Jedes zweite Handelsunternehmen verkauft online und stationär

von Joachim Graf

22.09.2022 Nur noch 17 Prozent der deutschen Handelsunternehmen verkaufen laut einer Befragung ausschließlich stationär. Über die Hälfte setzt auf mindestens einen zusätzlichen Online-Verkaufskanal. An der Spitze liegt dabei der eigene Online-Shop, aber auch Online-Marktplätze gewinnen.

 (Bild: larosa/Pixabay)
Bild: larosa/Pixabay
Zusammen mit dem Digital Commerce Research Network hat Ibi Research   an der Universität Regensburg untersucht, welche Lehren HändlerInnen aus der Corona-Pandemie gezogen haben und wie sich die deutsche Handelswelt daraufhin verändert hat. Dabei wurde deutlich, dass immer mehr Unternehmen online verkaufen. Über die Hälfte der Befragten ordnet sich der Gruppe "Multikanal-Händler" zu. Dass zahlreiche Betriebe aber Nachholbedarf im Bereich Online-Vertrieb und digitale Sichtbarkeit haben, wurde den InhaberInnen durch die pandemiebedingten Einschränkungen bewusst.

(Grafik: Ibi Research)


Trotz Lockdowns und Ausgangssperren gab die Hälfte der Studienteilnehmenden an, dass sich Corona kurzfristig auch positiv auf das eigene Unternehmen ausgewirkt hat, etwa durch gesteigerte Umsätze. Ein Drittel spürt diese positiven Effekte sogar langfristig. Gleichzeitig rechnen 50 Prozent der Handeltreibenden mit Umsatzeinbußen aufgrund des Ukraine-Kriegs.

Während der Corona-Lockdowns mussten viele Unternehmen ihre Vertriebskanäle ausbauen und erkannten dabei, dass sie sowohl im Online-Handel als auch bei der digitalen Sichtbarkeit bis dahin schwach aufgestellt waren. Damit einhergehend gaben 58 Prozent der Befragten an, in den Jahre 2022 und 2023 Investitionen in ihre IT-Infrastruktur und -Ausstattung zu tätigen. Marketing (44 Prozent) und Warenwirtschafts- bzw. ERP-System sind ebenfalls wichtige Investitionsfelder.

72 Prozent der Händler:innen nutzen die Rechnung als Form von "Buy now, Pay later" (BNPL) und kümmern sich selbst um die Abwicklung bzw. haben das in Zukunft geplant. Dienstleister wie Klarna   und RatePay   , über die die Rechnungsabwicklung abgesichert ist, gewinnen aber zukünftig an Bedeutung. Wichtig ist den HändlerInnen dabei eine Zahlungsgarantie sowie die volle Transparenz aller Gebühren für die Kundschaft. Aber: Nur 10 Prozent glauben, dass sich die KundInnen zukünftig verstärkt BNPL-Lösung wünschen.

Weniger als ein Viertel der Händlerinnen und Händler geht davon aus, dass im Laufe der kommenden fünf Jahre künstliche Intelligenz (KI) in vielen Bereichen ihres Unternehmens vonnöten sein wird. 47 Prozent sehen derzeit keine konkreten Anwendungsfälle für KI. Wer eine Implementierung plant, hat besonders die Bereiche Marketing, Kundenservice und individualisierte Werbung im Blick.
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