Libra

Finanzmarktexperten halten Digitalwährungen ohne Aufsicht für gefährlich

von Joachim Graf

20.09.2019 Die Einführung und Ausgabe von digitalen Währungen wie Facebooks Libra oder Bitcoin ohne strenge gesetzliche Auflagen wird von Finanzmarktexperten überwiegend kritisch gesehen, wie eine Umfrage belegt.

Finanzmarktexperten halten digitale Währungen ohne Regulierung mehrheitlich für gefährlich (Bild: ZEW)
Bild: ZEW
Finanzmarktexperten halten digitale Währungen ohne Regulierung mehrheitlich für gefährlich
Rund 88 Prozent der Experten sind der Überzeugung, dass digitale Währungen ohne enge regulatorische Aufsicht eine Gefahr für die Finanzstabilität darstellen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des ZEW - Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung   unter 193 Finanzmarktexperten beteiligt haben. Selbst bei einer richtigen, an die Marktverhältnisse angepassten regulatorischen Ausgestaltung sehen nur 45 Prozent der Umfrageteilnehmer/innen in digitalen Währungen eine wohlfahrtsfördernde Innovation.

Für Ende des Jahres 2020 halten die Experten/-innen eine alltägliche Zahlungsmöglichkeit mit Libra, Bitcoin oder einer durch eine nationale Zentralbank emittierte digitale Währung in Deutschland für wenig wahrscheinlich. Im Durchschnitt wird diese Wahrscheinlichkeit mit Blick auf Deutschland von den Befragten für Bitcoin mit 13 Prozent, für Libra mit acht Prozent und für eine von einer Zentralbank aufgelegten digitalen Währung mit vier Prozent angegeben. Im Vergleich dazu bescheinigen die Umfrageteilnehmer/innen den USA, China und Kenia - in dem afrikanischen Land wird der digitale Finanz- und Geldtransfer-Service "M-Pesa" seit mehreren Jahren genutzt - eine jeweils höhere Wahrscheinlichkeit für die alltäglichen Nutzung digitaler Währungen.

Die Wahrscheinlichkeit der alltäglichen Nutzung schätzen die Experten am größten für Bitcoin und am kleinsten für eine digitale Zentralbankwährung, Libra rangiert jeweils dazwischen. Für 2020 messen die Finanzmarktexpertendem alltäglichen Einsatz einer digitalen chinesischen Zentralbankwährung eine ähnlich große Wahrscheinlichkeit bei, wie dem Einsatz der bereits heute nutzbaren Digitalwährung Bitcoin. Vermutlich steht dahinter die Erwartung, dass China in den kommenden Monaten eine staatliche digitale Währung emittieren könnte. Für Ende des Jahres 2030 wird die Wahrscheinlichkeit, dass digitale Währungen das Hauptzahlungsmittel sein werden, von den Befragten im Durchschnitt mit 23 Prozent veranschlagt. Die jüngsten kritischen Äußerungen der Finanzministerien Deutschlands und Frankreichs scheinen die Erwartungen der Experten/-innen dabei nachdrücklich eingetrübt zu haben.
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