Lebensmittel: Einkaufsverhalten ändert sich fundamental - aber nicht wegen Corona

von Dominik Grollmann

10.12.2020 Eine aktuelle Analyse zeigt, wie Produktpräsentation, Nachhaltigkeit und Markenvertrauen den Supermarkt der Zukunft bestimmen.

 (Bild: Microsoft)
Bild: Microsoft
Wie wirkt sich die neue Realität auf den Supermarkt der Zukunft aus? Kundenbedürfnisse änderten sich in den vergangenen Monaten, begleitet von langfristigem, gesellschaftlichem Wertewandel. Auf Basis der neuen Studie "Supermarkets 2025" für die von August bis September 2020 weltweit 13.367 Verbraucher befragt wurden, hat das Digital Marketing Unternehmen Bazaarvoice   drei Thesen formuliert.

1. Stadt- und Landsupermärkten: Unterschiede werden größer

Im urbanen Kontext steht für Supermärkte weniger Fläche zu Verfügung als bei einer Fachmarktlage oder in dünner besiedelten Gebieten. Ein weiterer Unterscheid ist das Einkaufsverhalten der Kunden, die in Städten häufig mehrfach in der Woche einkaufen gehen und der Durchschnittsbon entsprechend kleiner ausfällt. Dies gilt es auch bei Innovationen zu berücksichtigen. In der aktuellen Bazaarvoice-Umfrage "Supermarkets 2025" wünschten sich ein Drittel der Befragten Handscanner, um möglichst kontaktlos zu bezahlen, welche sicher für schnellere Einkäufe in Städten von Vorteil sind. Drive-Through Abholung von Produkten ist hingegen eher etwas für ländlichere Gebiete, in denen Supermärkte nicht fußläufig zu erreichen sind.

2. Weniger Präsentationsfläche, weniger Produkte

Viele Supermärkte verlieren Präsentationsfläche und somit Regalmeter, da der Raum für Fullfilment oder Abholstationen benötigt wird. Das stellt vor allem Markenprodukte vor ein Problem und erhöht den Druck, stärker hervorzustechen und nicht aussortiert zu werden. Es gilt in der Produktentwicklung auf die Verbraucher zu hören, um die Produkte attraktiver zu machen. Zudem ist eine intensivere Zusammenarbeit mit Händlern gefragt, um deren Bedürfnisse und Wünsche wie besondere Kennzeichnungen oder Verpackungen besser zu berücksichtigen.

3. Vertrauen und Nachhaltigkeit sind die Schlüsselfaktoren

Beim Blick in die weitere Zukunft sticht ein Faktor hervor: Vertrauen. 70 Prozent der Befragten aus Großbritannien, Frankreich und Deutschland sagen, dass sie in drei Jahren nur noch in Geschäften einkaufen werden, denen sie bei den Themen Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung vertrauen. Sowohl Hersteller als auch Händler können also mit umfassender Kundeninformation, Transparenz und mit der Umsetzung von Kundenfeedback punkten. Zudem wünschen sich Kunden zunehmend lose Waren zum Selbstabpacken und Anreize für die Verwendung von mitgebrachten Verpackungen und Behältnissen. Nicht immer sind die weltweit befragten Verbraucher konsequent in ihren Forderungen: 57 Prozent wollen personalisierte Angebote, gleichzeitig wollen aber 63 Prozent nur ungern Daten von sich preisgeben.

"Marken sind durch den Online-Boom aufgefordert, innovativ zu sein und sich stärker und klarer zu positionieren", kommentiert Tobias Stelzer , Head of Sales Central Europe von Bazaarvoice. "Supermärkte müssen ihre Trümpfe voll ausreizen und ihre Vorteile gegenüber dem Onlinehandel ausspielen. Der haptische Aspekt und die bessere Präsentation von Waren sind ein klarer Vorteil. Für eine langfristige Bindung müssen Brands mit den Verbrauchern in einen Dialog treten. Dieser Dialog besteht vor allem aus dem Einholen, Verstehen und Umsetzen von Rezensionen, Feedback und Wünschen. Doch auch Einzelhandel und Marken müssen sich in dieser veränderten Realität anders abstimmen, um gemeinsam die Vorteile gegenüber dem Onlinehandel zu betonen.
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