NEOCOM-Bilanz: Kongress begeistert, Fachmesse enttäuscht

von Stephan Randler

21.10.2016

 (Bild: NH-Pressebild)
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Bild: NH-Pressebild unter Creative Commons Lizenz
Eine gute Woche nach der NEOCOM   in Düsseldorf zieht der Mitveranstalter Management Forum    ein durchwachsenes Fazit. "Mit der Resonanz auf unser Kongress-Programm sind wir sehr zufrieden", bilanziert Geschäftsführerin Ioana Sträter. "Die begleitende Fachmesse hat unsere Erwartungen allerdings nicht erfüllt." Zwar habe es ihm Vorfeld ausreichend Registrierungen durch Fachbesucher gegeben. Tatsächlich hätten sich dann vor Ort aber weitaus weniger Besucher blicken lassen. "Trotz einem guten Messeprogramm hatten wir mit vielen No-Shows zu kämpfen", bedauert Sträter.
Veranstalterin Ioana Sträter (Bild: Management Forum)
Wie es tatsächlich um die Fachmesse steht, lässt sich aber leider nicht beziffern. Denn in diesem Jahr kommunizieren die Veranstalter keine konkreten Zahlen zu Kongress-Teilnehmern und Messe-Besuchern. Vor einem Jahr gab es 1.105 Teilnehmer auf dem Kongress und damit ein Plus von rund acht Prozent   . Die Messe hatten damals 4.517 Teilnehmer besucht (inkl. Kongressbesucher), womit man elf Prozent zulegen   konnte. Trotz einem spürbaren Wachstum wurden aber damals schon die eigenen Erwartungen verfehlt   . So hatte man im vergangenen Jahr ursprünglich mit rund 1.200 Kongressbesuchern und 5.000 Messe-Besuchern    gerechnet. Dass nun keine Zahlen für 2016 genannt werden, legt daher zwei Rückschlüsse nahe: Dass es zum einen auf dem Kongress kein großes Wachstum gab und dazu die Frequenz auf der Messe nachgelassen hat.

Aussteller haben von der Fachmesse mehr Frequenz erwartet

Diese Schlussfolgerung halte ich jedenfalls für realistisch, nachdem ich beide Tage auf der NEOCOM gewesen bin. Ein ähnliches Bild zeichnen auch andere Besucher, die auf der Veranstaltung vertreten waren. So berichtet ein Aussteller im Gespräch mit neuhandeln.de von einer "schwachen Besucherfrequenz" und dadurch auch von wenigen Gesprächen auf der Messe der NEOCOM. Ähnliches schildert auch Rudolf Hämel, Geschäftsführer der "LogReal Die Logistikimmobilie GmbH   " und ebenfalls Aussteller auf der NEOCOM in Düsseldorf in diesem Jahr: "Wir hätten uns noch mehr Gespräche mit Verantwortlichen im Logistik-Immobilien-Bereich gewünscht", lautet sein Fazit.
Volker Witt
Volker Witt (Bild: Heinrich Dehn)
Drastischer schildert die Situation dagegen die Heinrich Dehn Internationale Spedition GmbH   , die in diesem Jahr erstmals als Aussteller vor Ort war. "Insgesamt war die Resonanz für uns sehr enttäuschend", klagt Vertriebschef Volker Witt (siehe Foto). "Bei über 1.000 Kongressteilnehmern haben wir eine wesentlich höhere Frequenz am Stand erwartet. Der Kongress war aber zu weit weg von der Messe und die Pausen für einen Rundgang wohl zu kurz." Tatsächlich waren Messe und Kongress in getrennten Hallen untergebracht - wobei der Kongress aber durchaus für Begeisterung sorgen konnte. "Der Kongress hat mit seinen interessanten Vorträgen und den Abendveranstaltungen den Rahmen für vielfältige spannende Gespräche und die Pflege des Netzwerkes geboten", lobt stellvertretend Dirk Wieland, Geschäftsführer der MAC IT-Solutions GmbH   . "Die NEOCOM war eine gute Möglichkeit, viele Entscheider persönlich zu sprechen", betont auch Norbert Weckerle, Geschäftsführer des Dienstleisters Meyle+Müller   . An den Glanz des Versandhandelskongresses komme man aber nicht heran.

