Auf dem Land verliert der Multichannel-Handel Onlinekunden

von Christina Rose

11.09.2019 Den stationären Händlern in Deutschland gelingt es nicht, mit der Entwicklung des E-Commerce Schritt zu halten. Vor allem im ländlichen Raum und in Klein- und Mittelstädten mit geringerer Ladenpräsenz gehen dem Multichannel-Handel auch die Online-Kunden verloren.

 (Bild: Francisco Anzola/Flickr)
Bild: Francisco Anzola/Flickr
Bild: Francisco Anzola/Flickr unter Creative Commons Lizenz by
Von 2017 bis 2019 sank in Deutschland die Zahl der Kunden, die innerhalb der letzten sieben Tage in einem Onlineshop eines stationären Händlers gekauft haben, von 18,9 auf 13,1 Prozent. Dies hat ein Vergleich der ECommerce-Nutzer der ersten sechs Monate 2017, 2018 und 2019 durch den Bundensverband E-Commerce und Versandhandel (BEVH) ergeben. "Im Vergleichszeitraum ist die Zahl der aktiven Onlinekäufer in der Stichprobe gestiegen. Aber die Zahl derjenigen, die in Onlineshops des stationären Handels gekauft haben, ist gesunken", fasst Martin Groß-Albenhausen , stellvertretender Hauptgeschäftsführer des BEVH   zusammen. "Das Wachstum kommt zum größten Teil den Online-Marktplätzen zugute."

Auffällig ist, dass der Rückgang in den Kleinstädten bis 50.000 Einwohnern deutlich stärker ausfällt als in Mittel- und Großstädten. Die Nutzung der ECommerce-Angebote stationärer Händler sank dort zum Teil um mehr als die Hälfte.

Nutzung nach Einwohnerzahl des Ortes20172019Veränderung
1-5.00018,70%11,00%-41,18%
5.001-10.00017,80%13,50%-24,16%
10.001-25.00023,00%10,40%-54,78%
25.001-50.00019,70%10,90%-44,67%
50.001-100.00017,30%14,90%-13,87%
100.001-250.00016,80%16,20%-3,57%
250.001-500.00017,10%15,70%-8,19%
500.001-1.000.00018,20%15,00%-17,58%
über 1.000.00014,90%14,20%-4,70%


"Die Erwartung, durch einen Onlineshop Rückgänge im Ladengeschäft einfach aufzufangen, wird enttäuscht. Der Multichannel-Händler braucht Exzellenz auf allen Kanälen, um die Sichtbarkeit trotzt des Sortimentsnachteils gegenüber Plattformen und möglicherweise einem Rückzug aus der Fläche zu erhalten", so Martin Groß-Albenhausen. "Für diese Exzellenz sorgen Fachkräfte wie zum Beispiel die Kaufleute im E-Commerce, die jetzt ins zweite Ausbildungsjahr starten, und die kommenden E-Commerce-Fachwirte. Entscheidend ist, jetzt richtig zu investieren: in die Menschen, aber auch in die Systeme sowie in neue Geschäftsmodelle", fasst er zusammen.

Im Zeitraum Januar bis Juni 2019 gaben die Verbraucher im Online-Handel 2019 33.609 Mio. Euro inkl. USt (1. HJ. 2018: 30.205 Mio. EUR inkl. USt) aus. Der E-Commerce-Umsatz wird nach Einschätzung des bevh 2019 die 70-Milliarden-Euro-Marke überspringen und knapp unter 72 Mrd. Euro brutto (+10,5 Prozent) erreichen. Für den Gesamtmarkt des Interaktiven Handels rechnet der bevh mit einem Wachstum von 8,6 Prozent auf rund 73,95 Mrd. Euro brutto.
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