Checkliste: Wie sich Onlinehändler vor Betrügern schützen

von Susan Rönisch

27.02.2020 In Deutschland entstehen durch Betrug in der ECommerce-Branche jährlich Schäden in Milliardenhöhe. Vier weit verbreitete Betrugsversuche und wie Sie sich dagegen wappnen.

 (Bild: Pixabay / Free Photos)
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So komplex die kriminellen Machenschaften auf der einen Seite auch sind, so komplex sind auf der anderen Seite die bereits verfügbaren Lösungen zur Betrugsprävention und -bekämpfung, mit denen sich Versandhändler vor illegalen Angriffen schützen können. Mit modernen Tools zur Betrugsprävention können Onlinehändler das Betrugsrisiko in Grenzen halten.

1.Falsche Identität

Eine nach wie vor beliebte Betrugsmethode ist es, mittels der Identität eines anderen Onlinekäufe abzuschließen. Dafür reichen oftmals bereits die persönlichen Informationen, die sich über Google oder andere soziale Netzwerke finden lassen. Hinzu kommt, dass sich fremde Zugangsdaten heute leicht in zwielichtigen Chatforen illegal erwerben lassen. Auch können Betrüger in einschlägigen Foren Informationen einholen, wie man sein Gerät so verschleiern kann, dass die eigene Identität nicht aufgedeckt wird.
Lösung: Jeder Nutzer hat quasi einen digitalen Fingerabdruck. Der beruht auf verschiedenen Attributen, wie zum Beispiel der Bildschirmgröße des üblicherweise genutzten Gerätes oder der Version des installierten Betriebssystems. Eine Rolle spielen auch der Standort, an dem das Gerät genutzt wird, sowie wiederkehrende Verhaltensmuster. Anhand von Datenanalysen ist es möglich, diese Verhaltensmuster detailgenau abzugleichen, eventuelle Auffälligkeiten festzustellen und vermeintliche Betrüger frühzeitig zu entlarven.

2.Gestohlene Kreditkartendaten

Mithilfe neuester Technologien gelingt es Betrügern, per gestohlenen Kreditkartendaten Waren zu kaufen, um diese dann vergünstigt an Dritte weiterzuverkaufen. Diese Methode ist auch als "Triangulation Fraud" bekannt. Oftmals fällt der Betrug erst dann auf, wenn der bestohlene Eigentümer der Kreditkarte die Abbuchung sieht und sie bei der Bank oder der Kreditkartenfirma beanstandet

Lösung: Durch Sicherheitsmaßnahmen, die während eines solchen betrügerischen Kaufs im Hintergrund ablaufen, lässt sich herausfinden, ob es sich tatsächlich um den Inhaber der jeweiligen Kreditkarte handelt. Auch hier werden Gewohnheiten eines Käufers analysiert - zum Beispiel, wie er sich auf Internetseiten bewegt oder wie er auf seinem Smartphone tippt und wischt. Im Zweifelsfall leitet eine Decision Engine die Bestellung an einen Fraud Manager weiter, der die Online-Bestellung überprüft. Hilfreich ist dabei eine Matrix, die es den Fraud Managern ermöglicht, verdächtige Transaktionen sofort zu identifizieren. Die Kontovalidierung per Authentifizierung über das Online-Banking kann einen Betrug ebenfalls rechtzeitig aufdecken.

3.Verfälschte Namens- und Anschriftendaten

Eine besonders oft genutzte Betrugsart bei Onlineeinkäufen ist die Angabe eines falschen Namens oder einer falschen Adresse. Dabei führen leichte Abweichungen, wie zum Beispiel die Kombination des eigenen Namens mit abweichender Adresse, z.B. der Hausnummer des Nachbarn oder umgekehrt, in die Irre. Schafft der Kunde es, den Postboten so auszutricksen, dass dieser die kleine Abweichung ignoriert und das Paket an die gewohnte Adresse oder den gewohnten Namen liefert, so kann der Kunde behaupten, die Ware niemals erhalten zu haben und entgeht damit einer Zahlung.

Lösung: Um das Risiko eines Zahlungsausfalls optimal einzuschätzen und weitestgehend minimieren zu können, ist die Verifizierung der Angaben eines Kunden unerlässlich. Mithilfe einer digitalen Adressverifizierung, die auf fortlaufend aktualisieren Daten beruht, kann der eingegebene Name mit der entsprechenden Adresse abgeglichen werden. Dieser Prozess läuft im Hintergrund vor Abschluss des Kaufs ab - in Echtzeit und in Bruchteilen einer Sekunde, damit es beim Verbraucher im Falle einer ordnungsgemäßen Bestellung nicht zu einem Bruch in der Customer Journey kommt.

4.Eingehungsbetrug

Bei dieser Form des Betrugs bestellt ein Kunde online Waren in dem Wissen, dass er diese nicht bezahlen kann oder gar nicht bezahlen will. Der Onlinehändler hat in diesem Fall im Nachhinein damit zu kämpfen, ausstehende Forderungen wieder einzutreiben, was nicht nur zeit- sondern auch kostenintensiv ist und nicht immer zum Erfolg führt.

Lösung: Mittels einer Bonitätsprüfung, die vor dem Kauf beziehungsweise parallel zum Bestellvorgang abläuft, wird die Zahlungsfähigkeit des jeweiligen Kunden festgestellt. Ist der Kunde nicht in der Lage, für seine Ware zu bezahlen, werden ihm nur solche Zahlarten zur Verfügung gestellt, bei denen er in Vorzahlung treten muss. Ein Kauf auf Rechnung ist dann zum Beispiel nicht mehr möglich. Gleichzeitig ermöglicht die Betrugsprävention den Händlern, unbescholtenen Verbrauchern auch weiterhin eine große Bandbreite von Zahlmöglichkeiten anzubieten, ohne dass es letztlich zu einem Abbruch des Bestellprozesses kommt. Wenn ein Onlinehändler hingegen bereits mit offenen Forderungen konfrontiert ist, hilft nur noch ein professionelles Forderungsmanagement, bei dem offene Forderungen wieder eingetrieben werden. Hierbei ist es essenziell, den gesamten Inkassoprozess möglichst verbraucherzentriert zu gestalten. Denn durch individuelle Maßnahmen steigt die Zahlungswahrscheinlichkeit signifikant an.


Autor: Kai Kalchthaler , Executive Vice President Risk Management bei Arvato Financial Solutions  
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