Corona und die Folgen: Digitalisierungsschub
11.03.2021 Digitale Technologien und Services haben den Deutschen in fast allen Lebensbereichen geholfen, besser durch die Pandemie-Zeiten zu kommen. Das zeigt sich auch bei den gestiegenen Ausgaben. Außerdem verbringen die Menschen deutlich mehr Zeit vor Bildschirmen.
"Im Lockdown haben die meisten Menschen viel mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbracht. Digitale Technologien wie die Videokonferenz mit der Familie und Freunden, Unterhaltungsangebote wie Streaming oder Games und die Möglichkeit, online einzukaufen, sind während der Corona-Krise für viele das Tor zur Welt", sagt Bitkom-Präsident Achim Berg . "In einer analogen Welt wie der vor 50 Jahren hätte die Corona-Pandemie uns allen noch sehr viel mehr abverlangt. Digitale Technologien haben dafür gesorgt, dass unser Leben trotz aller Einschränkungen weitergehen konnte. Eine Kernfrage ist, welche der durch Corona angestoßenen oder beschleunigten Veränderungen von Dauer sind und unser Leben auch künftig prägen werden."
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Jetzt Mitglied werdenDer Studie zufolge haben digitale Technologien 8 von 10 Bürgern (83 Prozent) während der Pandemie in mindestens einem Lebensbereich geholfen.
- An der Spitze steht die Arbeit: 60 Prozent derjenigen, für die das Thema relevant ist, geben an, dass sie dank digitaler Technologien besser durch das Jahr gekommen sind.
- 56 Prozent haben bei der Kommunikation mit Freunden und Familien profitiert,
- 55 Prozent beim Einkaufen
- 52 Prozent rund um die Gesundheit
- 51 Prozent bei Sport und Fitness
- und 50 Prozent bei Finanz- und Versicherungsangelegenheiten.
- Etwas weniger ausgeprägt ist die Unterstützung durch digitale Technologien bei Unterhaltungs- und Freizeitaktivitäten (43 Prozent)
- Essen und Trinken (43 Prozent)
- Bildung und Weiterbildung (41 Prozent)
- sowie der Kinderbetreuung (36 Prozent)
- Schlusslicht sind Mobilität und Verkehr, wo aber immer 30 Prozent der Befragten Vorteile durch digitale Lösungen sehen.
Im Schnitt 10 Stunden pro Tag vor dem Bildschirm
Insgesamt gibt eine Mehrheit von 78 Prozent an, dass sie in der Corona-Zeit digitale Technologien, Geräte und Dienste häufiger genutzt haben als zuvor. In den Altersgruppen bis 64 Jahre sind es sogar 9 von 10 (87 bzw. 88 Prozent), und selbst bei den Senioren ab 65 ist es mit 52 Prozent mehr als jeder Zweite. Nach eigener Schätzung haben die Menschen vor Corona 8 Stunden am Tag - beruflich und privat - auf einen Bildschirm geschaut (Smartphone, Computer-Monitor, Fernseher). In der Corona-Pandemie ist dieser hohe Wert noch einmal um mehr als zwei Stunden pro Tag auf 10,4 Stunden gestiegen.Streaming-Zeit nahezu verdoppelt
Sehr viel mehr Zeit verbringen die Bundesbürger auch mit Videostreaming. Die Streaming-Zeit hat sich fast verdoppelt, von 3,9 Stunden vor Corona auf nun 7,1 Stunden pro Woche. Der Anteil derjenigen, die angeben, Videostreaming gar nicht zu nutzen, ist von 29 auf 21 Prozent gesunken. 8 Prozent sagen, dass sie in der Corona-Zeit 20 Stunden oder mehr pro Woche Videostreaming nutzen - das sind doppelt so viele Heavy Streamer wie noch vor der Corona-Pandemie (4 Prozent).Das Marktzahlen-Archiv ist ein Premium-Service. Werden Sie Premium-Mitglied, um dieses Chart und viele tausend weitere abzurufen.
