Mobile Marketing

So entwickeln Sie Ihre eigene App

von Peggy de Lange , Frauke Schobelt

11.11.2022 Die Entwicklung eigener Apps wird zunehmend auch für E-Retailer interessant, die darüber ihren Absatz steigern und die Kundenbindung stärken. Zehn Schritte, mit denen die Entwicklung einer eigenen App gelingt.

 (Bild: Alexandra_Koch auf Pixabay)
Bild: Alexandra_Koch auf Pixabay
Discounter Lidl   hat schon längst eine, ebenso Rossmann   , Ikea   , Puma   , Adidas   , Knipex   und Obi   : Die Liste der Unternehmen mit einer eigenen App wird immer länger. Für viele Händler und Unternehmen sind sie der Kern ihrer Mobil-Strategie und ein immer wichtiger werdender Faktor für die Unternehmens- und Markenpflege. Denn kaum jemand verlässt das Haus ohne ein Smartphone in der Tasche. Die mobilen Geräte sind unverzichtbar im Alltag der KonsumentInnen, die Nutzung ist überall und immer möglich. Laut einer Studie des Beratungsunternehmens Dscout   berühren Smartphone-NutzerInnen ihr Telefon im Durchschnitt 2.617 Mal pro Tag und greifen dabei auf alle möglichen Apps zum Einkaufen, zur Unterhaltung und mehr zu.

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Haben E-Retailer eine attraktive App für den Verkauf ihrer Produkte oder Services entwickelt, sind sie gut aufgestellt, um ihr Unternehmen oder ihre Marke bekannt zu machen, neue KundInnen zu gewinnen und ihren Umsatz zu steigern.

Aber wie erstellt man eine eigene App? Die gute Nachricht: Es ist kein Hexenwerk. Eine sorgfältige Planung ist allerdings das A&O. Ein solides Verständnis über die Funktionsweise und unterschiedlichen Arten von Apps sowie Informationen zur Steuerung des Entwicklungsprozesses sollten auch nicht fehlen.

Folgen Sie diesen zehn Schritten, um Ihre eigene App zu entwickeln

1. Definieren Sie Ihre Ziele

Was genau wollen Sie mit Ihrer App erreichen? Was ist ihr Hauptzweck? Wie wird der Erfolg definiert? Ist es eine bestimmte Anzahl von Downloads bis zu einem festgelegten Datum? Eine Anzahl von EMail-AbonnentInnen? Ein bestimmter Umsatz, der über die App erzielt wird?

Wenn Sie Ihre Ziele am Anfang festlegen, können Sie kontinuierlich überprüfen, ob Ihre Maßnahmen darauf einzahlen. Achten Sie darauf, dass sie spezifisch, messbar und erreichbar sind, wie beispielsweise "1.000 App-Downloads in den ersten 30 Tagen erreichen."

2. Entwickeln Sie eine gute Idee für eine App

Ein gutes Konzept ist entscheidend, da es bereits in allen Bereichen sehr viele gute Apps gibt. Bestenfalls löst die App ein großes Problem, so dass sie von vielen NutzerInnen heruntergeladen und verwendet wird. Inspirationen für eine Idee können Sie sich beispielsweise beim Stöbern im App-Store holen. Welche Apps oder Spiele bereits gut funktionieren, wird sowohl im App Store   als auch im Google Play Store   direkt auf der Startseite angezeigt. Eine weitere Maßnahme ist die Suche nach anderen innovativen Geschäftsideen. Gibt es Startups, die gerade eine große Idee in ein Business umwandeln? Wichtig ist, dass man nicht krampfhaft nach einer Idee sucht, denn bekanntlich fällt einem im Alltag oft etwas ein, oder man stößt selbst auf Probleme, die noch nicht gelöst wurden. Am besten Sie notieren sich alle Ideen und entscheiden dann, welche am besten zu Ihrem Businessproblem und Unternehmen passt.

