„Kein Angriff auf Amazon & Co.“: Warum Facebook-Shops kein Selbstläufer sind

Online- und Multichannel-Händler können ab sofort Shops bei Facebook eröffnen, um damit im Social Network zu verkaufen. Doch schon vor zehn Jahren hatten Händler ihre Facebook-Fanpages erstmals um Online-Shops ergänzt. Durchgesetzt hat sich diese Form des Social Commerce damals aber nicht. Entsprechend skeptisch ist der Marktplatz-Experte Marcel Brindöpke im Interview mit neuhandeln.de.

Marcel Brindoepke
Marcel Brindöpke (Bild: eigenes Foto)

neuhandeln.de: Setzt sich dieses Mal denn Facebook-Shopping durch?

Marcel Brindöpke (42): „Es lohnt sich in jedem Fall, auf diese Offensive einen Blick zu werfen. Denn Facebook-Shopping kann nicht zuletzt für Marken und Händler sinnvoll sein, weil diese Form des Einkaufs im Internet einen anderen Zugang zu Ware ermöglicht als eine Bestellung bei Amazon oder eBay. Solche Online-Marktplätze verkaufen ihre Waren letztlich über riesige Kataloge und Suchfunktionen an Kunden, die oft bereits eine konkrete Kaufabsicht haben und daher nur noch nach passenden Produkten bei Amazon & Co. suchen.“

neuhandeln.de: Und was ist dann der Unterschied zum Facebook-Shopping?

Brindöpke: „E-Commerce auf Social-Media-Plattformen wie Instagram, Facebook oder Pinterest holt Kunden auf einer anderen Ebene ab. Kunden sind hier eher inspirativ als bedarfsdeckend unterwegs und so auf einer Ebene, auf der Werbung gut funktioniert. Offen ist, ob dieses Potenzial genutzt wird.“

Facebook Shops
Facebook startet eigene Shops (Bild: Facebook)

„Facebook Shops“ – So funktioniert der Verkauf im Social Network: Händler können einen Online-Shop einrichten, auf den Kunden sowohl bei Facebook als auch bei der Facebook-Tochter Instagram zugreifen können. Dafür lassen sich Produkte aus dem bestehenden Produktkatalog für den Facebook-Shop übernehmen, der sich mit einem individuellen Titelbild und Farbschema zudem an das eigene Corporate Design anpassen lässt. Wenn Kunden ein Produkt kaufen wollen, werden sie in Deutschland für den Checkout in den externen Shop des Händlers geleitet. Ein Beispiel für einen Facebook-Shop liefert die Schmuck-Designerin Nina Kastens.

Bereits vor zehn Jahren hatten viele Online-Händler in Deutschland ihre Facebook-Fanpage um eine Shopping-Funktion ergänzt – darunter unter anderem Fahrrad.de. Den Facebook-Shop hatte man damals aber recht schnell wieder eingestellt. Zwar hatte es bei Facebook durchaus Bestellungen gegeben. Signifikante Umsätze seien damals über das Netzwerk aber nicht erwirtschaftet worden. Erstellt wurde der Facebook-Shop damals gegen Gebühr über einen spezialisierten Dienstleister, die neuen Facebook-Shops können Online- und Multichannel-Händler dagegen kostenfrei einrichten.

neuhandeln.de: Woran könnte Facebook Commerce denn dieses Mal scheitern?

Brindöpke: „Die Händler müssen Kunden zunächst einmal auf ihre Shopping-Angebote bei Facebook aufmerksam machen. Dazu werden entsprechende Ausgaben für Werbung nötig sein, da Kunden wohl nicht von sich aus Facebook nach Shopping-Möglichkeiten durchforsten werden. Einen Angriff auf Amazon und Co. wird es also erst einmal nicht geben. Ob sich Shopping in Social-Media-Plattformen in der westlichen Welt durchsetzen wird, ist ohnehin fraglich. Versuche gibt es seit über zehn Jahren.“

Marcel Brindöpke (siehe Foto oben) ist Gründer und Geschäftsführer der Hey Connect GmbH, die Mode-Marken die Anbindung an Online-Marktplätze ermöglicht: von der Erstellung des Contents, der technischen Anbindung und der monatlichen Abrechnung bis hin zum Fulfillment der Bestellungen.

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