Jetzt Mitglied werdenVideoanrufe ersetzen Familientreffen - und Businessmeetings
Im Alltag angekommen sind in der Pandemie private Videogespräche. Vor Corona lag die Nutzung im Durchschnitt nur bei 0,6 Stunden pro Woche, nun sind es 3,3 Stunden - ein Anstieg um mehr als den Faktor 5. 65 Prozent geben an, private Videotelefonie vor Corona gar nicht genutzt zu haben, inzwischen sind es nur noch 38 Prozent. Zugleich sagt jeder Vierte (26 Prozent), dass er Videotelefonie 5 Stunden oder mehr pro Woche für private Zwecke nutzt - vor Corona lag der Anteil gerade mal bei 3 Prozent."Viele Familien haben in der Corona-Zeit festgestellt, dass man sich in per Video näherkommt als mit einem einfachen Telefonat - und tauschen sich so womöglich sogar öfter aus als zuvor. Videotelefonate werden mit Sicherheit auch nach Corona aus unserem Alltag nicht mehr verschwinden", sagt Berg. "Das gilt im Übrigen auch für das Berufsleben: Die Zeiten, in denen man für ein Zwei-Stunden-Meeting acht Stunden mit Bahn, Auto oder sogar Flugzeug angereist ist, sollten der Vergangenheit angehören."
Onlineshopping wird zum Volkssport - und das bleibt auch so
Massiv an Bedeutung gewonnen hat während der Corona-Zeit das Online-Shopping. So wurden vor Corona - abgesehen von Lebensmitteln - im Durchschnitt 16 Prozent aller Produkte online gekauft. Dieser Anteil hat sich auf inzwischen 37 Prozent mehr als verdoppelt. Jeder Neunte (11 Prozent) gibt an, während der Corona-Pandemie mindestens 80 Prozent aller Produkte online einzukaufen. "In einer Nach-Corona-Zeit müssen wir davon wegkommen, auf der einen Seite den Online-Handel und auf der anderen den stationären Handel zu sehen. Händler sollten ihre Produkte auf jenen Wegen zu ihren Kunden bringen, die die sich wünschen. Online-Shopping wird dauerhaft unseren Alltag prägen", prophezeit Berg.An digitalen Technologien wird nicht gespart
Mehr Videokonferenzen, Streaming und Online-Shopping zu Hause haben bei vielen Deutschen zum Wunsch nach einem schnelleren Internetanschluss geführt. 3 von 10 (29 Prozent) haben ernsthaft geprüft, ob und wie sie mehr Breitband bekommen können, 5 Prozent haben sich auch für einen leistungsfähigeren Tarif entschieden.Trotz verbreiteter wirtschaftlicher Unsicherheit haben die Menschen an digitalen Technologien nicht gespart, sondern im Gegenteil sogar mehr Geld investiert. Nur 2 Prozent haben im vergangenen Corona-Jahr weniger Geld für digitale Technologien ausgegeben, jeder Fünfte (21 Prozent) schätzt, dass es in etwa gleich viel gewesen ist. 28 Prozent haben etwas mehr ausgegeben, 37 Prozent sogar deutlich mehr. Im Durchschnitt schätzen die Bundesbürger ihre zusätzlichen Aufwendungen für digitale Geräte und Dienste auf 482 Euro im vergangenen Jahr. Darunter fallen Anschaffungen von Geräten wie Laptop oder Drucker ebenso wie zusätzliche Ausgaben für Streaming-Dienste, schnellere Internetzugänge oder digitale Angebote wie kostenpflichtige Fitness-Apps.
Senioren könnten profitieren - doch nur wenige nutzen digitale Technologien
Große Unterschiede bei der Nutzung digitaler Technologien gibt es zwischen den Altersgruppen.- So sagen 44 Prozent aller Befragten, dass ihnen digitale Technologien dabei geholfen haben, Kontakt zu Freunden und Familie zu halten.
- Unter den Jüngeren bis 29 Jahre ist der Anteil mit 63 Prozent dabei am höchsten,
- bei den 30- bis 49-Jährigen sind es noch 49 Prozent,
- bei den 50- bis 64-Jährigen 39 Prozent,
- aber unter den Senioren ab 65 Jahren nur noch 29 Prozent.
