Doch keine Kündigungswelle?

Otto-Marktplatz: "Wir haben binnen eines Jahres Händler dazugewonnen"

von Joachim Graf

20.09.2024 "Otto verliert mehr als tausend Händler auf seinem Marktplatz", so titelte das Handelsblatt. "Stimmt nicht", sagt Otto auf Neuhandeln-Rückfrage. Und legt interne Zahlen vor.

 (Bild: Ottogroup)
Bild: Ottogroup
Ein großes Loch entdeckt hat Mark Steier, Inhaber des Blogs Wortfilter   und Betreiber von Crawlern, die Händleradressen aus Marktplätzen wie Amazon und Ebay sammeln, die Steier dann anschließend zur Nutzung vermarktet. Steiers Crawler hat eine Auswertung für den Marktplatz Otto.market   der Otto Group   durchgeführt. Und sagt: "Es fehlen 1.178 Seller". Diese Aussage könne er an Hand gelöschter Händler-URLs belegen, was das Handelsblatt   zur Aussage brachte, Otto hätte tausend Händler verloren.

 (Bild: neuhandeln.de, Zahlen: Otto.market)
Bild: neuhandeln.de, Zahlen: Otto.market



Die Aussage sei "schlichtweg falsch", kontert Otto-Pressesprecher Frank Surholt. Und legt neuhandeln.de Zahlen aus der Marktplatzabteilung von Otto vor. Danach waren vor einem Jahr - am 22.9. 2023 - insgesamt 6.284 Händler auf Otto.de   gewesen. Zum Jahreswechsel, am 5.1.24 waren es demnach 6.584 Händler und aktuell - Stand 22.9.2024 - sind es 6.464.

Der Aussage widerspricht Mark Steier: "Mit unserer Auswertung finden wir Stand August 5.641 aktive Marktplatz-Händler". Den Händlern vergebe Otto eine aufsteigende ID, die relativ einfach nachvollziehbar sei.

Insgesamt hätten seit 5. Januar 1.423 Händler selber gekündigt, 160 Händlern hätte Otto gekündigt, weitere 40 Händler kündigte der Paymentdienstleister, der das Marktplatzgeschäft abwickelt. In derselben Zeit hätten 1.303 einen neuen Vertrag abgeschlossen. Diese Zahlen bezögen sich auf aktive Händler (Otto-Sprech: "verkaufsfähige Partner") auf der Plattform - die dort also mindesten mit einer SKU ("Stock Keeping Unit") registriert wären - also mindestens ein Produkt anbieten würden.

Preview von Nutzung der Marktplatz-App von Otto.de für Produktsuche und Kauf
Nutzung der Marktplatz-App von Otto.de für Produktsuche und Kauf

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20 Prozent Umsatzplus beim Marktplatzumsatz habe man binnen eines Jahres zugelegt, so Surholt gegenüber neuhandeln.de. Dass ein wachsender GMV auch mit Einbußen beim eigenen Shop erkauft werde, räumt er ein. Das sei allerdings "das Los eines jeden Marktplatzbetreibers"

Den hohen Churn bei den Händlern und das daraus resultierende eher verhaltene Marktplatzwachstum, was die Händlerzahl angeht, begründet Surholt mit dem restriktiven Kurs, den Otto bei der Auswahl seiner verkaufsfähigen Partner anlegt. Man legt in Hamburg wert auf Händlerqualität und sortiert vergleichsweise rigoros aus (neuhandeln berichtete). Damit will Deutschlands zweitgrößter Marktplatz sich ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Marktplätzen erarbeiten
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