Dienstleister-Ranking

Das sind die größten inhabergeführten Digitalagenturen 2024

von Susan Rönisch

04.09.2024 Für die inhabergeführten Digitalagenturen war das Krisenjahr 2023 ein turbulentes. Zwar liegen sie mit ihren Umsätzen eng beisammen, doch es gab zahlreiche Verschiebungen auf den Plätzen.

 (Bild: HTV)
Bild: HTV
Das Ranking der größten Fullservice-Internetagenturen zeigt seit Jahren, dass die Verflechtung in der deutschen Digitalagentur-Landschaft immer weiter fortschreitet. Deswegen listet iBusiness seit 2022 die inhabergeführten Fullservice-Digitalagenturen in einem eigenen Ranking basierend auf ihrem Dienstleistungsumsatz. Denn als Dienstleister sind sie eine wertvolle Alternative zu den Netzwerkagenturen, weil mittelständische Unternehmen bei ihnen auf Augenhöhe beraten werden.

Gut 632 Millionen Euro haben die 112 gelisteten inhabergeführten Digitalagenturen im Jahr 2023 umgesetzt - im Schnitt also 5,3 Millionen Euro. Insgesamt beschäftigen sie 5.868 festangestellte MitarbeiterInnen, im Durchschnitt also 48 pro Inhaberagentur, was sie auf einen Pro-Kopf-Umsatz von 107.700 Euro im mittleren Wert bringt.

Gegenüber der großen Rankingschwester, dem Internetagentur-Ranking (IAR)   , zeigt sich, dass im Ranking der inhabergeführten Digitalagenturen alles etwas kleiner, übersichtlicher und persönlicher ist. Zum Vergleich: Die 141 Top-Digitalagenturen im diesjährigen IAR meldeten 2,485 Milliarden Euro Honorarumsatz. Damit setzt die durchschnittliche inhabergeführte Digitalagentur etwas mehr als ein Drittel dessen um, was die durchschnittliche deutsche Fullservice-Digitalagentur umsetzt (17,6 Millionen Euro Honorarumsatz). Inhaberagenturen sind zudem deutlich kleiner - sie beschäftigen im Schnitt ein Drittel der Menschen (IAR-Schnitt: 142 Mitarbeitende) und erzielen pro Kopf auch weniger Umsatz (124.400 Euro bei den IAR-Agenturen).

Das ist wenig verwunderlich, denn das IAR wird seit Jahren von deutlich größeren Netzwerkagenturen angeführt. Unter den 20 umsatzstärksten Dienstleistern im aktuellen Internetagentur-Ranking finden sich mit Dotsource (Rang 15) und Appsfactory (Platz 18) nur zwei inhabergeführte Agenturen.

Die zehn umsatzstärksten inhabergeführten Digitalagenturen 2024

RangAgenturHonorarumsatz in Millionen Euro
1 (1)dotSource   38,656
2 (2)Appsfactory   35,477
3 (-)Wiethe Content GmbH   28,762
4 (3)antwerpes AG   25,000
5 (4)denkwerk GmbH   24,069
6 (-)Astound Digital   23,145
7 (6)neuland Büro für Informatik GmbH   19,180
8 (8)brandung   14,980
9 (11)SUNZINET GmbH   14,094
10 (13)web-netz GmbH   13,720


Mit knapp 38,656 Millionen Euro Honorarumsatz ist die Dotsource SE aus Jena zum dritten Mal in Folge die Top-platzierte Agentur im Ranking der inhabergeführten Digitalagenturen 2024. "In unseren 18 Jahren Erfahrung im Digital Business haben wir schon so manche Krise gemeistert und konnten daher auch diesmal schnell und richtig reagieren. Wir haben beispielsweise frühzeitig unsere Kräfte gebündelt, um bei Trendthemen wie KI die Nase vorn zu haben und unsere Bestandskundschaft so auf ihren nächsten Schritten der digitalen Journey zu begleiten", beschreibt Agentur-Chef Christian Otto Grötsch das turbulente Geschäftsjahr.