3. Analysieren Sie den Markt und validieren Sie Ihre App-Idee

  • Finden Sie heraus, ob Ihre App-Idee bereits existiert. Sollte das der Fall sein, können Sie trotzdem weiter an Ihrer Idee feilen, aber Sie müssen sicherstellen, dass sie etwas bietet, was die anderen nicht haben. Wo WettbewerberInnen sind, gibt es auch einen Markt. Schauen Sie sie sich genau an und finden Sie heraus, ob eine Finanzierung für die Entwicklung der App seitens InvestorInnen gab. Dann wissen Sie, dass die Idee gut ist. Auch die Performance einer App können Sie checken - wie hoch sind die Downloadzahlen, Gewinne und das Ranking. Analysieren Sie auch die Website und die Auftritte in den sozialen Medien, um herauszufinden, wie es dem Unternehmen wirtschaftlich geht.
  • Wählen Sie Keywords. Checken Sie von circa fünf Keywords jeweils die Anzahl der monatlichen Suchanfragen und das Wettbewerbsniveau, beispielsweise mit dem Google Keyword Planner   . Je höher die Suchanfragen und der Wettbewerb, desto größer ist das Interesse an einem Thema.
  • Befragen Sie Ihre Zielgruppe. Hat sie Interesse an der App? Wie viel würde sie dafür bezahlen? Würde sie die App ihren FreundInnen und ihrer Familie empfehlen? Bei der Durchführung von Umfragen ist es hilfreich, negative und positive Antwortmöglichkeiten einzubeziehen, damit Sie das Feedback richtig einschätzen können. Mit SurveyMonkey   können Sie beispielsweise Umfragen erstellen, aber auch Plattformen wie Twitter   verfügen über eine Umfragefunktion.

4. Analysieren Sie die Markttauglichkeit Ihrer App-Idee

Vergleichen Sie dazu die Funktionen und Monetarisierungsmodelle (bezahlte Downloads, Werbung, In-App-Käufe, E-Commerce oder Affiliate-Einnahmen) Ihrer App mit denen Ihrer Top 5 MitbewerberInnen. Im Idealfall haben Sie mindestens ein Differenzierungsmerkmal, das Ihnen einen Wettbewerbsvorteil verschafft und NutzerInnen von Ihrer App überzeugt.

5. Entscheiden Sie, welcher App-Typ für Ihr Unternehmen am besten geeignet ist

Es gibt drei Arten von Apps, die alle ihre Vor- und Nachteile haben:
  • Web App - sie wird unabhängig von einem Betriebssystem programmiert (z.B. in HTML oder CSS) und ist von jedem Gerät oder Browser zugänglich. Beim Öffnen passt sie sich dem jeweiligen Gerät automatisch an. Eine Installation ist nicht notwendig, jedoch ein Internetzugang. NutzerInnen erhalten Zugang über ihren Browser wie Safari   oder Google Chrome   . Web Apps sind im Vergleich zu Native Apps kostengünstiger. Beispiele: Netflix   und Mailchimp   .
  • Native Apps - sie werden jeweils für ein bestimmtes Betriebssystem (iOS, Android und Windows) entwickelt. D.h. dass Sie für jedes Betriebssystem eine App in der jeweiligen Programmiersprache entwickeln müssen - Android Apps mit Java, iOS Apps mit Swift und Windows Phone Apps erst mit .net und dann mit C++ und Javascript. Wenn sie einmal aus dem jeweiligen App Store heruntergeladen wurden, benötigen native Apps bei der Nutzung keine Verbindung zum Internet mehr und passen sich komplett an die Funktionalitäten des entsprechenden Gerätes an. Im Vergleich zu den anderen Apps sind sie allerdings durch die umfangreiche Programmierung kostenintensiver. PokemonGo   ist ein Beispiel.
  • Hybride Apps - sie kombinieren das Beste aus nativen und Web Apps. Hybride Apps lassen sich auf verschiedenen Plattformen nutzen, weil sie mit den häufig genutzten Programmiersprachen HTML und CSS entwickelt werden. Genau wie die nativen Apps werden sie im App Store heruntergeladen und passen sich problemlos an jedes Gerät an. Im Vergleich zu nativen Apps sind sie günstiger und bieten ein besseres Nutzererlebnis als Web Apps. Beispiele: Facebook   und WhatsApp   .

6. Erstellen Sie einen Wireframe

Sobald Sie Ihre Ziele, den Markt und die Positionierung definiert haben, sollten Sie einen groben Entwurf/Wireframe Ihrer App machen. Skizzieren Sie die Struktur und den Seitenverlauf. Hier geht es noch nicht um Ästhetik, sondern um die Kernfunktionalität. Die Visualisierung schafft ein gutes Verständnis.

