Witt-Chef Patrick Boos: "Planbarkeit war gestern"

"Planbarkeit war gestern", erzählt Patrick Boos. "Das habe ich auf meiner Reise zu unserem Team in den USA und unserem Logistikpartner in Mexiko einmal mehr erfahren dürfen. Dabei war die Umplanung der Reise durch den nervigen Streik an den Flughäfen das kleinste Problem. Gravierender sind die unabsehbaren Pläne der amerikanischen Regierung zum Thema Zölle sowie ein buchstäblich über Nacht erlassenes Dekret der mexikanischen Regierung für den Import von Textilien. Und noch eine Reihe weiterer Einschläge bei Lieferketten, Regulierungen und Faktorkosten."

"Die Welt gerät an vielen Stellen durcheinander", so der Chef der Witt-Gruppe   . Er ist der Überzeugung, dass die meisten Onlineshop-Betreibenden mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen haben. Wie er versucht, damit umzugehen?

"Wir können nur tun, was wir tun können", argumentiert er. Das ist trivial, aber so ist es. Je globaler und komplexer die Welt ist, desto mehr Themen liegen außerhalb unseres Einflussbereichs. Es ist wichtig, das anzuerkennen, um zwischendurch nicht zu verzweifeln."

Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Veränderungsbereitschaft "werden die wahrscheinlich wichtigsten Eigenschaften sein im Umgang mit der Unsicherheit", ist er überzeugt. Er argumentiert: "Wir brauchen natürlich einen längerfristigen Plan, müssen aber laufend adaptieren. Mehrjährige Finanzsimulationen sind zunehmend Blindflüge."

"Mehrjährige Finanzsimulationen sind zunehmend Blindflüge"

ECommerce-Verantwortliche würden mehr Resilienz denn je benötigen. Seine Warnung: "Was wir früher 'Krisen' nannten, wird zum Dauerzustand. Durch diese Einsicht wird die Situation zwar nicht besser, aber wenn ich sie als das 'neue Normal' sehe, bin ich bei der nächsten Horrornachricht wahrscheinlich gelassener."

Komplexität und Disruption würden in Zukunft viele Menschen überfordern. Umso wichtiger sei es, Mitarbeitenden Orientierung zu geben: "Was passiert gerade, was bedeutet das für uns und wie gehen wir damit um?"

Patrick Boos versucht der gesamten Situation so weit es geht positive Seiten abzugewinnen, erzählt er: "Wir dürfen nicht in eine 'alles ist so schlimm'-Depression verfallen. Wir können auch die kleinen positiven Dinge wertschätzen, genießen und feiern". Er sagt: "Mein Glas ist in den allermeisten Fällen halbvoll."