Intersport-Gruppe sucht einen neuen Multichannel-Chef

Die Verbundgruppe Intersport braucht einen neuen Geschäftsführer für ihre Intersport Multichannel GmbH, die den Online-Shop der Gruppe betreibt. Hintergrund ist, dass der aktuelle Geschäftsführer Stephan Lemm (50) zum 29. Februar 2016 aus dem Unternehmen ausscheidet. Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger habe man bereits begonnen.

Stephan LemmLemm (siehe Foto) war im Januar 2014 als Interims-Geschäftsführer für die Intersport Multichannel GmbH berufen worden. Vor seinem Wechsel zu Intersport war der 50-Jährige unter anderem fünf Jahre als Geschäftsführer für den französischen Kosmetikhersteller Yves Rocher in Deutschland, Österreich und der Schweiz zuständig. Bei der Verbundgruppe folgte er vor knapp zwei Jahren auf den damaligen Multichannel-Chef Jan-Thomas Metge, der das Unternehmen aus persönlichen Gründen verlassen hatte.

Mit Metge war Intersport in den Multichannel-Handel gestartet, als der erste Web-Shop der Verbundgruppe am 18. März 2013 online ging. Wenn der Online-Shop im kommenden März sein dreijähriges Jubliäum feiern kann, wird daher schon der dritte Geschäftsführer für die Intersport Multichannel GmbH tätig sein. Die Wechsel im Management legen die Vermutung nahe, dass Intersport nicht damit zufrieden ist, wie sich das Multichannel-Geschäft entwickelt.

Offiziell heißt es zwar, dass Lemm maßgeblichen Anteil daran hatte, das Multichannel-Konzept bei Intersport weiterzuentwickeln und er die Gruppe als externer Berater begleiten soll – was man wohl kaum machen würde, wenn Intersport mit seiner Arbeit nicht zufrieden wäre.

Eine Recherche im Unternehmensregister bestätigt aber die Vermutung, dass Intersport mit dem Multichannel-Geschäft an sich in den ersten Geschäftsjahren nicht zufrieden war.

Zwar gibt es keinen Jahresabschluss für die Intersport Multichannel GmbH. Dieser wird aber in den Konzernabschluss der Intercontact Beteiligungsgesellschaft einbezogen, der online abrufbar ist – und interessante Einblicke in das Multichannel-Geschäft der Gruppe liefert.

Multichannel-Geschäft hat Umsatzziel und geplantes Ergebnis verfehlt

So steht im Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2012/2013 (Stichtag: 30. September), dass sich die Erwartungen in die eigene Internet-Handelsplattform seit dem Start im März 2013 „nicht erfüllt“ haben. Mit dem Warenverkauf an Endkunden wurden demnach gerade einmal Umsatzerlöse von rund einer Mio. Euro erzielt – wobei man hier berücksichtigen muss, dass der Web-Shop bis zum 30. September 2013 auch nicht einmal sechs Monate online war.

Parellel hatte die Intersport Multichannel GmbH im Geschäftsjahr 2012/2013 einen Verlust von rund 8,2 Mio. Euro eingefahren, womit man auch das geplante Ergebnis verfehlt hatte.

Das Umsatzziel hatte man nach eigenen Angaben verfehlt, weil unter anderem im Online-Shop die Conversion-Rate – das Verhältnis von Besuchern zu Käufern – hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Diese Begründung steht auch im Konzernabschluss für das folgende Geschäftsjahr 2013/2014, wo der Online-Shop erstmals ein volles Geschäftsjahr zum Umsatz beitragen konnte und Lemm neuer Geschäftsführer der Multichannel GmbH geworden war.

Das Umsatzziel und das geplante Ergebnis hatte man 2013/2014 allerdings ebenfalls verfehlt.

Mit dem Warenverkauf an Endkunden wurden im Multichannel-Handel selbst im ersten vollen Geschäftsjahr auch nur Umsatzerlöse von rund 3,8 Mio. Euro erzielt. Die Multichannel GmbH hatte zudem parallel erneut einen Verlust angehäuft, der aber mit rund 6,1 Mio. Euro geringer ausgefallen war als im Premierenjahr. Dennoch lag auch 2013/2014 die Conversion-Rate nach eigenen Angaben „nicht in einem Bereich, mit dem positive Ergebnisse erreichbar wären„.

Dass viele Online-Nutzer nicht kaufen, überrascht nicht. Wer zum Beispiel ein Produkt aus dem Bestand eines angebundenen Händlers zur Abholung im Geschäft reservieren will, sieht online den Hinweis, dass der Preis vor Ort von dem Online-Preis abweichen kann (siehe Foto). Allein dieser Hinweis dürfte einige Nutzer davon abhalten, ein Produkte online zu reservieren – aus Angst davor, nachher im Geschäft auf einmal mehr für den Artikel bezahlen zu müssen.

Intersport ReservierungOnline und offline können andere Preise gelten (Bildquelle: Screenshot)

Das liegt daran, dass die Verbundgruppe ihren einzelnen Partnern keine Preise vorschreiben darf. Anders sieht es daher aus, wenn Kunden direkt im Online-Shop bestellen und sich das Paket dann zur Abholung in ein Geschäft schicken lassen. Denn Ware aus dem Online-Shop verkaufen nicht einzelne Händler, sondern zentral die Intersport Multichannel GmbH, die als eigenständige Tochtergesellschaft eigene Preise machen kann. Für Kunden dürfte es aber schwer werden, zwischen einer „Händlerreservierung“ (Kunde reserviert online aus dem lokalen Bestand eines Partners) und einer „Händlerlieferung“ (Kunde kauft Ware aus dem Online-Bestand, die an einen Partner geliefert wird) zu unterscheiden. Was wiederum recht schnell verdeutlicht, wie kompliziert das Multichannel-Geschäft für Endverbraucher ist.

Gegenüber neuhandeln.de hieß es bereits zu Jahresbeginn, dass man das bestehende Modell überarbeiten will. Damals hatte man auch durchblicken lassen, dass man im Geschäftsjahr 2014/2015 eine positive Entwicklung beim Multichannel-Geschäft sehe, die Entwicklung nach oben zeige, das Online-Geschäft aber eine Investition in die Zukunft sei. Zahlen zum gerade abgelaufenen Geschäftsjahr 2014/15 sind noch nicht im Unternehmensregister online.

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