In memoriam Werner Otto (13.08.1909 - 21.12.2011)

von Redaktion Versandhausberater

09.01.2012 Kurz nach Weihnachten hat uns aus der Hamburger Otto-Zentrale überraschend die Mitteilung erreicht, dass Firmengründer Werner Otto bereits am 21. Dezember 2011 im Alter von 102 Jahren verstorben war. Die deutsche Versandhandelsbranche hat damit eine der prägendsten Gründerpersönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte verloren.

Kurz nach Weihnachten hat uns aus der Hamburger Otto-Zentrale überraschend die Mitteilung erreicht, dass Firmengründer Werner Otto bereits am 21. Dezember 2011 im Alter von 102 Jahren verstorben war. Die deutsche Versandhandelsbranche hat damit eine der prägendsten Gründerpersönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte verloren.
In den vergangenen Tagen wurde bereits viel darüber geschrieben, wie Werner Otto nach dem Zweiten Weltkrieg mit gerade einmal drei Mitarbeitern den Otto-Versand gegründet und zu Weltruhm geführt hat. Warum aber der Otto-Versand eine Ausnahmestellung im deutschen Versandhandel erreichen konnte, wurde bislang kaum thematisiert. Vielleicht ja, weil die Gründe dafür letztlich auf der Hand liegen. Denn Werner Otto hat vor allem eines beispielhaft verstanden: Den Kunden in den Mittelpunkt seiner Versandhandelsaktivitäten zu rücken.
"Wenn ich nachts durch den Betrieb gehen und entdecken würde, dass der Geldschrank offen steht und in ihm eine Million DM liegen, werde ich am nächsten Tag monieren, dass so etwas nicht wieder vorkommen sollte", hatte es Werner Otto einst beispielhaft formuliert. "Aber wenn ich erleben sollte, dass man unsere Kundschaft schlecht behandelt, in der ein Wert von 50 oder 100 Millionen steckt, könnte man bei mir kein Verständnis finden."
Wie sehr sich Werner Ottos Philosophie von der seiner Mittbewerber unterschied, konnte man bereits zu Beginn der 50er Jahre erkennen. Als erster Versender in Deutschland hatte der Otto-Versand damals damit begonnen, seinen Kunden den Kauf auf Rechnung anzubieten (Motto: "Vertrauen gegen Vertrauen"). Im Mittelpunkt standen Otto-Kunden damals auch bei Sammelbestellungen, deren Prinzip von Werner Otto nahezu perfektioniert wurde: Wer gemeinsam für seine Freunde mitbestellt hatte, durfte sich über einen Rabatt von fünf Prozent beim Einkauf freuen. Alles Gründe, warum Otto in den 50er Jahren zahlreiche Konkurrenten überholen konnte. Denn schon in der Nachkriegszeit gab es zahlreiche weitere Versender. Diese waren aber oftmals nicht so modisch ausgerichtet wie der Otto-Versand, der zudem mit Modenschauen und Spezialkatalogen bei Kunden punkten konnte.
Richtungsweisend für den Konzern war auch, dass Werner Otto Mitte der 60er Jahre den branchenfremden Günter Nawrath als seinen Nachfolger installiert hatte. Zwischen 1966 und 1981 sollte Nawrath die Unternehmenskultur entscheidend prägen, die heute für ihr exzellentes Controlling gerühmt wird. Der ehemalige Finanzvorstand eines Bau-Unternehmens hatte in seiner Amtszeit ein messerscharfes Controlling eingeführt und damit begonnen, einzelne Verwaltungseinheiten als Profit Center zu definieren und damit den Gewinn zu maximieren.
Trotz dieser Maßnahmen war Werner Otto kein Zahlen-getriebener Mensch und sich seiner Verantwortung als Unternehmer bewusst. Stellvertretend dafür stehen sein beispielhaftes Engagement in der Werner-Otto-Stiftung sowie zahlreiche weitere Sozialprojekte.
Möge er in Frieden ruhen.
Kondolenzschreiben erreichen die Familie per Post an die Firmensitze der ECE (Heegbarg 30, 22391 Hamburg) sowie den Hauptsitz der Otto Group (Wandsbeker Straße 3-7, 22172 Hamburg). In beiden Gebäuden liegen an den Haupteingängen zudem Kondolenzbücher aus.
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