Platz zwei im Ranking der inhabergeführten Digitalagenturen belegt erneut Appsfactory mit 35,477 Millionen Euro Honorarumsatz. Es folgen Wiethe Content, Antwerpes AG, Denkwerk und Astound Commerce, die mit ihren Honorarumsätzen relativ dicht beieinander liegen. Neuland Büro für Informatik, Brandung, Sunzinet und Web-Netz vervollständigen das eng zusammenliegende Feld der zehn größten Inhaberagenturen.

Bemessungsgrundlage des Rankings ist der gemeldete Dienstleistungsumsatz, der im aktuellen Internetagentur-Ranking veröffentlicht wurde. Zusätzlich hat die Redaktion ermittelt, ob die Agentur inhabergeführt ist - also nicht Teil eines Netzwerks ist, nicht selber den Kopf eines Netzwerks ist beziehungsweise mehrheitlich (50,1 Prozent) einem anderen Unternehmen gehört.

Ähnlich wie im IAR weisen die inhabergeführten Digitalagenturen im vierten Krisenjahr in Folge unterschiedliche Ergebnisse aus. Das aktuelle Ranking zeigt, dass manche Dienstleister mit den anhaltenden Marktturbulenzen zu kämpfen haben, während andere Agenturen munter weiterwachsen. Insgesamt konnten die Inhaberagenturen nicht an das starke Ergebnis aus 2023 anschließen. Während der Honorarumsatz sechs Prozent unter dem Vorjahr 2023 liegt (2023: 669 Millionen Euro), sank die Zahl der Arbeitsplätze gut zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahres-Ranking. Zudem weist knapp jede fünfte inhabergeführte Digitalagentur ein negatives Wachstum aus. Die gute Nachricht: 24 Agenturen konnten ihren Umsatz um mindestens 15 Prozent steigern.

Preview von Wachstum im Internetagentur-Ranking und im  Ranking der Inhabergeführten Agenturen 2024
Wachstums-Vergleich Fullservice-Internetagenturen und inhabergeführte Agenturen nach Zahl der Mitarbeitenden und nach Umsatz.

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Die schnellstwachsende Inhaberagentur ab 2 Millionen Euro Honorarumsatz im Ranking ist in diesem Jahr die Smart Commerce SE   (Rang 20). Das Wachstum der Jenaer schlägt mit 44,5 Prozent (auf 9,6 Millionen Euro) zu Buche. Die Mitarbeiterzahl wuchs um knapp 63 Prozent. Fast genauso stark gewachsen ist der Honorarumsatz der agnosco.net GmbH   (Platz 50). Die Agentur weist 3,5 Millionen Euro Umsatz aus und damit ein Umsatzplus von 41,7 Prozent. Ebenfalls zu den am schnellsten wachsenden Dienstleistern gehören zudem die Digitalagenturen Bitgrip   (+39,5 Prozent/ Rang 24), Digital Masters   (+30,5 Prozent/Rang 31),711media websolutions   (+29,8 Prozent/ Rang 39), Queo   (+28,7 Prozent/ Rang 12) und Appsfactory (+20,3 Prozent).

Gleichmäßigere Umsatzverteilung

Die Analyse des IAR im Frühjahr 2024 verdeutlicht einmal mehr, dass der Hauptteil des Digitalagenturumsatzes im Ranking von wenigen Großagenturen eingestrichen wird - in der Regel zeigen sich die Umsatzunterschiede besonders: Machen die Top-Ten-Agenturen des Internetagentur-Rankings über die Hälfte des gesamten dort gelisteten Honorarumsatzes aus, sind es bei dem Ranking der inhabergeführten Agenturen nicht einmal zwei Fünftel. Kumuliert auf den folgenden Plätzen sieht man deutlich, dass sich Inhaberagenturen deutlich weniger voneinander unterscheiden, als das bei den Digitalagenturen insgesamt der Fall ist. Ihre Umsatzanteile liegen enger beieinander, es gibt keine Riesenagenturen, die das Ranking auseinanderziehen.

Preview von Umsatzanteile im Internetagentur-Ranking und im  Ranking der Inhabergeführten Agenturen 2024
Umsatzverteilung bei dem Internetagentur-Ranking im Vergleich zum Ranking inhabergeführte Agenturen.

