Zahlungsmoral deutscher Unternehmen verschlechtert sich deutlich

von Susan Rönisch

31.07.2023 Das Zahlungsverhalten deutscher Firmen hat sich im 1. Halbjahr 2023 verschlechtert. Überfällige Rechnungen wurden von den Unternehmen in Deutschland in den ersten sechs Monaten mit einem Verzug von rund 19,2 Tagen bezahlt. Im 1. Halbjahr 2022 lag der durchschnittliche Zahlungsverzug noch bei 16,6 Tagen.

 (Bild: Pixabay/ stevepb)
Bild: Pixabay/ stevepb
8,9 Prozent der Unternehmen zahlten die Rechnungen im 1. Halbjahr 2023 nicht oder verspätet - im Vergleichszeitraum 2022 waren es 7,3 Prozent. So lauten die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Auswertung des Informationsdienstleisters CRIF   , der für die Analyse das Zahlungsverhalten von knapp 540.000 Unternehmen ausgewertet hat.

"Das Zahlungsverhalten der Unternehmen hat sich im laufenden Jahr verschlechtert. Wir beobachten derzeit vermehrt ein liquiditätsschonendes Verhalten seitens der Firmen", kommentiert CRIF Deutschland Geschäftsführer Dr. Frank Schlein die aktuellen Zahlen. Die Firmen leiden weiter unter den erheblich gestiegenen Energiekosten, den Herausforderungen in den Lieferketten und der starken Inflation. Hinzu kam die Konsumzurückhaltung bei den Verbrauchern, die aufgrund der hohen Energiepreise und der Inflation weniger Geld zur Verfügung hatten. Die resultierenden Kaufkraftverluste belasteten die Unternehmen ebenfalls.

Deutschlands Unternehmen gewähren ihren Gläubigern im Durchschnitt ein Zahlungsziel von 26 Tagen. Bei Nicht- oder Spätzahlern werden Rechnungen derzeit erst nach durchschnittlich 45 Tagen bezahlt.

Unternehmen in Schleswig-Holstein weisen den höchsten Zahlungsverzug auf

Es zeigen sich regionale Unterschiede beim durchschnittlichen Zahlungsverzug. Schleswig-Holstein führt im 1. Halbjahr 2023 dabei die Liste an - mit einer durchschnittlichen Verzögerung von 26,4 Tagen (1. Halbjahr 2022: 19,3 Tage) bei Zahlungszielen. Ebenso zahlen Unternehmen in Berlin (durchschnittlich 26 Tage verspätet; 1. HJ 2022: 22,5 Tage) und Brandenburg (22,3 Tage; 1. HJ 2022: 17,1 Tage) ihre Rechnungen mit erheblichem Verzug. In Sachsen-Anhalt hingegen sieht die Situation besser aus. Dort zahlen die Unternehmen im Durchschnitt nur mit einer Verspätung von 13,5 Tagen (1. HJ 2022: 14,5 Tage).

8,9 Prozent der Unternehmen zahlen Rechnungen nicht oder nur mit Verspätung

Unabhängig vom durchschnittlichen Zahlungsverzug zeigt die Analyse von CRIF, dass in Deutschland derzeit 8,9 Prozent der Firmen die Rechnungen nicht oder nur mit Verspätung bezahlt. In Berlin ist die Quote der Nicht- und Spätzahler mit 16,5 Prozent (1. HJ 2022: 13,6 Prozent) am höchsten. Auch in Hamburg ist die Quote mit 12,5 Prozent (1. HJ 2022: 10,5 Prozent) höher als der Bundesdurchschnitt. Am besten ist die Zahlungsmoral derzeit in Thüringen - hier zahlen nur 5,7 Prozent der Unternehmen die Rechnungen nicht oder verspätet (1. HJ 2022: 5,5 Prozent).

Baugewerbe und Logistik mit schlechter Zahlungsmoral

In den ersten sechs Monaten des Jahres hat sich eine unterschiedliche Entwicklung in der Zahlungsmoral verschiedener Branchen gezeigt. Laut der aktuellen CRIF Auswertung weisen insbesondere die Bereiche Baugewerbe, Logistik, Gastgewerbe und Erbringung von wirtschaftlichen Dienstleistungen eine schlechtere Zahlungsmoral als der Durchschnitt auf. Vergleichsweise besser ist das Zahlungsverhalten in der Energieversorgung und im verarbeitenden Gewerbe.

CRIF geht derzeit von bis zu 17.000 Firmeninsolvenzen in Deutschland im Jahr 2023 aus. Das wäre ein Anstieg von knapp 17 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022.
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