Otto-Konzern: Kahlschlag bei der französischen 3SI-Gruppe

von Stephan Randler

30.03.2016

 (Bild: NH-Pressebild)
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Bild: NH-Pressebild unter Creative Commons Lizenz
neuhandeln.de hatte in den vergangenen Monaten immer wieder darüber berichtet, wie sich der Otto-Konzern von einzelnen Aktivitäten   seiner französischen 3SI-Gruppe    trennt. Nun hat diese Salami-Taktik ein Ende. Denn das Management der kriselnden Otto-Tochter    hat jetzt entschieden, auch alle bislang noch verbliebenen Handelsaktivitäten aufzugeben. Durch diesen radikalen Schnitt soll der französische Handelskonzern nur noch im Service-Geschäft für andere Versender mitmischen.
3SI Versendermarken
Die 3SI-Gruppe trennt sich von einem Dutzend Händlermarken (Bild: Screenshot)
Das bedeutet konkret: Die Otto-Gruppe sucht nun Käufer für einige Versender, die organisatorisch bei der 3SI-Gruppe angedockt sind. Das betrifft zum einen den Universalversender Unigro   , der sich an Kunden in Belgien richtet. Zum Verkauf steht aber auch der Versender 3Pagen   , der auf das Geschäft mit Haushaltswaren spezialisiert ist und aktuell sowohl Kunden in Deutschland als auch Österreich bedient. Trennen will sich die 3SI-Gruppe zudem von dem französischen Discount-Portal Excédence   und dem Unternehmen Cemod   , über das Produkte der Otto-Tochter in Tschechien vertrieben werden. Keine Zukunft bei der französischen 3SI-Gruppe bzw. im Otto-Konzern hat auch die Marke Vitrine Magique   , die 2015 von 3Pagen übernommen wurde und daher ebenfalls zum Verkauf steht. Änderungen gibt es auch bei den drei weiteren Versendermarken Witt International   , Moda Vilona   und Helline   , mit denen die 3SI-Gruppe in Frankreich aktiv ist. Diese wurden im Otto-Konzern zusammen mit den deutschen Tochtergesellschaften Heine   und Witt   aufgebaut, für das Frankreich-Geschäft von Helline (Heine) und Moda Vilona (Witt) waren aber lokale Teams der 3SI-Gruppe zuständig. Diese Handelsaktivitäten werden nun von Witt und Heine in Deutschland übernommen und weitergeführt.

Otto-Gruppe: Geschäft von Mode-Marke 3Suisses "nicht tragfähig"

Trennen will sich die 3SI-Gruppe auch von ihrer Kernmarke "3Suisses   ", deren Geschäft in Deutschland bereits vor knapp zwei Jahren eingestellt wurde   . Aktuell ist der Mode-Versender noch in Frankreich und Belgien aktiv, aus betriebswirtschaftlicher Sicht die gegenwärtige Organisation von 3Suisses in Frankreich nach Angaben der Otto-Gruppe aber "nicht tragfähig". Aus diesem Grund soll das belgische Geschäft an das französische Unternehmen angebunden werden, von aktuell 147 Mitarbeitern in Frankreich nur etwa 40 Mitarbeiter übrig bleiben. Bei der belgischen Organisation soll es aber zu keinen Stellenstreichungen kommen. Nach dieser Umstrukturierung ist ebenfalls der Verkauf geplant. Einen Schritt weiter ist der Otto-Konzern bereits bei dem französischen Textilversender Blancheporte   , der nun im Rahmen des angekündigten Management-Buyouts   an CEO Franck Duriez und sein Management-Team verkauft worden ist. Der Verkaufsprozess läuft zudem bereits bei den beiden Versendern Becquet    (Spezialversender für Heimtextilien in Frankreich) und Venca    (Mode-Marke mit Fokus auf Kunden in Spanien und Portugal), die ebenfalls zur französischen 3SI-Gruppe gehören. Dieser Handelskonzern 3SI war ursprünglich ein Joint Venture der Otto-Gruppe und der französischen FIPAR-Gruppe, an dem die Hanseaten seit 1981 eine knappe Mehrheit von 51 Prozent besaßen. Aus dem Joint Venture hatte der Otto-Konzern dann Anfang 2014 ein Dutzend Handelsgesellschaften und Dienstleister vollständig übernommen   , um so schneller deren Geschäft zu restrukturieren. Hintergrund ist, dass der französische Konzern ein Sorgenkind der Otto-Gruppe ist. So ging allein im vorletzten Geschäftsjahr 2014/15 der Netto-Umsatz der Groupe3SI um 11,8 Prozent auf 851 Mio. Euro zurück   , weil unter anderem das Geschäft der Mode-Marke 3Suisses    umgebaut wird. Hier werden keine Kataloge mehr verschickt und Angebote stattdessen nur noch online beworben. Dadurch sind die Umsätze gesunken, zum anderen aber natürlich auch Kosten für die Restrukturierung angefallen. In den vergangenen Monaten hatte der deutsche Otto-Konzern bereits den auf Content-Produktion spezialisierten Dienstleister Cité Numérique    aus seiner 3SI-Gruppe verkauft    und sich von dem auf Print-Mailings spezialisierten Dienstleister Taylormail    aus Frankreich getrennt   . Die übrigen Verkäufe will der Otto-Konzern bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres 2016/2017 (Stichtag: 28. Februar) über die Bühne bringen. Wenn alles klappt, verbleiben bei der französischen 3SI-Gruppe nur noch die drei Dienstleister Dispeo   (Logistik), Mezzo   (Kundenservice) und Mondial Relay   (Paketlieferung an Pickup-Stationen). Hier sind laut der Otto-Gruppe keine Verkäufe geplant. Trotz dem bevorstehenden Kahlschlag bei der 3SI-Gruppe bleibt der Otto-Konzern aber weiter als Händler auf dem französischen Markt aktiv - zum Beispiel mit den Marken Bonprix, Heine und Witt. Deren Geschäft wird allerdings jeweils separat und nicht zentral über die 3SI-Gruppe gesteuert.
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