7. Finden Sie einen App-Entwickler bzw. eine App-Entwicklerin

Vielleicht kennen Sie einen guten App-Entwickler bzw. eine gute App-Entwicklerin oder bekommen eine Empfehlung. Ansonsten bieten Freelancer Plattformen wie Fiverr   eine große Auswahl an ExpertInnen, mit denen Sie einfach Ihren Wireframe teilen können. Zusammen mit Ihrem App-Entwickler oder Ihrer App-Entwicklerin werden Sie beispielsweise Ihr anfängliches App-Konzept verfeinern, sodass die App programmiert und dann getestet werden kann. Ist die App entwickelt, übernimmt der Experte bw. die Expertin ihre Wartung inkl. der Erstellung von Patches und Upgrades, die die App auf dem neuesten Stand und voll funktionsfähig halten.

8. Erstellen Sie ein MVP - Minimum Viable Product

Ein MVP ist die einfachste, grundlegendste Version Ihrer Anwendung - die Basis. Sobald Sie diesen erstellt haben, verfügen Sie über die Kernfunktionalität und können sie von dort aus weiter aufbauen.

9. Führen Sie eine Qualitätssicherung durch

Lassen Sie einen QA-Spezialisten oder eine QA-Spezialistin testen, ob Ihre App auf den relevanten mobilen Plattformen, diversen Geräten und verschiedenen Softwareversionen funktioniert. Vor der Markteinführung sollten alle Probleme behoben sein.

10. Launchen Sie Ihre App

Der Bereitstellungsprozess Ihrer App variiert je nach der von Ihnen gewählten Entwicklungsmethode. Die meisten mobilen Anwendungen benötigen jedoch ein Server-Backend, um zu funktionieren. Anschließend müssen Sie Ihre Anwendung zur Prüfung bei den verschiedenen App-Stores einreichen. Prüfen Sie dazu unbedingt, ob Ihre App alle Anforderungen erfüllt, um Ablehnungen und Verzögerungen zu vermeiden.

Zielgruppenspezifisches Marketing: So vermarkten Sie Ihre App

Mit dem Abschluss der Entwicklung startet die Vermarktung Ihrer App. Damit Ihre Zielgruppe von der App erfährt, sollten Sie einige Marketingmaßnahmen in Betracht ziehen. Erreichen Sie potenzielle NutzerInnen, indem Sie beispielsweise eine digitale Präsenz auf den Social-Media-Plattformen aufbauen, auf denen sich Ihre Zielgruppe aufhält. Dazu können Facebook, Instagram   , TikTok   , LinkedIn   , Snapchat   oder YouTube   gehören. Posten Sie regelmäßig und bauen Sie die Anzahl Ihrer FollowerInnen stetig aus. Lassen Sie sich kreative Wege einfallen, um zu zeigen, wie Ihre App funktioniert, wer sie braucht und wie sie Probleme löst. Außerdem sollten Sie Ihre App für die App Stores optimieren, damit sie schneller gefunden wird. Auch Anzeigen in Suchmaschinen oder auf Social Media Plattformen helfen, die Downloads zu steigern. Zur kontinuierlichen Weiterentwicklung und Optimierung Ihrer App sollten Sie auch regelmäßig das Feedback Ihrer NutzerInnen einholen.

Fazit: Man muss kein Programmierer bzw. keine Programmiererin sein, um eine App zu entwickeln. Eine genaue Vorstellung davon, warum man eine App entwickeln möchte und wie man ihren Erfolg misst, sind jedoch elementar. Darauf basierend sollte man dann entscheiden, welche Art von App man entwickeln möchte, wie sie aussehen soll und wie man seine Zielgruppe dazu bewegt, sie zu nutzen. Im Anschluss muss man dann nur noch den passenden Programmierer oder die passende Programmiererin finden, um eine großartige App-Idee in die Realität umzusetzen.

Peggy de Lange (Bild: Fiverr)
Bild: Fiverr
Peggy de Lange

Über die Autorin: Peggy de Lange ist Vice President International Expansion bei der Freelancer-Plattform Fiverr   . Neben der globalen Expansion des Unternehmens verantwortet sie die Lokalisierung des Marktplatzes, um die Käufer- und Verkäufererfahrungen auf Fiverr außerhalb der USA zu optimieren. Sie ist seit 2012 bei Fiverr tätig, u.a. als Marketing Director und VP Corporate Marketing. 2017 gründete sie zudem die gemeinnützige Tierschutzorganisation KFAAF   (Kindness For All Animals Foundation), mit der sie hilfsbedürftige Tiere auf ihrer Farm in den Niederlanden betreut.

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