Wirtschaft

Onlinehandel: Einkaufsvolumen sinkt seit Kriegsbeginn deutlich

von Susan Rönisch

11.04.2022 Nach einem starken Jahresbeginn haben die Auswirkungen des Ukrainekriegs die Umsatzentwicklung auch im E-Commerce massiv gebremst, wie ein Vergleich der Umsatzentwicklung im 1. Quartal diesen Jahres vor und nach Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 zeigt.

 (Bild: Pixabay/ Tumisu)
Bild: Pixabay/ Tumisu
Legte der Onlinehandel mit Bekleidung und Schuhen von Anfang Januar 2022 bis Kriegsbeginn noch um 10,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal zu, gingen die Umsätze nach Kriegsbeginn bis Ende März massiv um 8,6 Prozent zurück, sodass für das gesamte Quartal nur noch ein Plus von 3,2 Prozent zu Buche stand. Ähnlich verhielt es sich mit den sonst sehr stabilen Wachstumsraten im Cluster Einrichtung, dessen Q1-Wachstum von +13,9 Prozent (vor Kriegsbeginn) auf einen Wert kaum über Vorjahresniveau zurückfiel (+0,3 Prozent; Q1 gesamt: +9,0 Prozent). Mit einem Umsatzplus von 23,7 Prozent zum Vorjahresquartal auf 2,43 Mrd. Euro wächst das Warencluster Täglicher Bedarf erneut am stärksten (vor Kriegsbeginn: 26,1 Prozent; danach 19,4 Prozent). Das geht aus den Zahlen des Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (BEVH)   hervor.

Insgesamt konnte der E-Commerce mit Waren dank starker Umsätze im Nach-Weihnachtsgeschäft im 1. Quartal noch ein Plus von 8,2 Prozent auf 23 Mrd. Euro (Vorjahr: 21,1 Mrd. Euro) erzielen (vor Kriegsbeginn: +11,5 Prozent, danach: +2,3 Prozent zum Vorjahresquartal).

Die Sorgen der Bevölkerung zeigten sich nach Kriegsbeginn auch im Online-Einkauf von Medikamenten. Das Wachstum in dieser schon durch die andauernde Corona-Pandemie dynamischen Kategorie stieg nach dem 24. Februar sprunghaft um mehr als 40 Prozent an. Von Januar bis Ende März legte der Umsatz so insgesamt um 23,5 Prozent von 329 Mio. Euro im ersten Quartal 2021 auf nun 407 Mio. Euro zu.

Erholen konnte sich der Umsatz mit Dienstleistungen, etwa Online-Buchungen von Reisen oder Events. Diese hatten unter Corona massiv gelitten und legten im 1. Quartal 2022 um fast zwei Drittel (64,2 Prozent) auf 1,85 Mrd. Euro zu (1. Quartal 2021: 1,13 Mrd. Euro). Allerdings erreichen die Umsätze noch nicht einmal die Hälfte dessen, was im 1. Quartal 2020 erzielt wurde (3,89 Mrd. Euro). Und auch hier bildet der Kriegsbeginn eine Zäsur: Von Anfang Januar bis 24. Februar verdoppelte sich der Umsatz nahezu (+93,3 Prozent), um nach Kriegsbeginn auf ein moderates Wachstum von 13,4 Prozent zurückzufallen.

Kein Versender kommt davon: Bei nahezu allen Versendertypen verlangsamte sich das Umsatzwachstum nach Kriegsausbruch deutlich, wenn auch nicht immer im gleichen Maße. Auffällig ist das vergleichsweise gute Abschneiden der Multichannel-Anbieter (+9,3 Prozent). Offenbar können Handelskonzepte gerade jetzt punkten, wenn neben dem Ladenbesuch auch der Onlinekauf angeboten wird. Noch am stärksten zulegen konnte der Direktvertrieb durch Hersteller (+13,3 Prozent). Allerdings war die "Fallhöhe" der Hersteller nach Kriegsbeginn auch besonders ausgeprägt: Lag das Umsatzwachstum vor Kriegsbeginn noch bei 21,4 Prozent, mussten sie nach Kriegsausbruch einen Umsatzrückgang zum Vorjahresquartal von 0,9 Prozent hinnehmen.

"Mit Blick auf das gesamte Quartal haben die Kundinnen und Kunden ungebrochen im E-Commerce eingekauft. Weder shoppen jetzt weniger Menschen im Internet, noch lässt sich beobachten, dass einzelne Altersgruppen oder einkommensschwache Personen ihr Einkaufsverhalten im Onlinehandel verändert hätten. Das volle Ausmaß der Verbraucherverunsicherung - aufgrund der Kriegshandlungen mit ihren absehbaren Auswirkungen auf Wirtschaft und Beschäftigung, auf Preise und Versorgung auch in Deutschland - wird sich aber erst in den kommenden Monaten mit den Mitteln der Marktforschung detailliert nachzeichnen lassen", so Martin Groß-Albenhausen , stellvertretender Hauptgeschäftsführer des BEVH.
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