Maßnahmen der Politik geben nur wenigen Händlern Sicherheit

von Christina Rose

15.03.2021 Um die Corona-Pandemie einzudämmen, galten erstmals Mitte März 2020 weitgehende Einschränkungen für das öffentliche Leben. Seither ist ein Jahr vergangen, das vor allem Kleinunternehmer und Selbstständige vor große Herausforderungen gestellt hat - mit welchen Konsequenzen, zeigt eine aktuelle Studie.

 (Bild: Pixabay)
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Eine aktuelle Umfrage des Freiburger Softwareherstellers Lexware   unter rund 5.650 Selbstständigen zeigt, welche finanziellen Auswirkungen die Pandemie auf UnternehmerInnen hat und wie die bisherigen Hilfen ankommen.

Wenn der Umsatz sinkt: Fast jede:r Dritte greift auf Altersvorsorge zurück

Das wirtschaftliche Resultat nach einem Jahr mit Corona? Auf den ersten Blick überraschend positiv: Rund 85 Prozent (84,9 Prozent; HändlerInnen: 83 Prozent) der befragten UnternehmerInnen sind trotz Umsatzeinbußen aktuell noch zahlungsfähig. Das ergab eine aktuelle Umfrage unter 5.650 Selbstständigen, davon 222 HändlerInnen (vorrangig stationär) im März 2021. Nicht allerdings ohne dabei auf private finanzielle Rücklagen zurückzugreifen. 30,5 Prozent der aktuell noch zahlungsfähigen Selbstständigen (Handel: 31,1 Prozent) gehen davon aus, in den nächsten 12 Monaten auf die für ihre Altersvorsorge vorgesehenen Ersparnisse zurückgreifen zu müssen. Rund jeder Neunte (10,9 Prozent; Handel: 12,2 Prozent) rechnet sogar damit, binnen eines Jahres die Selbstständigkeit komplett aufgeben zu müssen.

Ein Grund dafür sind die Umsatzeinbußen: Jeder fünfte Selbstständige (19,8 Prozent) verzeichnet einen monatlichen Umsatzrückgang von über 75 Prozent, bei HändlerInnen sind es sogar 28,3 Prozent. Während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 gaben sogar 56,1 Prozent der befragten HändlerInnen einen Umsatzrückgang von über 75 Prozent an. Das zeigen Daten einer Umfrage aus dem letzten Jahr. Gerade für Modehändler sind die Monate März bis Mai die umsatzstärksten: Wegen Ostern, Abibällen oder kirchlichen Feiern. Bei Astrid Prediger, Modehändlerin aus Freiburg, sind im letzten Jahr während des ersten Lockdowns 80 Prozent ihres normalen Umsatzes weggefallen. Nach dieser ersten Phase konnten einige Umsatzeinbußen zumindest teilweise durch die gewonnen Learnings und neue Lieferkonzepte oder Angebote wie Click & Collect aufgefangen werden.

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Weiterhin zu spät und wenig hilfreich: Note 3,9 für Corona-Hilfen

Mit Beginn des ersten Lockdowns im März 2020 bietet die Regierung Selbstständigen unterschiedliche staatliche Hilfen zur Unterstützung an. Als hilfreichstes Instrument zur Schadensbegrenzung gilt dabei das Kurzarbeitergeld, das am häufigsten mit der Note sehr gut (11 Prozent) oder gut (8 Prozent) bewertet wurde. In Summe scheint die staatliche Unterstützung für Selbstständige aber eher ernüchternd zu sein: So bewerten alle Befragten, die mindestens eine staatliche Hilfsmaßnahme beantragt haben, die angebotenen Hilfen durchschnittlich mit Note 3,9. Ein wenig überraschendes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass über die Hälfte der Befragten die staatliche Corona-Hilfen bis dato noch gar nicht oder nur teilweise erhalten hat (57,3 Prozent). Allein die Novemberhilfe hat 47,2 Prozent der Befragten noch nicht oder nur teilweise erreicht.