Teilnehmer trauern dem alten Standort Wiesbaden hinterher

"Das Networking war auf gutem Niveau, während die Messe immer schlanker wird", berichtet auch Werbe-Profi Gisbert Schmieder von der Unternehmensberatung Schmiederplus   . "Der Glamour-Faktor sinkt aber von Jahr zu Jahr und die NEOCOM ist kein Vergleich zu Wiesbaden bezüglich der Location." Apropos Wiesbaden: Bis zum Jahr 2012 wurde die NEOCOM noch als „Versandhandelskongress“ in Wiesbaden von Management Forum, FID Verlag und dem Bundesverband für E-Commerce und Versandhandel   (BEVH) veranstaltet. 2013 trennten sich die Wege und der Verband wollte in Berlin mit dem "eTailment Summit" ein eigenes Format etablieren, während Management Forum, FID Verlag und der Handelsverband Deutschland   (HDE) das Event als "NEOCOM" nach Düsseldorf brachten. Nach zwei Jahren wechselte der BEVH wieder vom eTailment Summit zur NEOCOM, um so die "positive Entwicklung der NEOCOM vorzuantreiben". Viele Mitglieder und Partner des Verbands hätten zudem gefordert, dass der BEVH wieder die NEOCOM unterstützt und Händler sich so auf eine Veranstaltung in der Branche konzentrieren können. Dennoch ist auch in diesem Jahr ein großer Schub ausgeblieben.
NEOCOM Kongress
Der Kongress der NEOCOM war auch 2016 gut besucht (Bild: Management Forum)
Das dürfte seine Gründe haben. Denn Mitte September - und damit gut vier Wochen vor der NEOCOM - fand in Köln die Online-Marketing-Messe dmexco   statt, wo es in diesem Jahr allein 1.013 Aussteller und mehr als 50.000 Fachbesucher gab (Wachstum: +18 Prozent). Direkt vergleichen lassen sich beide Events zwar nicht, da die Zielgruppe der dmexco weiter gefasst ist als die Kernklientel der NEOCOM. Dennoch dürften die Macher der NEOCOM damit zu kämpfen haben, dass sich Interessenten über Trends im E-Commerce und Online-Marketing bereits Wochen früher in Köln informieren konnten. Direkt messen lassen müssen sich die Veranstalter zudem an ihren eigenen Zahlen: Auf der NEOCOM gab es im Jahr 2012 noch mehr als 380 Aussteller   , als das Event letztmals gemeinsam von Management Forum, FID Verlag und BEVH in Wiesbaden veranstaltet wurde. 2016 dagegen waren es nur noch 220 Aussteller und Partner   - obwohl wieder alle Veranstalter von früher dabei sind - plus der HDE. Die gute Nachricht ist daher: Trotz einer durchwachsenen Veranstaltung ist die NEOCOM nach wie vor nicht abgeschrieben. LogReal-Chef Hämel etwa sieht sich in der Pflicht und will die Kommunikation im nächsten Jahr früher starten, um mehr Händler auf sich aufmerksam zu machen. Der Logistik-Dienstleister Heinrich Dehn möchte dagegen eine erneute Teilnahme als Aussteller davon abhängig machen, ob es ein verbessertes Raum- und Ablaufkonzept gibt. Mitveranstalterin Sträter kündigt im Gespräch mit neuhandeln.de entscheidende Neuerungen an. Geplant sei unter anderem ein neues Hallenkonzept. Ins Detail gehen kann das Management Forum aber zum aktuellen Zeitpunkt nicht.
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