Digitale Technologien als Stressfaktor
Umgekehrt sagen 38 Prozent der Bundesbürger, dass sie der zunehmende Einsatz digitaler Technologien im Alltag durch die Corona-Pandemie stresst. Mit 23 Prozent sind dabei die Jüngeren bis 29 Jahre am wenigsten gestresst, bei den 30- bis 64-Jährigen ist es gut jeder Dritte (36 Prozent) - aber unter den Senioren ab 65 mehr als die Hälfte (51 Prozent).31 Prozent der Befragten sagen, sie haben bei der Nutzung digitaler Geräte und Dienste Unterstützung bekommen, 21 Prozent haben ihrerseits andere unterstützt - und 26 Prozent brauchten selbst Unterstützung, haben aber auch anderen geholfen. Dabei dominiert die Unterstützung innerhalb des Familien- und Freundeskreises. So geben jeweils 8 von 10 derjenigen, die Hilfe bekommen haben, an, dass sie Familienmitglieder (81 Prozent) oder Freunde und Bekannte (80 Prozent) unterstützt haben. Nur 6 Prozent haben professionelle Unterstützung von Händlern oder Dienstleistern in Anspruch genommen. Wer seinerseits Hilfe anbietet, greift meist Familienmitgliedern (76 Prozent) bzw. Freunden und Bekannten (67 Prozent) unter die Arme. Deutlich seltener gab es Unterstützung für Nachbarn (15 Prozent).
Wenig Vertrauen in Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung
Skeptisch sind die Bürger, ob der Digitalisierungsschub von Dauer sein wird. 57 Prozent gehen davon aus, dass die Pandemie die Digitalisierung der Wirtschaft nachhaltig vorantreibt. 42 Prozent erwarten aber, dass die Wirtschaft nach der Pandemie genauso weitermacht wie zuvor. Noch pessimistischer ist der Blick auf die öffentliche Verwaltung. Hier erwarten lediglich 44 Prozent eine nachhaltige Digitalisierung durch Corona, 53 Prozent rechnen aber damit, dass die Ämter und Behörden nach der Pandemie das Rad zurückdrehen und so analog weitermachen wie zuvor. Achim Berg: "Die Corona-Pandemie hat uns die Versäumnisse der Vergangenheit bei der Digitalisierung in allen Bereichen vor Augen geführt. Wir sollten Corona nutzen, die öffentliche Verwaltung von Grund auf digital zu organisieren und näher zu den Menschen zu bringen. Corona ist eine riesige Chance, Deutschland beim E-Government von den hinteren Plätzen der europäischen Ranglisten nach vorne zu bringen."Bundestagswahl 2021: Umgang mit der Digitalisierung beeinflusst Wahlentscheidung
Der Umgang der Parteien mit der Corona-Pandemie und der Digitalisierung werden die Wahlentscheidung der Deutschen beeinflussen - dies gegen 43 bzw. 41 Prozent der Deutschen an. Den Jüngeren bis 29 Jahre ist die Digitalisierung dabei besonders wichtig. Von ihnen sagt sogar eine Mehrheit von 53 Prozent, dass sie davon ihre Wahlentscheidung mit abhängig machen. "Die Politik ist gut beraten, auf die Einschätzung der Menschen zu hören. Wir müssen die 2020er Jahre zu Deutschlands digitaler Dekade machen", sagte Berg. "Viele Menschen haben als Erfahrung aus der Krise mitgenommen: je digitaler, desto krisenfester. Und jetzt erwarten sie, dass diese Erkenntnis von den Parteien auch umgesetzt und verstetigt wird."Bitkom fordert außerdem die digitale Teilhabe vor allem älterer Menschen in Deutschland zu verbessern. Der Digitalverband beteiligt sich deshalb am Digitaltag am 18. Juni, dessen Ziel es ist, für mehr Partizipation, Engagement und Kompetenzen in der digitalen Welt zu sorgen. Der bundesweite Aktionstag wird getragen von einem gesamtgesellschaftlichen Bündnis aus Zivilgesellschaft, Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlicher Hand.
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