Nach dem Insolvenzverfahren: Welche Zukunft hat Primondo?
06.09.2009 Bis Dienstag abend wurden Insolvenzverfahren für 37 Arcandor-Gesellschaften eröffnet, darunter Primondo und auch Quelle. Die Insolvenz von zwei Service-Gesellschaften wurde nach Fürth verwiesen.
Bis Dienstag abend wurden Insolvenzverfahren für 37 Arcandor-Gesellschaften eröffnet, darunter Primondo und auch Quelle. Die Insolvenz von zwei Service-Gesellschaften wurde nach Fürth verwiesen.
Bis zum 11. November, wenn in der Essener Gruga-Halle (richtig, eine ganze Halle ist nötig) die Gläubigerversammlung über die Zukunft von Primondo entscheidet, muss über verlängerte Kreditlinien einerseits und kurzfristige Kostenprogramme andererseits in erster Linie bei Quelle ein Geschäft in Gang gebracht werden, das speziell bei investiveren Produkten wie Waschmaschinen und Kühlschränken Rückschläge hinnehmen muss. Über eine Transfergesellschaft für Quelle-Mitarbeiter wird noch gestritten, allein dafür müssten im Monat 20 Mio. Euro aufgebracht werden.
Während das normale Geschäft noch in alten Bahnen verläuft, muss ein schlüssiges Konzept für Investoren entwickelt werden. Das bisher genannte "weiter so wie bisher" genügt nicht. Nach unseren Informationen haben die bisher konkret interessierten Finanzinvestoren - nicht 8 bis 10 oder 18, sondern nur drei - kein vergangenes Knowhow aus Engagements bei Versandhändlern. Das wirft Fragen auf: Ein Investor ohne Knowhow und eigenes Konzept kann gar nicht einschätzen, wieviel Kapital notwendig ist. Er ist auf Angaben von denjenigen angewiesen, die um jeden Preis an einer Investition interessiert sind.
Umgekehrt hat Primondo in der Zusammenarbeit mit Finanzinvestoren bislang wenig Glück gehabt. Drei Beispiele:
- Aurelius hat von Primondo die Quelle-Westschiene und Mode&Preis übernommen. Quelle Spanien wurde umgehend und relativ brutal "entsorgt", Quelle Frankreich befindet sich nach Geschäftsführerwechseln im "Redressement judiciaire", was ebenfalls einer Insolvenz entspricht. Dass es tatsächlich an der vorangehenden Insolvenz von Primondo gelegen hat, bezweifeln Insider. Sie kritisieren, dass im Rahmen des Verkaufs zugesagte Investitionen etwa in die Werbung oft nicht geflossen sind.
- Arques hat von Primondo Golf House und Fritz Berger übernommen. Während über Golf House wenig zu sagen ist, hat Fritz Berger sich nach anfänglichen Schwierigkeiten zeitweilig gut entwickelt. Zu diesem Zeitpunkt hatte ein Versandprofi, Ex-Conrad-Geschäftsführer Matthias Seegerer, das Ruder in der Hand. Trotz des nachweislichen Erfolges trennte sich Arques Anfang des Jahres überraschend von ihm - wegen unterschiedlicher Auffassungen über die Geschäftsentwicklung.
- Sun Capital hat sich im ersten Jahr nach der hälftigen Übernahme von neckermann.de mehr als ungeschickt in der Personalpolitik und Kommunikation erwiesen. Ein klares Konzept war nicht erkennbar. Im Moment ist es ruhig geworden - aber nur nach außen hin. Hinter den Kulissen ist von Unstimmigkeiten auf den Führungsebenen und hektischen Umstrukturierungen die Rede. Derzeit zieht neckermann.de-CEO Henning Koopmann Mitarbeiter aus Fürth nach Frankfurt ab. Beobachter kritisieren, dass man in diesem Zuge um der Bestallung willen viele Schritte in der Multichannel-Entwicklung rückwärts gehe.
Ein Investor wird also prüfen, wie werthaltig die einzelnen Spezialversender sind. Zweifellos gibt es dort etliche gut positionierte Firmen. Die Walz-Gruppe ist eine Perle, für die sich Käufer leicht fänden. HSE24 ebenso. Elégance in Aachen ist inzwischen relativ klar als Luxusmarke profiliert, was Vor- aber auch Nachteile mit sich bringt. Bonaparte ist durch den mißlungenen IT-Wechsel vor zwei Jahren drastisch zurückgeworfen worden und verliert jetzt auch noch mit Alex Weih eine der zentralen Führungsfiguren. Weih wechselt in TriStyle-Gruppe zu Madeleine.
Die TriStyle-Versender wiederum befinden sich durch die Gesellschafter-Struktur zwar in einer relativ sicheren Lage. Aber Klaus Wirth kann sein Vorkaufsrecht erst dann ausüben, wenn die TriStyle separat verkauft werden sollte. Findet sich ein Investor für Primondo insgesamt, muss er zähneknirschend mitgehen. Erst wenn der dann wiederum sein Investment zerlegt, könnte die TriStyle aus dem Verbund herausgezogen werden. Immerhin sind die TriStyle-Versender davor geschützt, finanziell für die Malaise anderer Unternehmen gerade stehen zu müssen.
Marc Sommer hält an der Vision fest, dass sich ein Investor für das gesamte Konstrukt finden lässt. Er ist als einziger der alten Vorstandsriege noch im Unternehmen. Es ist noch nicht lange her, da wollte Sommer die Frage nach einem "Geschäftsmodell" für die Quelle gar nicht als Kernthema wahrnehmen. Nun wird es ausgerechnet die Aufgabe des von Thomas Middelhoff stets als "erfolgreicher Turnaround-Manager" betitelten Sommer sein, ein schlüssiges Konzept zu präsentieren - auch und gerade für die Quelle. Darin werden neben einem Kaufpreis auch Investitionssummen stehen, die viele kleinere strategische Investoren von vornherein ausschließen. Die Finanzinvestoren werden fast schon dazu gezwungen, nach der Übernahme weitere drastische Maßnahmen zu ergreifen, um die Summen wieder einzuspielen. Oder sie werden Einzelteile aus Primondo herausbrechen.
Nur im Idealfall fände sich dann für Quelle ein Investor, der das Geschäft auch ohne die Ergebnis bringenden Beiboote weiter führt. Die nackte Wahrheit ist, dass Quelle seit vielen Jahren schon Kapital aufzehrt, statt es zu mehren. Gibt es nicht im Kern ein schlüssiges Konzept für eine "neue Quelle solo", das nach Investitionen relativ rasch Ergebnis verspricht, könnte der Käufer nach der Auflösung des Primondo-Verbundes Quelle schlicht liquidieren.
Das hätte der Insolvenzverwalter dann nicht mehr zu verantworten, der ja persönlich haften würde. Umgekehrt muss er verhindern, dass besicherte Gläubiger im Alleingang ihre Rechte wahrnehmen. Denn er wird ausschließlich aus der dann rasch zusammengeschmolzenen Masse bezahlt.
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