Langfristige Corona-Folge: Kunden verschieben Konsumwünsche

von Frauke Schobelt

28.05.2020 Während der Pandemie haben Kunden neue Konsumgewohnheiten entwickelt, die noch lange nachhallen werden. Dazu zählt, dass sie ihr Geld lieber zusammenhalten.

 (Bild: Pixabay / Jan Vasek)
Bild: Pixabay / Jan Vasek
Die deutschen Verbraucher halten sich bei kostspieligen Konsumausgaben derzeit zurück. Viele sparen lieber in der Krise, sofern das möglich ist. So zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar   im Auftrag der Postbank   unter 1.014 Personen ab 16 Jahren, dass heute mehr Menschen Rücklagen bilden als vor Ausbruch des Corona-Virus. Aktuell legen 77 Prozent der Deutschen Geld zur Seite, im Vergleich zu 74 Prozent im Juli 2019. Der hohe Anteil der Sparer überrascht, da jeder fünfte Befragte (21 Prozent) angibt, infolge der Corona-Krise von Einkommenskürzungen betroffen zu sein. 14 Prozent stufen diese Einbußen als leicht ein, vier Prozent als erheblich und knapp drei Prozent als existenzbedrohend.

Die finanziellen Verluste ziehen sich demnach quer durch alle Bevölkerungsschichten. Gleichzeitig zementiert die Krise Vermögensunterschiede. So haben 19 Prozent aller Deutschen das Sparen angesichts der Corona-Pandemie eingeschränkt, acht Prozent legen kein Geld mehr zurück und zehren gleichzeitig sogar ihre Ersparnisse auf, fünf Prozent bilden gar keine Rücklagen mehr und weitere fünf Prozent weniger als vor der Krise. Elf Prozent der Befragten sparen dagegen sogar mehr, vor allem die junge Generation zwischen 16 und 29 Jahren. "Durch die Einschränkungen der vergangenen Wochen - geschlossene Restaurants und stornierte Urlaube - haben viele Menschen weniger ausgegeben. Diese freien Mittel werden nun genutzt, um sich ein zusätzliches finanzielles Polster anzulegen", erklärt Karsten Rusch , Finanzexperte der Postbank.
Preview von Wie sich das Sparverhalten durch die Corona-Krise verändert
11 Prozent der Deutschen sparen in der Krise mehr.

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Rücklagen zu bilden muss man sich allerdings auch leisten können. Zu den Verlierern der Krise gehören laut Postbank Familien und die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen. Während nur 18 Prozent der Singlehaushalte finanzielle Verluste verzeichnen, haben 57 Prozent der Haushalte mit drei und mehr Personen mit Einbußen zu kämpfen. Bei den 30- bis 39-Jährigen geben 37 Prozent an, dass ihr Einkommen durch die Corona-Krise geschmälert wurde - der Durchschnitt liegt bei 21 Prozent. Zehn Prozent berichtet von erheblichen, sieben Prozent sogar von existenzbedrohenden Einbußen.

Umfragen von Innofact   im Auftrag der Norisbank   im Oktober 2019 (1.003 Personen ab 18 Jahren) und März 2020 (1.050 Personen) zeigen ebenfalls deutliche Auswirkungen auf die Anschaffungspläne der Deutschen. Im März gaben 45 Prozent der Befragten an, aufgrund der Corona-Krise zunächst die persönlichen finanziellen Auswirkungen abwarten zu wollen. Geplante größere Anschaffungen wie Autokauf, Immobilien oder elektronische Geräte werden lieber auf Eis gelegt. Insbesondere Frauen stellen demnach ihre Konsumpläne in der aktuellen Situation zurück. Auffällig ist die Zurückhaltung auch bei den 60- bis 69-Jährigen: 25,5 Prozent hatten sich noch Ende 2019 für 2020 vorgenommen, sich auch mal mehr zu gönnen. Aktuell sind es nur noch 9,1 Prozent. Laut Norisbank leidet auch der "sonst schwer zu erschütternde Sparwille der Deutschen", der erstmals seit drei Jahren sinkt. Dafür steigt die Bereitschaft, zur Finanzierung von Wünschen und notwendigen Anschaffungen Kredite aufzunehmen.

Preview von Corona-Folgen - Die Konsumwünsche der Deutschen
Das Auto steht bei den Konsumwünschen ganz oben.

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In Sachen Finanzplanung unentschlossene und sehr zögerliche Konsumenten offenbart auch das 'Konsumbarometer' von Mediaplus   . Am ehesten seien noch junge und eher finanzstarke Premium-Zielgruppen bereit zu handeln. Kommunikativ seien daher klar formulierte Impulse und Angebote zum Dialog gefragt.

Laut der GfK-Studie zur Konsumentenstimmung in der Covid-19 Epidemie glauben 33 Prozent der Befragten in Deutschland, dass sich ihre finanzielle Situation in den nächsten zwölf Monaten verschlechtern wird. Während deshalb ein Viertel auf ihren geplanten Urlaub verzichtet, wollen beispielsweise sieben Prozent den Kauf von Kleidung, Autos und Luxusgütern verschieben. Petra Süptitz, GfK-Expertin im Bereich Consumer Insights, geht deshalb davon aus, dass die Verbraucher in nächster Zeit sehr bedarfsorientiert einkaufen werden. "Aufgeschobene und weiterhin notwendige Käufe werden nachgeholt. Darunter auch Produkte, die stärker an den stationären Handel gebunden sind, wie zum Beispiel beratungsintensive Elektrogroßgeräte wie Einbaugeräte, aber auch Smartphones, Fernseher, höherwertige Elektrokleingeräte wie Kaffeevollautomaten oder auch Babyausstattung." Die neue Normalität werde durch ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld und knappere Verbraucherbudgets gekennzeichnet sein. "Darauf werden sich Händler und Hersteller einstellen müssen", so Süptitz.
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