"Breakdance-Oma" statt "Ricardo": Neue Otto-Kampagne enttäuscht

von Stephan Randler

22.08.2017

 (Bild: NH-Pressebild)
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Bild: NH-Pressebild unter Creative Commons Lizenz
Der Otto-Versand   wirbt erneut mit Videoclips im Internet. Kein Wunder. Schließlich konnte Otto mit vergleichbaren Kampagnen zuletzt gute Erfahrungen sammeln. Gerade die Clips mit dem fiktiven Schlager-Star "Ricardo   " hatten bewirkt, dass Verbraucher sich zunehmend für den Otto-Versand interessierten   . Im Vergleich zu diesen Ricardo-Clips   fällt die neue Kampagne aber deutlich ab.
Otto Ricardo
YouTube-Renner: Der erfundene Sänger "Ricardo" (Bild: Otto)
Aus mehreren Gründen. Das fällt sofort auf, wenn man den neuen Clip   einmal mit einem alten Ricardo-Video vergleicht. Zur Erinnerung: Unter dem Motto "Deutschland testet Otto" hatte der Versender hier einzelne Produkte wie Fernseher beworben. Diese Artikel ließ sich in den TV-Spots der frei erfundene Schlagerstar "Ricardo" nach Hause liefern. Dabei wurden die Mitarbeiter von Otto an der Haustür mit einem Sekt begrüßt ("zum locker werden") und mussten beim Aufbau der Ware immer wieder einen Schlager von Ricardo ertragen, den Otto sogar eigens für die Kampagne konzipiert hatte ("Weißer Stern von Alcunar"). Skurril geht es auch im neuen Clip   weiter. Auch hier bestellt ein Kunde einen Fernseher bei Otto, den Mitarbeiter ins Haus tragen und anschließen. Statt einem Schlager-Sänger spielt die Hauptrolle nun aber eine alte Dame, die sich zunächst nur mit einem Rollator bewegen kann. Nachdem der Fernseher aber angeschlossen ist und das Bild läuft, kippt die Szene plötzlich und die alte Dame wird auf einmal zur "Breakdance-Oma", die ganz wild durchs Wohnzimmer hüpfen kann (siehe Videoclip unten).
  Warum es allerdings zu dieser Transformation kommt, verrät Otto nicht. Aussagen soll der Clip nach offizieller Aussage, dass "die Lieferungen des Online-Händlers spontane Freudenausbrüche bei den Kunden" bewirken. Als Zuschauer könnte man aber zum Beispiel auch meinen, dass die alte Dame vielleicht einfach einen Rausch hat und von den bunten Farben auf dem Fernseher umgehauen wird - schließlich schenkt sie sich und dem Otto-Team zu Beginn des Videos erst einmal Schnaps ein. Die Transformation zur "Breakdance-Oma" ist zudem so unglaubwürdig, dass der Clip schlichtweg überdreht wirkt - und damit auch nicht mehr lustig ist. Bei den Ricardo-Clips war das ganz anders. Zum einen hatte Otto hier seine Hauptperson mit viel mehr Liebe zum Detail beschrieben, so dass die Persönlichkeit für Zuschauer viel greifbarer wurde. Der erste Clip startete zum Beispiel damit, dass Ricardo allein zu Hause am Keyboard seine Lieder spielt - bevor überhaupt das Otto-Team ins Haus kommt. Dadurch wurde ein Bild aufgebaut von einem selbstverliebten Schlager-Sänger, was Otto dann im weiteren Verlauf immer wieder aufgreifen konnte. Nicht zuletzt dadurch wurde es witzig, wenn Ricardo dann zum Beispiel den Otto-Mitarbeitern immer wieder seine eigenen Songs vorspielte. Beim Humor ging Otto zudem generell sehr subtil vor - und nicht mit dem Holzhammer wie im aktuellen Clip. So dürfte zwar den meisten Zuschauern klar gewesen sein, dass es den Schlager-Star "Ricardo" nicht gibt. Die Szenerie war aber so im echten Leben verwurzelt, dass man sich tatsächlich vorstellen konnte, dass es bei einem Kunden in der Realität wohl so ablaufen könnte. Generell wurde zudem in den Ricardo-Clips viel deutlicher klar, um was es überhaupt in den Videos geht. So wurde zu Beginn das Motto "Deutschland testet Otto" eingeblendet, zum Schluss gab es für Zuschauer die klare Handlungsaufforderung, es Ricardo gleich zu tun ("Jetzt testen auf Otto.de"). Im aktuellen Clip heißt es zu Beginn "Otto Shopping-Festival", am Ende dann "Jetzt feiern auf Otto.de". Was ein Otto Shopping-Festival allerdings ist, wird nicht verraten. Nach eigenen Angaben lautet die Botschaft: "In allen Otto-Produkten steckt der außergewöhnliche Festival-Spirit". Sobald man mit ihm in Berührung komme, mache er das Leben zu einem Festival. Dumm nur: Aus dem Videoclip selbst geht diese Botschaft nicht hervor. Und das sollte bei einem Werbeclip eigentlich nicht passieren - oder?
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