Logistik

Wie El Nino den deutschen Onlinehändlern schadet

von Joachim Graf

07.09.2023 Kommt die bestellte Ware rechtzeitig aus Fernost in die deutschen Onlineshops? Das wird immer fraglicher, denn das Wetterphänomen El Nino sorgt für Stau auf den globalen Wasserstraßen. Jetzt warnen Logistiker vor den Folgen.

Vor dem Panamakanal stauen sich die Containerschiffe (Bild: Wikipedia)
Bild: Wikipedia
Bild: Wikipedia unter GNU-FDL
Vor dem Panamakanal stauen sich die Containerschiffe
Dem Panamakanal geht das Wasser aus. Und das hat Auswirkungen auf die globalen Logistikströme - und damit auch auf die Warenlieferungen für Onlinehändler.

Was ist passiert?
El Niño ist los. Das periodisches Klimaereignis sorgt aktuell dafür, dass sich das Meerwasser im tropischen Pazifischen Ozean erwärmt. Während El Niño-Phasen regnet es in Panama weniger - und gleichzeitig ist es deutlich wärmer als üblich. Die Trockenzeit senkt den Wasserstand im Gatun- und im Alhajuelasee, durch die der Panamakanal führt. Weil der sinkend Der Mangel an zufliessendem Niederschlagswasser lässt die beiden Seespiegel sinken. Handelsschiffe, welche die beiden Seen durchqueren, müssen während der Trockenzeit besonders auf ihren Tiefgang achten.

Was ist die Folgen?
Etwa fünf Prozent des globalen Güterverkehrs werden über die künstliche Wasserstraße abgewickelt. Mehr als 14.000 Schiffe passierten den Kanal im Jahr 2022 mit einer Gütertransportmenge von etwa 500 Millionen Tonnen. Nun dürfen es laut Kanalverwaltung statt 36 nur noch 32 Schiffe täglich sein - und deren Tiefgang wurde reduziert: Statt der ladestarken Containerschiffe mit 15,2 Metern Tiefgang dürfen den Panamakanal aktuell nur noch Schiffe mit maximal 13,4 Meter passieren. Erste Folge: Es dauert länger, durch das globale Nadelöhr zu kommen. Auf dem Panama-Kanal stauen sich aktuell die Schiffe   , wie dieser Video zeigt   . 120 Schiffe warten   auf beiden Seiten des Kanals, wie die Kanalbehörden   mitteilen. Vor allem bei den Super-Containerschiffen gibt es lange Warteschlangen.

Project44   die nach eigenen Angaben weltweit führende Plattform für Verlader und Logistikdienstleister warnt: "Die Verweildauer und die Vorlaufzeit für die Durchfahrt der Schiffe sind deutlich gestiegen." Bis zu 12 Tage müsste einzelne Schiffe aktuell warten. Das entspricht fast genau der durchschnittlichen Verzögerung, mit der man während der Nach-Corona-Lieferverzögerung rechnen musste.

Zudem dürfte die Reduzierung des erlaubten Tiefgangs dafür sorgen, dass dieselbe Menge Ware künftig auf mehr Containerschiffen transportiert werden muss - was langfristig den Schiffdurchsatz und damit auch die Wartezeit nochmal erhöhen dürften.

Was bedeutet das?
Im Schnitt dauert ein Containertransport beispielsweise aus Kalifornien durch den Panamakanal zwischen 30 und 40 Tagen. Plus 12 Tage Verzögerung bedeutet: Statt am 17. kommt der Container erst am 29. Oktober in einem europäischen Hafen an - wenn man heute Weihnachtsware bestellt. Eile ist geboten. Oder Luftfracht.

Was kommt als nächstes?
Die Dürre im Panamakanal hält an. Die Beschränkungen für die Schiffkapazität und den genehmigten Tiefgang sollen um weitere zehn Monate verlängert werden. Die Lieferzeiten in der Logistik werden sich also bis mindestens in den kommenden Sommer ziehen. Eine nochmalige Verlängerung ist wahrscheinlich. Damit gerät auch das Weihnachtsgeschäft 2024 ins Visier der Auswirkungen der Klimaerwärmung.
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