Der blinde Cybersicherheits-Fleck: Die Lieferanten und Partner

von Sebastian Halm

12.08.2022 Cybergefahren, die von den Partnern der Unternehmen ausgehen, finden wenig Beachtung. Auch IT-Sicherheitsrisiken bei Lieferanten stehen nicht im Fokus.

 (Bild: TheDigitalArtist / pixabay.com)
Bild: TheDigitalArtist / Pixabay
Das ist das Ergebnis einer Studie von IT-Beratungsunternehmen Tata Consultancy Services (TCS)   . Befragt wurden mehr als 600 Führungskräfte im Bereich Cybersicherheit in Europa, Großbritannien und Nordamerika.

Trotz der aktuell hohen Aufmerksamkeit für digitale Ökosysteme und Lieferketten räumen die befragten Chief Risk Officers (CROs) und Chief Information Security Officers (CISOs) der Gefahr von Cyber-Attacken auf ihre Partner nur eine nachrangige Priorität ein. Mit Blick auf das angenommene Risiko eines Cyber-Angriffs werden Lieferketten erst an neunter Stelle genannt, digitale Ökosysteme gar erst auf Platz 10. Die höchste Gefahr für Cyber-Attacken sehen die Befragten bei der Finanzabteilung, den Kundendatenbanken sowie im Bereich Forschung und Entwicklung.

Angriffe mittels Schnittstellen

Um Daten auszutauschen, nutzen Unternehmen beispielsweise Application Programming Interfaces (APIs). Diese Schnittstellen dienen als wichtige Zugangspunkte, die Unternehmen mit Partnern, Kunden und Auftragnehmern verbinden. Sie können jedoch auch von Unbefugten genutzt werden, wenn bei der Entwicklung Sicherheitsaspekte ignoriert wurden. So nutzen Angreifer in zunehmendem Maße Schlüpflöcher, die durch eben solche ungesicherten Systeme von Auftragnehmern, Händlern und Lieferanten geboten werden.

Nur vier von zehn Führungskräften widmen sich dem Thema Cyber-Sicherheit aktiv

Von den befragten CROs und CISOs geben 42 Prozent an, dass in ihrem Unternehmen Cyber-Risiken und Sicherheitsthemen aktiv und regelmässig auf oberster Ebene angesprochen werden. Ein Drittel (33 Prozent) gibt an, dass Vorstände oder Geschäftsleitung sich nur mit diesen Themen beschäftigen, wenn sie darauf aufmerksam gemacht werden. In 18 Prozent der Unternehmen finden Diskussionen erst statt, wenn das eigene Geschäft von einer Cyber-Attacke betroffen ist.

Bei 40 Prozent der Unternehmen ist Cyber-Sicherheit ein Thema in praktisch jeder Vorstand- oder Geschäftsleitungssitzung, bei weiteren 43 Prozent in jedem zweiten oder dritten Meeting. In jedem sechsten Führungsgremium (17 Prozent) wird das Thema entweder nie, gelegentlich oder nur wenn nötig diskutiert.

Darüber hinaus sind mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Befragten unsicher oder immer weniger zuversichtlich, ob sie in den kommenden drei Jahren schwerwiegende finanzielle oder rufschädigende Folgen eines größeren Cybervorfalls vermeiden können.

Cloud: Sicherheitsbedenken schwinden

Eine deutliche Mehrheit der befragten Cyber-Experten erachtet Cloud-Lösungen inzwischen als sicherer (34 Prozent) oder zumindest gleich sicher (28 Prozent) wie On-Premise-Lösungen oder traditionelle Rechenzentren. Nur knapp ein Drittel (32 Prozent) glaubt, dass Cyber-Risiken bei der Nutzung von Cloud-Plattformen grundsätzlich höher sind.

Der Studie zufolge sehen Unternehmen die größte Herausforderung im Bereich Cybersicherheit im Mangel an Fachkräften mit einschlägiger Expertise. CROs und CISOs berichten, dass es ihnen bereits im vergangenen Jahr schwerfiel, Talente mit Kenntnissen in den Bereichen Cyberrisiken und -sicherheit für sich zu gewinnen (44 Prozent) und zu halten (42 Prozent). Laut Studie plant die Hälfte (49 Prozent) der Unternehmen aus der EU und Großbritannien, künftig Fachkräfte mit Cybersecurity-Skills einzustellen. In Nordamerika beabsichtigen sogar zwei Drittel (65 Prozent), sich in Zukunft auf die Talentsuche begeben.

Von Februar bis März 2022 hat das Thought Leadership Institut des IT-Beratungsunternehmens Tata Consultancy Services 607 Unternehmen aus Europa und Nordamerika mit einem Jahresumsatz von mindestens einer Milliarde US-Dollar befragt.
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