Checkliste: So trotzen E-Retailer der Übermacht von Amazon

von Susanne Broll

23.12.2021 Am Umsatz gemessen hält Amazon im deutschen Onlinehandel mit großem Abstand die Position als Marktführer. Wie Sie mit einer Reihe einfacher Maßnahmen Ihren Shop nach vorne bringen können, um nicht im Schatten des Branchenriesen zu verschwinden.

 (Bild: justynafaliszek auf Pixabay)
Bild: justynafaliszek auf Pixabay
Die Marktmacht Amazons   ist enorm, und das Unternehmen erobert immer neue Bereiche, wie nun auch das Streaming und den Lebensmittelversand. Doch gleichzeitig steht der Konzern in der Kritik, sei es, was die Arbeitsbedingungen von Angestellten angeht, den Umgang mit Steuern oder die wachsende Monopolstellung.

Für viele E-Retailer ist Amazon ein zweischneidiges Schwert: Einerseits versuchen sie sich aus dem Schatten des E-Commerce-Riesen herauszubewegen. Gleichzeitig sind vor allem kleinere Shops darauf angewiesen, auch auf dem Amazon-Marktplatz vertreten zu sein, da sich ihnen so ein weiterer Verkaufskanal erschließt. Selbst Branchengrößen wie die Buchhandelskette Thalia   finden sich mittlerweile auf dem Amazon Marketplace.

Aufgrund der andauernden Kritik am Konzern suchen auch immer mehr Menschen nach Alternativen. Das bietet anderen Onlineshops - kleineren wie größeren - die Chance, anzugreifen und genau die Punkte, die an Amazon kritisiert werden, besser zu machen. Die folgenden Punkte können Ihnen helfen, gegenüber dem Branchenriesen zu bestehen.

1. Ein tadelloser Ruf

Wie eingangs erwähnt besteht die größte Schwachstelle Amazons in dessen angekratztem Ruf. Punkten Sie deshalb mit einer tadellosen Reputation und treten Sie als vertrauenswürdiges Unternehmen auf. Berücksichtigen Sie die Themen Nachhaltigkeit, Umgang mit Angestellten, kurze Lieferwege und fairer Handel. Sammeln Sie außerdem mit einem seriösen Drittanbieter Bewertungen, um Vertrauen in Ihr Geschäft zu erzeugen.

2. Ein übersichtlicher Bestellvorgang

Einkaufen mit wenigen Klicks gehört zum Grundstein von Amazons Erfolg. Achten Sie deshalb darauf, dass Ihr Bestellvorgang kurz und übersichtlich gestaltet ist. Besonders wichtig sind Transparenz bei Zahlungsarten und Lieferkosten. Zudem sollte ein Einkauf auch ohne Registrierung möglich sein.

3. Artikelseiten mit Inhalt beleben

Amazons Artikelseiten dienen vielen VerbraucherInnen als Informationsportal, da dort umfangreiche Beiträge anderer Menschen zu finden sind. Dem brauchen Sie in nichts nachstehen. Sammeln Sie Produktbewertungen und bieten Sie die Möglichkeit, direkt auf der Seite Fragen zum Artikel zu stellen, die Sie öffentlich beantworten. Ebenfalls denkbar ist ein Chat, jedoch müssen Sie dann in der Lage sein, in Echtzeit zu reagieren.

4. Bei Google Präsenz zeigen

Selbst hartgesottene "Amazonisten" googeln gelegentlich ein Produkt, um zu schauen, ob es nicht doch woanders günstiger ist. Hier können Sie mit Ihrem Shop in Erscheinung treten. Wenn Ihre Produktbewertungen in den Google   -Shopping-Suchergebnissen erscheinen, heben sie sich von anderen Anbietern ab. Einen ähnlichen Effekt bieten Bewertungssterne in Google Ads.

5. Werbung machen

Amazon kennt zwar jeder, der Name ist jedoch aufgrund negativer Schlagzeilen nicht mehr unbelastet. Ein kleinerer Shop stellt seine Öffentlichkeit selbst her und hat die Chance, nur Positives zu vermelden. Sie erreichen die Kundschaft am besten über Ihre Ware. Stellen Sie interessante Artikel in Blogs, E-Books oder Pressemitteilungen vor. Wenn Sie Ihren Shop selbst in den Vordergrund rücken möchten, eignen sich Gewinnspiele oder Events. Nutzen Sie außerdem Social Media, um Ihre Reichweite zu vergrößern.

6. Guten Service demonstrieren

KundInnen schauen gerne hinter die Kulissen eines Shops und möchten vor einer Bestellung sicher sein, dass ihnen auch im Konfliktfall geholfen wird. Demonstrieren Sie daher Ihren guten Kundenservice öffentlich, zum Beispiel indem Sie auf Ihrer Facebook   -Seite kompetent auf Anfragen reagieren. Denken Sie zudem daran, auch Bewertungen zu kommentieren. Insbesondere kritischen Stimmen sollten Sie im Bewertungsprofil sachlich und lösungsorientiert begegnen.

7. Kundenbindung stärken

Begeistern Sie Ihre Kundschaft für Ihren Shop, damit diese keinen Grund sieht, zur Konkurrenz zu gehen. Die klassischen Mittel der Kundenbindung sind Gutscheine und Rabatte. Generell empfiehlt sich, nicht zu knauserig zu sein: Wenn Sie unzufriedene Kundschaft mit einem Gutschein besänftigen, verlieren Sie vielleicht 20 Euro. Bieten Sie nichts und die Kundschaft erzählt dies weiter, verlieren Sie unter Umständen 20 potenzielle KäuferInnen.

8. Persönlicher Kontakt im Ladengeschäft

Amazon hat damit begonnen, Ladengeschäfte zu eröffnen. Zugegeben, wenn Sie noch keines besitzen, ist das natürlich ein kostenintensiver Schritt. Führen Sie jedoch bereits neben Ihrer Website ein Ladengeschäft, so profitieren Sie von dem Vorteil, vor Ort sichtbar zu sein. Die Menschen können sich persönlich von Ihrer guten Arbeit überzeugen. Der Erfolg des Ladens kann den Erfolg der Website beflügeln und umgekehrt.

Fazit

Amazon ist kein Naturgesetz. Bauen Sie auf individuelle Lösungen und kombinieren Sie sinnvolle Marketing-Aktionen miteinander. Probieren Sie aus, was am besten funktioniert und Ihnen die meisten KäuferInnen beschert.


Autor: Johannes Lemm ist Content Manager bei Trusted Shops   mit den Themenschwerpunkten E-Commerce und Kundenbewertungen.
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