"Auf den Prüfstand gestellt": Kartellamt ermittelt gegen Amazon.de

von Stephan Randler

29.11.2018

 (Bild: marcus glgoer)
Bild: marcus glgoer
Bild: marcus glgoer unter Creative Commons Lizenz
Das Bundeskartellamt   hat heute ein Missbrauchsverfahren gegen Amazon eingeleitet. Ziel ist dabei nach offiziellen Angaben der Kontrollbehörde, die Geschäftsbedingungen und Verhaltensweisen von Amazon gegenüber den Online-Händlern auf dem deutschen Marktplatz Amazon.de   zu überprüfen.
Andreas Mundt
Andreas Mundt (Bild: Kartellamt)
"Viele Händler und Hersteller sind beim Online-Vertrieb auf die Reichweite von Amazon angewiesen", argumentiert Andreas Mundt (siehe Foto links), Präsident des Bundeskartellamtes. "Aufgrund der vielen uns vorliegenden Beschwerden werden wir prüfen, ob Amazon seine Marktposition zu Lasten der auf dem Marktplatz tätigen Händler ausnutzt." Deshalb werde Amazon nun "umfassend auf den Prüfstand gestellt", wie Mundt mitteilt. Unter die Lupe nehmen will das Kartellamt unter anderem Amazon-Praktiken zu Produktrezensionen, Konten-Sperrungen von Online-Händlern auf dem Marktplatz und verzögerten Auszahlungen. Voraussetzung für solche kartellrechtlichen Ermittlungen ist generell, dass ein Marktteilnehmer über eine marktbeherrschende Position verfügt. Diese sollte Amazon in Deutschland haben   . So zeigen zwei aktuelle Marktanalysen stellvertretend, wie sehr Amazon den E-Commerce in Deutschland dominiert. Demnach ist Amazon.de nicht nur der mit Abstand größte Online-Händler in Deutschland. Im Vorjahr ist auch fast jeder zweite Euro bei Amazon gelandet, den deutsche Verbraucher online ausgegeben haben. Amazon Marktanteil So hat der US-Versandriese Amazon in Deutschland im vergangenen Jahr einen Netto-Umsatz von 8,8 Mrd. Euro erwirtschaftet. Das besagt eine Marktanalyse des EHI Retail Institute   , das auch in diesem Jahr wieder eine Rangliste der umsatzstärksten deutschen Online-Händler ermittelt hat. Demnach führt Amazon.de das Ranking mit deutlichem Abstand vor dem direkten Verfolger Otto an (siehe Grafik). Dabei wurden für die EHI-Studie bei den Amazon-Zahlen nur die eigenen Retail-Umsätze berücksichtigt, die Amazon selbst über den Verkauf eigener Handelsware macht. Was dagegen in den Zahlen komplett fehlt, sind damit die Umsätze aller Handelspartner, die Waren über den Amazon Marketplace anbieten. Amazon Umsatz Doch laut dem Institut für Handelsforschung    (IFH) generiert Amazon.de mehr Handelsvolumen über sein Marktplatz-Geschäft als über den eigenen Handel. Vor diesem Hintergrund kommt das IFH Köln dann auch zu dem Ergebnis, dass Amazon.de im Jahr 2017 in Summe – also über eigene Verkäufe und Umsätze der Partner – einen Marktanteil von 45,8 Prozent am deutschen Online-Handel erreicht hat.
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