DaWanda-Chefin Claudia Helming: "Entlassungen waren unerlässlich"

von Stephan Randler

14.07.2017

 (Bild: Boris Breuer)
Bild: Boris Breuer
Bild: Boris Breuer unter Creative Commons Lizenz
Anfang Juli hatte die Berliner DaWanda GmbH   angekündigt, die hauseigene Kostenstruktur durch "umfassende Restrukturierungsmaßnahmen" anzupassen. Vor diesem Hintergrund wurde bereits ein Viertel der Belegschaft darüber informiert, dass ihre Stellen gestrichen werden. So wollen sich die Portal-Betreiber auf Maßnahmen konzentrieren, die den Marktplatz nach vorne bringen. Denn beim Geschäft mit Selbstgemachtem wittert Gründerin Claudia Helming nach wie vor viel Potenzial.
Claudia Helming Dawanda
Claudia Helming (Bild: DaWanda GmbH)
Zunächst sprechen die Zahlen allerdings eine andere Sprache. Denn laut dem zuletzt veröffentlichten Jahresabschluss war 2015 zwar das Handelsvolumen - also der Brutto-Wert der auf dem Online-Marktplatz gehandelten Ware - gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozent gestiegen. Damit ist das Geschäft nach eigenen Angaben aber deutlich hinter den Erwartungen geblieben - obwohl 2015 sogar die Marketing-Ausgaben um 1,2 Mio. Euro erhöht wurden. Denn im Vorfeld hatte DaWanda ein Wachstum von 34 Prozent bei seinem Handelsvolumen für das Jahr 2015 prognostiziert. Dass es nicht dazu gekommen ist, liegt auch an DaWanda selbst. "Nicht jede Aktion der Vergangenheit zielte auf Umsatzwachstum ab", berichtet Gründerin Claudia Helming (siehe Foto) im Gespräch mit neuhandeln.de. So habe man einige Initiativen gestartet, um Kreative zu vernetzen und "das DaWanda-Gefühl auch offline zu vermitteln". Vor diesem Hintergrund wurden zum Beispiel immer wieder Design-Märkte in verschiedenen Städten veranstaltet oder das Print-Magazin "LoveMag" zwei Mal im Jahr in den Zeitschriften-Handel gebracht   . "Diese Initiativen ruhen bis auf weiteres", erklärt Helming. Stattdessen will man sich nun auf die Shop-Optimierung konzentrieren und dadurch erreichen, dass aus den Besuchern auf dem Online-Marktplatz verstärkt auch Käufer werden. "Die Nachfrage nach handgemachten Produkten ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen", beobachtet Helming. Beweisen würden das nicht zuletzt die steigenden Zugriffszahlen bei dem Online-Marktplatz für DIY-Produkte. Allerdings habe es DaWanda in den vergangenen Jahren versäumt, die User Experience auf der eigenen Online-Plattform so zu verbessern, dass man "parallel zum Trend wachsen" kann. Dass soll sich nun ändern, wenn sich DaWanda nicht mehr verzettelt und stattdessen auf zentrale Online-Marketing-Maßnahmen konzentriert - zum Beispiel eine bessere Produktsuche auf dem Online-Marktplatz. Dass Stellen gestrichen werden, hat aber auch noch einen anderen Grund. Denn im vorletzten Geschäftsjahr hatten sich nicht nur die Marketing-Ausgaben stark erhöht, auch die Personalkosten waren um 2,1 Mio. Euro gestiegen. In der Folge hatten sich dann auch die Verluste stark erhöht: von zuvor bereits -2,8 Mio. Euro (2014) auf dann -6,4 Mio. Euro im Jahr 2015 (siehe Grafik).
DaWanda Umsatz
DaWanda macht Verluste seit Jahren (Quelle: eigene Angaben in Mio. Euro)
"Nachdem DaWanda in den Vorjahren Verluste machte, wird sich das Unternehmen nun der Profitabilität annähern", verdeutlicht Helming. "Gehälter spielen bei der Zielerreichung natürlich eine große Rolle, weshalb die Entlassungen unerlässlich waren." Das dritte und vierte Quartal 2017 sollen so bereits profitabel werden, im kommenden Jahr dann die "Vollprofitabilität" erreicht werden. Abgebaut wird Personal vor allem im Marketing und der Verwaltung. Neben dem Firmensitz in Berlin sind auch die internationalen Büros betroffen, die erst in den vergangenen Jahren eröffnet wurden. Übrig bleibt das Büro in Polen, die Standorte in Spanien, Italien, Frankreich und Holland schließen. Auf dem Online-Marktplatz DaWanda können Verkäufer selbstgemachte Produkte anbieten. Das Portal finanziert sich über Angebotsgebühren, Werbung und Verkaufsprovisionen   . Der Online-Marktplatz wurde 2006 gegründet und bedient neben deutschen Kunden auch Verbraucher in Spanien, Italien und UK sowie Frankreich, Holland und Polen über lokalisierte Länderversionen. Diese werden weiterhin betrieben, wenn die lokalen Büros schließen. Zuletzt arbeiteten rund 200 Mitarbeiter für DaWanda.
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