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Agenturen: Netzwerk versus inhabergeführt

Im Digitalagenturmarkt ist die klassische inhabergeführte Agentur auf dem Rückzug, zumindest in den Top-50. Fielen beim Internetagentur-Ranking im Jahr 2018 noch zwei Drittel in diese Kategorie, so sind es aktuell gerade noch etwa 40 Prozent. Hintergrund: Netzwerkagenturen wachsen schneller, weil sie einfacher an die Etats großer Marken und Konzerne kommen.

Vor allem für diese haben Netzwerkagenturen Vorteile: Sie können sich einfacher differenziert aufstellen und profitieren zudem überdurchschnittlich vom lukrativen Beratungsgeschäft. Es fällt ihnen leichter, Spezialgewerke vorzuhalten und anzubieten. Vor allem aber: Durch ihre schiere Größe sind sie für größere KundInnen attraktiver, sind damit für größere Projekte prädestiniert - was sich tendenziell in attraktiveren KundInnen, größerer Job-Diversität, besseren Aufstiegschancen und höheren Gehältern niederschlägt. Das wiederum sorgt dafür, dass ihnen die Generierung von High-Potential-Mitarbeitenden leichter fällt.

Doch genau die Vorteile einer Großagentur liefern die Argumente, weswegen Mitarbeitende und Entscheidungsträger in mittelständischen Kundenunternehmen eine inhabergeführte Agentur vorziehen: Kurze Wege, familiäre Arbeitsatmosphäre, Individualität, Exzellenz- statt Prozessorientierung: Es gibt eine Menge Gründe, die dafür sprechen, in einer inhabergeführten Agentur zu arbeiten.

Dafür, eine inhabergeführte Agentur zu beauftragen, spricht vor allem der kurze Weg in die Agentur-Geschäftsleitung - und die Diskussion auf Augenhöhe. In einem großen Agenturnetzwerk wird man als Kundenunternehmen aufs Servicelaufband geworfen - vor allem, wenn man nicht das nötige Honorarpotenzial aufweist. Ein (in der Regel inhabergeführtes) mittelständisches Unternehmen ist bei einer (der zumeist mittelständisch geprägten) inhabergeführten Digitalagentur unter Umständen besser aufgehoben: Man passt sowohl von der Größe eher zusammen, man ist als Auftraggeber nicht nur ein kleines Licht auf der Agentur-Umsatztorte - und hier berät der Chef oder die Chefin in der Regel noch selber. Dieses Ranking dient dazu, damit sich Digitalverantwortliche einfacher solch eine passende Agentur aussuchen können.

Turbulentes Jahr für Agenturen

Mit unseren großen Agenturrankings bildet iBusiness regelmäßig die deutschsprachige Agenturlandschaft detailliert ab: Neben dem Ranking der größten inhabergeführten Digitalagenturen und dem Ranking Performance-Marketing 2023, das Performance-Agenturen anhand der Summe der betreuten Werbebudgets der KundInnen rankt (Erscheinungstermin: 11.09.2024), erscheint jährlich das Internetagentur-Ranking der größten deutschen Internet-Fullservice-Agenturen, basierend auf ihrem Dienstleistungsumsatz.

Diese Rankings zeigen jeweils detailliert, wie die einzelnen gelisteten Unternehmen bei Honorarumsatz beziehungsweise Billings verändern und wie sich die Zahl der Mitarbeitenden verändert. In Zeiten von Wirtschaftskrisen stoßen jedoch Rankings auf ein Problem: So manche Agentur setzt (wenn der Umsatz schwächelt) gerne mal ein Jahr aus. So kann man das Jahr danach wieder "neu" ins Ranking einsteigen und vermeidet, dass das jeweilige Ranking für sie ein Minus ausweist. Agenturrankings sind also naturgemäß eine Übersicht von eher optimistisch orientierten Geschäftsführungen. Weil die fehlen, denen es nicht so gut geht, sind aus Rankings abgeleitete Branchenübersichten eben auch eine optimistische Sicht der Dinge.
Thema: Das sind die größten inhabergeführten Digitalagenturen 2024

Kommentar von Susan Rönisch

Auftraggeber und Agentur auf Augenhöhe

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Susan Rönisch, Analystin iBusiness (HighText Verlag OHG)
Bild: HighText Verlag OHG
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