu orientieren. Gerade bei Traditions-Unternehmen darf man nicht zu lange an alten Zöpfen festhalten. Denn was früher einmal gut lief, muss heute lange nicht mehr laufen. Die Digitalisierung sind wir deshalb zum Beispiel sehr früh angegangen und haben bereits im Jahr 1995 unseren ersten Online-Shop gestartet. Generell hilft uns, dass wir ein familiengeführtes Unternehmen sind. Wir verwenden unser eigenes Geld zum Wirtschaften und investieren unsere Gewinne wieder in das Geschäft. So sind wir beim Orion-Versand finanziell unabhängig von Geldgebern oder Aktionären, die man mit einer guten Dividende beglücken muss."
Orion Umsatz
Bei Erotik-Versender Orion brummt das Geschäft (eigene Angaben in Mio. Euro)
neuhandeln.de: Dennoch ist der Markt umkämpft mit Wettbewerbern wie Amorelie und Eis.de. Gahr: "Tatsächlich mischen heute immer mehr junge Online-Pureplayer in unserem Geschäft mit, die mitunter sehr schnell sehr groß werden. Orion hingegen profitiert sicherlich von der konstant im Laufe der letzten Jahre und Jahrzehnte gewachsenen Markenbekanntheit und seiner Markenpräsenz sowohl im Onlinehandel als auch im stationären Handel. Hierbei hilft uns, dass wir uns gegenüber dem Wettbewerb als Universalversand im Erotik-Segment positionieren. Wir versuchen daher möglichst viele Produkte im Sortiment zu haben, um so viele Vorlieben und Zielgruppen wie möglich abzudecken. Wer zum Beispiel zunächst nur einen Scherzartikel für einen Junggesellen-Abschied sucht, soll bei uns fündig werden, gleichzeitig aber darauf aufmerksam werden, wie unser Sortiment sein (Liebes-)Leben bereichern könnte. Wenn er einmal bei uns bestellt hat, bestellt er demnächst vielleicht die Dessous für die Freundin. Und wenn trotz der heißen Dessous eine kleine Flaute im Bett herrscht, soll der Kunde an uns denken, wenn er nach einem Vibrator sucht, der für neues Knistern in der Beziehung sorgt." neuhandeln.de: Aber gerade Sex-Toys finden Kunden doch bei vielen Anbietern. Gahr: "Und aus diesem Grund setzen wir bereits eine Stufe früher an. So betreiben wir einen Blog, um Verbraucher über spannende Inhalte auf uns aufmerksam zu machen. Wer dann später Erotik-Artikel sucht, kennt dann schon die Marke "Orion" und sucht von vornherein direkt bei uns. Und natürlich können wir uns auch über das Sortiment von unseren Mitbewerbern differenzieren: Einerseits wächst derzeit die Zahl der Marken, die es ausschließlich im Orion Versand gibt - damit können wir ein rundum eigenes, innerhalb einer Serie geschlossenes Branding von Verpackungen umsetzen, das ausschließlich an das Look and Feel unseres Versandhandels angelehnt ist. Zudem bieten wir ja auch über unseren Großhandel exklusive Eigenmarken an. Hier gibt es zum Beispiel eine Produktserie der Marke "Joymatic", die wir mit exklusivem Brand, Design und mit speziell entwickelter Technik produzieren lassen. Diese Toys funktionieren mit Bio-Feedback, dessen Stärke sich per Körperdruck variieren lässt." neuhandeln.de: Und welche Rolle spielen die stationären Geschäfte bei der Produktauswahl? Gahr: "Unsere Geschäfte schätzen Kunden sehr. Gerade im Erotik-Geschäft gibt es Verbraucher, die zum Beispiel einen Vibrator vor dem Kauf anfassen möchten. In Österreich haben wir daher bereits begonnen, dass Kunden ihre Ware online bestellen und vor Ort abholen können. Auch in Deutschland wollen wir die digitale Zukunft in enger Zusammenarbeit mit den rund 140 Fachgeschäften gestalten." Die Orion Versand GmbH & Co. KG beliefert Privatkunden in mehreren europäischen Ländern und Großkunden. Der Orion-Versand war Mitte der 1980er Jahre aus dem Geschäft von Beate Uhse hervorgegangen. Mit einem Einstieg bei der Beate Uhse AG würde sich damit ein Kreis schließen.
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