"eBay Plus" gestartet: Das halten Experten vom Programm
25.09.2015
Das Treueprogramm "eBay Plus" wird ab sofort angeboten (Bild: Screenshot)
Das neue eBay-Programm wird ab sofort angeboten, über den bevorstehenden Start hatte ich bereits vor zwei Wochen auf neuhandeln.de berichtet . Demnach ist der größte Unterschied bei den beiden Treueprogrammen von Amazon und eBay eigentlich nicht der Preis, sondern das Geschäftsmodell der Plattform-Betreiber. So ist Amazon selbst als Händler aktiv und kann so Prime-Vorteile (schnelle Lieferung, kostenloser Versand) bei allen eigenen Produkten bieten. eBay dagegen stellt als Mittler lediglich die Infrastruktur und ist deshalb darauf angewiesen, dass sich möglichst viele Verkäufer auf der Plattform am Programm beteiligen - denn "eBay Plus" wird schließlich nur dann für Kunden interessant werden, wenn die Service-Vorteile bei möglichst vielen Angeboten greifen. Damit möglichst viele Händler mitmachen, erhalten die teilnehmenden Partner einige Vorteile . So gewährt eBay auf Plus-Transaktionen zum Beispiel einen Rabatt von 15 Prozent auf die Verkaufsprovision. Alle Plus-Artikel werden zudem mit einem Logo in Suchtreffern beworben und die Kosten für die Retouren übernimmt eBay."Zahnloser Tiger": Was Branchen-Experten an "eBay Plus" bemängeln
Doch prinzipiell sind nur Artikel von gewerblichen Händlern zu neuen Plus-Konditionen bei eBay erhältlich. Zum anderen werden zum Start auch erst einmal nur etwa zehn Prozent der Angebote von gewerblichen eBay-Händlern in Deutschland zu Plus-Konditionen angeboten. Kein Wunder, dass bereits hier die ersten kritischen Stimmen aus der Branche laut werden. "Für mich ist es bereits der falsche Ansatz, dass die Service-Vorteile nur bei ausgewählten eBay-Verkäufern gelten", warnt zum Beispiel Patrick Palombo (siehe Foto links), der als Berater auf E-Commerce und Einzelhandel spezialisiert ist. "Kundenorientiert wäre, wenn man kostenlosen Versand künftig bei allen eBay-Verkäufern bekommen würde." eBay müsse daher aufpassen, dass man den Endnutzer nicht aus den Augen verliere. Zudem handle es sich bei eBay Plus um eine "Me-too-Aktion", der Alleinstellungsmerkmale fehlen. Dass Amazon mit seinem Prime-Programm vergleichbare Vorteile bereits seit Jahren bietet, steht außer Frage. Dennoch sehen andere im neuen Plus-Programm den richtigen Schritt. "eBay möchte sich klar als ein Partner des stationären Einzelhandels positionieren", argumentiert Kai Hudetz (siehe Foto links), der als Geschäftsführer vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) den deutschen E-Commerce-Markt analysiert. "Vor diesem Hintergrund ist ein solches Treueprogramm sehr wichtig, um die Kundenbindung zu erhöhen und die Attraktivität der Plattform zu steigern." eBay könne damit gerade für stationäre Händler mittelfristig sogar eine stärkere Alternative zum Marketplace von Amazon werden. Für diese These spricht ihm zufolge nicht zuletzt, dass eBay ja nicht selbst handelt und damit auch nicht mit seinen Handelspartnern konkurriert - wie es ja bei Amazon der Fall ist. Dass eBay mit seinem neuen Treueprogramm aber wirklich bei der breiten Masse punkten kann, hält Alexander Graf (siehe Foto links) für unrealistisch. "Als Strategie gegen Amazon ist das Programm ein zahnloser Tiger", glaubt der ECommerce-Berater und Betreiber des Blogs Kassenzone . Auch weil Kunden das Treueprogramm nicht bei allen Verkäufen in Anspruch nehmen können, werde eBay nicht mit Amazon mithalten können. "Um treue eBay-Kunden stärker zu binden und auszuschöpfen, finde ich das Programm aber interessant." Im selben Atemzug gibt er aber seinem Kollegen Palombo mit seiner kritischen Einschätzung recht. "Es fehlt auch mit dem Treueprogramm noch immer ein Schritt von eBay nach vorne, um neue Standards zu setzen und Kunden dadurch zurückzugewinnen", kritisiert Graf beispielsweise. Einen Schritt weiter geht sogar Markus Fost, der mit seiner Beratung Fostec (siehe Foto links) auf den Online-Handel bei Amazon und eBay spezialisiert ist. Seiner Meinung nach optimiert eBay nämlich an der falschen Stelle. "Das neue Treueprogramm ist aus meiner Sicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein", entgegnet er. "Um eine echte Chance zu haben und die Lücke zu Amazon zu schließen, müssten radikalere Schritte umgesetzt werden." Optimieren sollte eBay daher zum Beispiel die Art und Weise, wie Artikel gelistet werden. Das klingt stimmig: Wer etwa ein konkretes Produkt bei Amazon sucht, bekommt (im Idealfall) einen passenden Treffer. Auf dieser Produktdetailseite werden dann die Angebote von Amazon und Marktplatzhändlern gelistet. Bei eBay dagegen erscheint immer jedes Angebot von einem Händler separat in den Suchtreffern, was die Ergebnislisten schnell unübersichtlich macht. Weitere Informationen zum Plus-Programm bekommen interessierte Handelspartner hier .Basis
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