Wie das Internet of Things Logistikprozesse beschleunigt

von Frauke Schobelt

14.07.2020 Präzise Lieferzeitpunkte entscheiden für viele Nutzer über den letzten Klick beim Kauf. In der Logistik komme es daher auf transparente Prozesse an - und dabei kann das IoT helfen. Voraussetzung: Unternehmen müssen sich von Datensilos verabschieden.

 (Bild: Pixabay/ geralt)
Bild: Pixabay/ geralt
Acht von zehn Online-Shoppern (85 Prozent) möchten vor dem letzten Klick beim Kauf einen Lieferzeitpunkt sehen. Fehlt die Information, bricht jeder Dritte seinen Einkauf ab (32 Prozent). Ein Trend, der sich bei Vielbestellern sogar weiter verstärkt: 44 Prozent stoppen den Kaufvorgang, wenn unklar bleibt, wann Produkte eintreffen werden. Dies zeigen Zahlen, die das Meinungsforschungsinstitut Civey   in einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage für den Eco Verband der Internetwirtschaft   ermittelt hat. 2.500 Personen wurden dafür zwischen dem 30. Juni und dem 6. Juli befragt.

Ein Fazit der Studienautoren: Die Logistik ist der Flaschenhals im E-Commerce. "Um Lieferzeitpunkte präzise zu bestimmen, brauchen Unternehmen volle Transparenz über ihre Lieferketten", sagt Dr. Bettina Horster , Vorstand bei Vivai Software   und Direktorin der Kompetenzgruppe IoT im Eco Verband. Ihre Empfehlung: Um Warenbewegungen besser überwachen und Lieferzeiten prognostizieren zu können, sollten Spediteure und Transporteure auf das Internet of Things (IoT) setzen und darüber ihre Supply Chains digitalisieren und vernetzen.

Doch obwohl sich über das IoT vielschichtige Transportnetzwerke abbilden und in Echtzeit verfolgen ließen, habe die Logistik ihre Systeme und Anwendungen untereinander noch nicht ausreichend verknüpft. Stattdessen teilen Unternehmen kaum Daten mit Partnern in der Lieferkette, setzen auf Silos und verschenken deshalb laut Horster Potenzial: "Nur dann, wenn Waren und Informationen zeitgleich und übergreifend im gesamten Wertschöpfungsnetzwerk fließen, profitieren alle Logistikpartner." Mithilfe von IoT-Daten ließen sich Nachfrageschwankungen ausgleichen, die sich sonst entlang der Lieferkette vom Besteller zum Erzeuger "gefährlich hoch" aufschaukeln könnten.

IoT macht Logistikprozesse transparent

"Mit IoT-Lösungen lassen sich Warenbewegungen verfolgen und Prozesse intelligent automatisieren - rund um die Welt, rund um die Uhr", bestätigt Thorsten Stuke , Geschäftsführer bei m2m-Tailors und Experte Mobility bei Eco. Die Logistik 4.0 sei "smarter, nachhaltiger und sozialer". Sie spare Lieferkosten, beschleunige Transporte und mache Rohstoffe vom Kunden bis zum Erzeuger zurück verfolgbar.

Einige Anwendungsbeispiele: Hersteller aus der Automobilfertigung lassen sich Bauteile je nach Bedarf zuliefern und lagern sie nicht mehr kostenintensiv ein. In der Landwirtschaft schafft das IoT transparente und rückverfolgbare digitale Agrarlieferketten - vom Bauern bis zum Handel. Mit dem Einsatz von IoT in der Logistik lasse sich zudem die Einhaltung internationaler Standards im Hinblick auf Menschenrechte, Ökologie und faire Entlohnung besser digital überwachen. Künstliche Intelligenz könne bei Bedarf auch die Planung über unterschiedliche Verkehrsträger hinweg unterstützen und optimiere die Route auch in puncto Kohlendioxid-Ausstoß.

Experten erwarten autonome Lieferprozesse

Durch die fortschreitende Digitalisierung könnten Lieferprozesse binnen 10 Jahren möglicherweise sogar komplett autonom möglich sein. Lieferboxen würden die Verbraucher dann ohne menschliche Beteiligung erreichen. Für wahrscheinlich hält das die Mehrheit (56 Prozent) der Experten eines Fachgesprächs - der IoT Business Trends zum Thema Multimodale Logistik - im Eco Verband. Eine breite Mehrheit von 71 Prozent der Experten ist jedoch auch überzeugt: Auch in 10 Jahren wird es noch reale Arbeitsplätze in der Logistik und Supply Chain geben.
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