Einkaufsverhalten

Wie sich das Kaufverhalten während der Pandemie verändert

von Susan Rönisch

04.11.2020 Eine Umfrage zum Lebensmittel-Einkaufsverhalten in der Corona-Pandemie zeigt: In einer Ausnahmesituation ändern die deutschen Verbraucher ihr gewohntes Kauf-Verhalten schlagartig - mit weitreichenden Konsequenzen für den Handel.

 (Bild: jill111/pixabay)
Bild: jill111/Pixabay
Eine Befragung von Manhattan Associates   deutscher Verbraucher im Oktober 2020 zeigt, wie wichtig es für Supermärkte ist, auf Schwankungen der Warenströme vorbereitet zu sein. Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:
  • 58 Prozent der Befragten kauften auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie nur einmal pro Woche oder seltener Lebensmittel ein - im Vergleich zu 32 Prozent vor der Pandemie
  • Die Hälfte der Befragten gab an, dass sie weniger unterschiedliche Supermärkte als gewöhnlich aufsuchten
  • Bestimmte Produkte, die sie im ersten Lockdown nicht bekommen haben, würden fast ein Drittel (29 Prozent) bei einem zweiten Lockdown bevorraten - für 25 Prozent der Befragten trifft dies teilweise zu
  • Der Anteil der Käufer, die online Lebensmittel bestellten, hat sich während der Krise fast verdoppelt
  • Lebensmittelhändler sollten sich darauf einstellen, dass die Nachfrage volatil bleibt - und Maßnahmen treffen, um entsprechend flexibel reagieren zu können

Die Umfrage zeigt, dass die Frequenz des Lebensmittel-Einkaufs sich während der Krise stark verändert hat. So kauften vor der Pandemie noch 64 Prozent der Befragten mehrmals wöchentlich, täglich oder sogar mehrmals täglich Lebensmittel ein. Auf dem Höhepunkt der Pandemie sank dieser Wert auf 37 Prozent, während 10 Prozent angaben, sogar seltener als einmal pro Woche einzukaufen - vor der Krise waren das lediglich 2 Prozent. Knapp die Hälfte (48 Prozent) beschränkte sich während der Krise auf einen Einkauf pro Woche. Die Mehrheit (58 Prozent) plant, nach der Pandemie wieder mehrmals pro Woche einzukaufen.

Zudem gab die Hälfte der Befragten an, zwischen März und Mai weniger verschiedene Supermärkte aufgesucht zu haben als davor. Das legt nahe, dass auch die Warenbelieferung der einzelnen Filialen einer Handelskette flexibel gestaltet sein sollte. Denn: Bei der Auswahl der besuchten Märkte dürfte bereits im ersten Lockdown die Warenverfügbarkeit eine erhebliche Rolle gespielt haben. Wer hier kurzfristig reagieren und Waren verfügbar halten konnte, hatte die Chance, sich als "Supermarkt des Vertrauens" zu etablieren, Kunden zu binden und davon im aktuellen Teil-Lockdown zu profitieren.

Supermärkte verkaufen mehr online

Insgesamt 10 Prozent der Befragten haben auf dem Höhepunkt der Pandemie Lebensmittel online bestellt - entweder zur Lieferung nach Hause (7 Prozent) oder zur Abholung im Markt (3 Prozent). Vor der Pandemie waren es zusammen lediglich 6 Prozent. Dieser Zuwachs ist besonders vor dem Hintergrund des in Deutschland noch immer sehr niedrigen Ausgangsniveaus dieses Segments interessant.

Insgesamt gaben 54 Prozent der Befragten an, sich im Falle eines neuen Lockdowns zumindest teilweise mit bestimmten Produkten bevorraten zu wollen - erste Nachrichten über Hamsterkäufe zum Start der verschärften Corona-Regeln am 2. November bestätigen dies. Es ist davon auszugehen, dass die veränderte Verbraucherpsychologie und die Art, wie sich der Lebensmittelhandel als Branche an die Pandemie angepasst hat, keine vorübergehenden Erscheinungen sind. Die klare Botschaft an Händler ist also, Waren-Knappheiten möglichst zu vermeiden. Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten bestätigten, bestimmte Produkte zwischen März und Mai nicht oder nur eingeschränkt bekommen zu haben. Außerdem sollten Unternehmen ihren Kunden flexible Zustelloptionen - wie Abholung online bestellter Lebensmittel im Markt oder Lieferung nach Hause - ermöglichen, denn die Anzahl der Onlinebestellungen kann jederzeit wieder steigen. Die Flexibilität erhöht die Kundenzufriedenheit - und das hat wiederum positiven Einfluss auf die Kundenbindung auch nach der Pandemie.
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