Um dennoch weiterhin zahlungsfähig zu bleiben, haben UnternehmerInnen im vergangenen Jahr einige praktische Maßnahmen ergriffen - 18 Prozent der HändlerInnen haben Kurzarbeit eingeführt, 14 Prozent die Gewerbemiete reduziert oder ausgesetzt und 11 Prozent Eingangsrechnungen später bezahlt.

Damit kommen nach einem Jahr Corona-Pandemie rund 2 von 3 Befragte (63 Prozent) zu dem Ergebnis, dass es der Politik weitestgehend nicht gelungen sei, mit ihren Maßnahmen wirtschaftliche Sicherheit zu vermitteln. Bei den HändlerInnen sagen das sogar 71,2 Prozent der Befragten. In einer vergleichbaren Befragung während des ersten Lockdowns im April 2020 sagte das jede/r zweite (51,3 Prozent) Selbstständige. Somit ist der Anteil binnen eines Jahres um rund 24 Prozent gestiegen. Nur eine/r von acht Selbstständigen (13,2 Prozent; im Handel: 10,4 Prozent) ist hingegen der Meinung, die Vermittlung wirtschaftlicher Sicherheit sei der Politik "eher schon" oder "vollkommen" gelungen - 2020 waren dieser Überzeugung noch 25,8 Prozent und somit knapp doppelt so viele.

Neben der schleppenden Auszahlung zugesagter Hilfen ist ein weiterer möglicher Grund für die geringe Zufriedenheit mit den staatlichen Maßnahmen die Tatsache, dass Selbstständige sich gegenüber Angestellten benachteiligt fühlen: 67,3 Prozent sehen sich insgesamt eher oder viel schlechter gestellt (Handel: 77,8 Prozent). Vor einem Jahr sagten das mit 41 Prozent deutlich weniger, während sich ebenso viele (39,9 Prozent) sogar eher oder deutlich besser gestellt sahen. Dieser Anteil liegt 2021 nur noch bei 5,3 Prozent.

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Wandel durch die Krise: Neue, digitale Geschäftsmodelle

Bei allen Herausforderungen und existentiellen Unsicherheiten gibt es einen positiven Aspekt der Krise: Die dringend notwendige digitale Transformation und Flexibilisierung von KMU hat an Fahrt aufgenommen. 16,6 Prozent der befragten Selbstständigen haben die Krise zum Anlass genommen, ihr Angebot, ihr Geschäftsmodell oder ihre Zielgruppe anzupassen. Gegenüber 2020 hat sich unter diesen der Anteil der Unternehmen verdoppelt, die angeben, dass sie Änderungen an ihrem Business dauerhaft vornehmen: von 10,2 Prozent 2020 auf 22,9 Prozent 2021.

Auch im Bereich der Digitalisierung hat die Krise eine Katalysatorfunktion eingenommen: 46,2 Prozent geben an, dass sich der Digitalisierungsgrad in mindestens einem der Bereiche Produkte/Dienstleistungen, interne Geschäftsprozesse und Kundenberatung/Vertrieb erhöht habe. Im April 2020 sagten das 31 Prozent der Befragten. Am häufigsten wurden bei HändlerInnen die Kundenberatung/der Vertrieb digitalisiert, das gaben 41 Prozent an (Selbstständige insgesamt: 24,4Prozent). Der Grad der Digitalisierung bei internen Geschäftsprozessen hat sich bei 28,8 Prozent der HändlerInnen erhöht (Selbstständige insgesamt: 30,5 Prozent), Produkte bzw. Dienstleistungen bei rund jedem Fünften (22,4 Prozent; Selbstständige insgesamt: 24,4Prozent).

Auch Astrid Prediger hat während der Lockdowns neue Vertriebswege etabliert. Um die KundInnen auch während der Schließung zu erreichen, setzte die Modeexpertin auf Instagram und Facebook als digitales Schaufenster und lieferte innerhalb der Region.
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