Nachhaltigkeit: Wie aus dem Black Friday ein Green Day wird

von Susan Rönisch

10.11.2021 Hemmungslose Konsumlust und Nachhaltigkeit - lässt sich das auch an Aktionstagen wie dem Black Friday oder der Cyber Week in Einklang bringen? Durchaus, wenn die Shops den ersten Schritt gehen.

Nachhaltigkeit ist mittlerweile für immer mehr Konsumenten ein wichtiges und teilweise entscheidendes Kaufkriterium. Wer es schafft, den KundInnen auch bei Impulskäufen und Rabattschlachten ein "gutes Gefühl" beim Kauf zu vermitteln, kann entscheidend im Vorteil sein. Wie ECommerce-Unternehmen ihre Shops und Kampagnen nachhaltig UND profitabel gestalten, skizziert Claus Weibrecht , Gründer und CMO der Digitalagentur IronShark   :

1. Den digitalen Energieverbrauch optimieren

Vielen ist nicht bewusst, wie groß die Auswirkungen von Informations- und Kommunikationstechnologien auf die Umwelt wirklich sind. Ganze zwei Prozent macht der Anteil des Internets mittlerweile am weltweiten Energiebedarf aus. Das entspricht dem Verbrauch der gesamten Luftfahrtindustrie. Tendenz steigend: Je mehr Daten transferiert werden, desto höher der Energieverbrauch. Eine wichtige Stellschraube ist hier die Performance der Webseiten - und -shops. Kürzere Ladezeiten verbrauchen weniger Energie und verbessern gleichzeitig die Nutzererfahrung. Auch die Datenreduktion wirkt sich ressourcenschonend auf die Webseite aus: Komprimierte Bilder, verringerte Videoqualität, insgesamt der Verzicht auf aufwendige Grafiken, Videos und Bilder sowie ein schlichtes Design zahlen auf einen nachhaltigen Webshop ein. Eine zeitlose Gestaltung mit langlebiger Ästhetik, Funktionalität und Nutzerfreundlichkeit verhindert, dass die Seite regelmäßig neu aufgesetzt werden muss - das spart Geld und CO2. Zudem lohnt sich der Wechsel zu einem grünen Host, der Server anbietet, die mit Ökostrom betrieben werden.

2. Nachhaltige Logistik

Onlineshopping ist für Verbraucher nicht nur bequem. Zu Hochzeiten der Pandemie, als Läden geschlossen blieben, waren Webshops ohne Alternative - und damit auch der Paketversand. Die Läden sind wieder geöffnet, aber die Menschen bleiben dem Online-Shopping treu: Bis zum Jahr 2030 soll die Nachfrage nach Zustelldiensten sogar um 80 Prozent steigen. Gleichzeitig legen die Konsumenten zunehmend Wert auf Marken und Händler, die Verantwortung für die Umwelt übernehmen. Wie aber lässt sich die "letzte Meile" im Onlinehandel nachhaltig umsetzen? Die Kooperation mit einem grünen Logistikzentrum dient als Basis: Wirkt das Zentrum selbst von innen heraus nachhaltig? Wie steht es um den Standort, das Gebäude, die Intralogistik und den Energie- und Wasserverbrauch? On top kommt dann: Erfolgt die Zustellung mit E-Autos oder Fahrrädern? Und bietet der Logistikpartner Kompensationsprojekte an, die die Emissionen durch Postlieferung ausgleichen? Der CO2-Ausstoß lässt sich auch dadurch minimieren, dass Pakete an eine Packstation geliefert werden. Oder genau vorhergesagt werden kann, wann die Empfänger Zuhause sind, um das Paket entgegen zu nehmen. So spart man unnötiges Hin- und Herfahren.

3. "Green Day": Kompensationsmethoden etablieren

Emissionen zu vermeiden, ist das vorrangige Ziel. Wo das noch nicht geht, kann Kompensation als Brücke dienen. Für den E-Commerce bedeutet das: Den CO2-Fußabdruck minimieren, indem Kompensationsmodelle zum festen Bestandteil werden. Hierfür müssen die gesamten CO2-Emissionen - von der Webseite bis zum Postversand - berechnet werden, um einen Kompensationsbetrag zu ermitteln, der wiederum in Klimaprojekte fließt. Climate Partner beispielsweise unterstützt Shopbetreiber dabei, Umweltschutz im Onlinehandel zu realisieren. Neben der Berechnung der Klimabilanz bietet der Dienstleister konkrete Kompensationsprojekte auf der ganzen Welt an: Entsprechend der jeweiligen Bedürfnisse können Unternehmen u. a. in die Bereichen Wind- und Wasserkraft, Solarenergie, Biomasse, Biogasanlagen oder Waldschutz investieren.

Konsumtage müssen also nicht zwangsläufig unserer Umwelt schaden. Wir - sowohl die Händler als auch Konsumenten - sollten uns dann aber erst recht ins Gedächtnis rufen, wie relevant nachhaltiges Shopping heute ist und in Zukunft sein wird. Und wenn wir es geschafft haben, den Fokus langfristig in diese Richtung zu verschieben, wird der Black Friday vielleicht in absehbarer Zeit zum "Green Day", an dem wir (fast) ohne schlechtes Gewissen shoppen können.
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