Klingel-Krise: Eigenverwaltungsverfahren eröffnet - Investorensuche läuft

03.08.2023

 (Bild: Dr. Andreas Zachmann)
Bild: Dr. Andreas Zachmann
Bild: Dr. Andreas Zachmann unter Creative Commons Lizenz
Anfang Mai hatte die Pforzheimer Klingel-Gruppe   für drei Konzern-Gesellschaften jeweils einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung   gestellt. In allen drei Fällen hatten die Gerichte die Anträge daraufhin genehmigt und jeweils vorläufige Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung angeordnet.
Klingel-Gruppe
Firmensitz der Gruppe (Bild: Klingel)
Nun wurde der nächste Schritt gemacht und jeweils ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung in allen drei Fällen durch das Amtsgericht Karlsruhe eröffnet. Nach eigenen Angaben will die Versender-Gruppe nun schnell einen Investor finden, Gespräche mit potenziellen Partnern laufen laut dem Konzern bereits. In den vorläufigen Eigenverwaltungsverfahren wurden in den vergangenen Monaten bereits Abläufe im Betrieb optimiert und Kosten reduziert, wie die Gruppe mitteilt. Jetzt werden weitere Sanierungsmaßnahmen erarbeitet, das Geschäft der drei betroffenen Klingel-Gesellschaften läuft dabei weiter. Erarbeitet werden diese Maßnahmen von der Geschäftsführung gemeinsam mit Marcus Katholing von der Restrukturierungsgesellschaft Pluta. Zum Sachwalter in den Eigenverwaltungsverfahren wurde der Anwalt Martin Mucha von der Kanzlei Grub Brugger bestellt, der zuvor bereits der vorläufige Sachwalter war. In einem nächsten Schritt starten Gespräche über Personalanpassungen mit den Arbeitnehmervertretern.

Klingel leidet unter Konsumflaute und Inflation

Die Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung wurden nun konkret eröffnet für die Schneider GmbH & Co. KG (Aktenzeichen: 101 IN 383/23) als auch für die Impressionen Versand GmbH (101 IN 382/23) und für die K – Mail Order GmbH & Co. KG (101 IN 399/23). K-Mail Order ist die Hauptgesellschaft der Gruppe und steht insgesamt hinter mehreren Händler-Marken wie Klingel, Mona oder Happy Size. Mit diesen verkauft die Klingel-Gruppe an die Zielgruppe der "Best Ager" (Kunden ab 50 Jahren). Eine jüngere Zielgruppe bedient dagegen der Impressionen-Versand, der Möbel, Accessoires und Mode anbietet. Schneider wiederum verkauft Werbeartikel, Möbel und Accessoires an Geschäftskunden und bedient zudem Privatpersonen. Die Gesellschaften sind aus verschiedenen Gründen in Schieflage geraten. Als Gründe nennt die Klingel-Gruppe unter anderem eine "deutliche Konsumzurückhaltung" sowie "signifikant gestiegene Kosten" durch die Inflation. Bei Eigenverwaltungsverfahren bleibt die Geschäftsführung im Amt und kann so selbst ein Unternehmen sanieren. Statt eines Insolvenzverwalters wird dabei immer ein Sachwalter bestellt, um die Geschäftsführung zu beaufsichtigen und die Interessen der Gläubiger zu wahren. Das unterscheidet Eigenverwaltungsverfahren von regulären Insolvenzverfahren, bei denen ein Insolvenzverwalter das Geschäft übernimmt. Verfahren in Eigenverwaltung werden in der Regel dann von Gerichten angeordnet, wenn ein Unternehmen diesen Antrag frühzeitig stellt und gute Aussichten auf eine Sanierung bestehen.