SCA-Studie: Milliarden-Verlust durch Kaufabbrüche
04.06.2019 Europäische Unternehmen sind laut einer Studie nicht genügend auf die neue EU-Verordnung für Online-Zahlungen vorbereitet.
Europäische Unternehmen sind nicht genügend auf SCA vorbereitet, warnen in einer Studie die Payment-Plattform Stripe und 451 Research . Sie prognostizieren, dass der europäischen Online-Wirtschaft in den ersten zwölf Monaten nach Inkrafttreten der SCA durch zusätzlich abgebrochene Zahlungsvorgänge Verluste von 57 Milliarden Euro entstehen. Denn: Nur jedes zweite Unternehmen geht davon aus, dass es bis zum Stichtag am 14. September alle Anforderungen der neuen Regulierung umgesetzt haben wird. An der Umfrage nahmen 500 Zahlungsexperten aus Online-Unternehmen und 1.000 Verbrauchern in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und Spanien teil.
Rund drei Monate vor Inkrafttreten von SCA laufen die Vorbereitungen auf die Umstellung "überraschend verhalten", so die Studienautoren: Nur 40 Prozent der Unternehmen, denen die Regulierung überhaupt bekannt ist, geben an, dass sie darauf vorbereitet sind, die Anforderungen zu erfüllen. "Für die meisten Unternehmen ist es jetzt hingegen ein Rennen gegen die Zeit, die nötigen Anpassungen noch rechtzeitig durchzuführen", so ein Fazit.
Vor allem kleinen Unternehmen könnte dies Probleme bereiten: Drei von fünf Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern sind entweder mit SCA nicht vertraut, planen nicht, vor September regelkonform zu arbeiten, oder sind unsicher, wann sie so weit sein werden. In größeren Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitern ist sich nur einer von 25 Zahlungsexperten nicht im Klaren über die anstehenden Änderungen.
"Die SCA-Richtlinie ist ein einschneidendes Ereignis für den europäischen digitalen Handel, das umfassende Änderungen nach sich zieht. Viele Unternehmen - insbesondere kleinere - haben die weitreichenden Auswirkungen noch nicht vollständig erfasst. Unsere Studie zeigt, dass viele sich bisher kaum vorbereitet haben und, was am beunruhigendsten ist, nur ein mangelndes Verständnis davon haben, wie grundlegend SCA die Art und Weise verändern wird, wie europäische Verbraucher online einkaufen", sagt Jordan McKee , Analyst bei 451 Research.
Viele Unternehmen planen, die Anzahl der Kaufabschlüsse, bei denen eine zusätzliche Authentifizierung nötig sein wird, möglichst zu reduzieren. Denn es gibt verschiedene Ausnahmen, bei denen keine zweite Authentifizierung seitens des Käufers nötig ist, zum Beispiel bei wiederkehrenden Zahlungen oder kleinen Beträgen von unter 30 Euro.
Allerdings unterschätzen Unternehmen "die Komplexität und den Aufwand bei der Verwaltung und Optimierung dieser Ausnahmen, warnen die Studienautoren. 50 Prozent der Befragten planen das Management komplett intern zu übernehmen. Dies sei allerdings besonders für kleinere Unternehmen sehr komplex in der Umsetzung und erfordere "ein tiefes Wissen darüber, wie Kartennetze und tausende Banken in ganz Europa die Ausnahmeregelungen anwenden werden". So sind beispielsweise Käufe unter 30 Euro von SCA ausgenommen - aber sobald ein Kunde fünf solcher Transaktionen durchgeführt hat bzw. mehrere kleine Transaktionen im Gesamtwert von über 100 Euro tätigt, fordert dessen Bank eine zusätzliche Authentifizierung ein, ansonsten wird die Zahlung abgelehnt.
Eine SCA-konforme Möglichkeit, Online-Zahlungen anzunehmen, ist die neuesten Version von 3D Secure, das Verbrauchern vor allem unter Namen wie Verified by Visa oder Mastercard Secure Code bekannt ist. Allerdings ist laut Umfrage jedes vierte Online-Unternehmen noch nicht damit vertraut.
"SCA wird ein strategischer Erfolgsfaktor für Internetunternehmen. Die Dringlichkeit, sich darauf einzustellen, kann nicht genug betont werden", kommentiert Guillaume Princen , Head of Continental Europe bei Stripe. Denn SCA werde die geringe Toleranz von Verbrauchern gegenüber schwierigen Bezahlprozessen verschärfen, was zu einem Anstieg der Kaufabbrüche führen könnte.
Nur 47 Prozent der europäischen Verbraucher sind der Meinung, dass Online-Kaufprozesse heutzutage "sehr einfach" sind. 74 Prozent der "Generation Z"-Käufer haben in den letzten sechs Monaten aufgrund eines unbefriedigenden Kaufprozesses einen Online-Kauf abgebrochen. Über die Hälfte der Online-Käufer (52 Prozent), die einen Kauf abbrechen, schließen die Transaktion später bei einem konkurrierenden Händler ab. SCA dürfte diese Situation noch verschlimmern, so die Prognose. 73 Prozent der Käufer sind sich der neuen SCA-Regeln, die im September anstehen, nicht bewusst. SCA erhöhe deshalb die Wahrscheinlichkeit, dass Käufer den Kaufprozess abbrechen, wenn sie auf unerwartete zusätzliche Authentifizierungsanforderungen bei alltäglichen Einkäufen stoßen.
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