Zahlungsdisziplin

Zahlungsmoral deutscher KundInnen stimmt

von Christina Rose

15.09.2021 Unternehmen in Deutschland vertrauen wieder mehr auf die Zahlungsfähigkeit ihrer Kunden. So bieten Firmen ihren Abnehmern im Vergleich zum Vorjahr deutlich häufiger Zahlungsziele an.

 (Bild: ptra auf Pixabay)
Bild: ptra auf Pixabay
Dieses gesteigerte Vertrauen wird mit einer verbesserten Zahlungsdisziplin belohnt: In den vergangenen 12 Monaten berichten nur noch 59 Prozent von Zahlungsverzögerungen (-9 Prozent). Das sind Erkenntnisse aus der jährlichen Befragung des Kreditversicherers Coface   zu Zahlungserfahrungen deutscher Unternehmen. Offen bleibt der Einfluss von staatlichen Corona-Hilfen auf diese verbesserten Ergebnisse.

Fast drei Viertel (74 Prozent) der über 800 befragten Unternehmen haben ihren Kunden in den vergangenen 12 Monaten ein Zahlungsziel eingeräumt. Zum selben Zeitpunkt des Vorjahres waren es nur 62 Prozent. In der letzten Befragung vor Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2019 operierten noch 81 Prozent der Unternehmen mit Zahlungszielen. "Deutsche Firmen haben sich offenbar an das Pandemieumfeld gewöhnt, dennoch bleiben sie wachsam und sind nach wie vor bestrebt, so früh wie möglich Kasse zu machen", sagt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg . Diese Wachsamkeit ist auch in den kurzen Zahlungsfristen erkennbar, die weiterhin die deutsche Unternehmenslandschaft dominieren. 88 Prozent der Unternehmen fordern ihr Geld im Jahr 2021 innerhalb von 60 Tagen. Die durchschnittliche Lieferantenkredit-Laufzeit verringerte sich geringfügig um etwa einen Tag: von 34 Tagen im Jahr 2020 auf 33 Tage im Jahr 2021.

Bau- und Textilbranche weiten Zahlungsfristen deutlich aus

Während sich die durchschnittliche Zahlungsfrist nur geringfügig verändert hat, gibt es 2021 signifikante Veränderungen innerhalb der 11 untersuchten Branchen. Um fast 10 Tage im Vergleich zum Vorjahr wurden die Zahlungsfristen im Baugewerbe und in der Textil- und Kleidungsbranche verlängert. Dennoch gewährt die Baubranche mit 24,4 Tagen nach wie vor die kürzesten Zahlungsziele, während der Textil- und Bekleidungssektor mit durchschnittlich 47 Tagen die großzügigste deutsche Branche ist. Früher zur Kasse gebeten werden 2021 die Kunden im Maschinenbau (-8,2 Tage), im Agrar-, Lebensmittel- und Holzsektor (-7,3 Tage) sowie in der Automobilindustrie (-6,3 Tage).

Trotz Corona: auch 2021 weniger Zahlungsverzögerungen

Die Zahlungsmoral von Kunden deutscher Unternehmen hat sich 2021 erneut verbessert. Bereits im Vorjahr war der Anteil von Unternehmen, die Zahlungsverzögerungen erlebten, trotz einer starken Rezession überraschend von 85 Prozent (2019) auf 68 Prozent zurückgegangen. In der aktuellen Befragung gaben nun 59 Prozent der Teilnehmer an, in den vergangenen 12 Monaten von verspäteten Zahlungen betroffen gewesen zu sein. Mit Ausnahme der Transport- und der Metallbranche ging die Zahl der Zahlungsverzögerungen in allen Sektoren zurück. Während weniger als die Hälfte der Firmen im Agrar-, Lebensmittel- und Holzsektor (49 Prozent) verspätete Zahlungen meldeten, waren es im Textil- und Kleidungssektor 70 Prozent. Zum Vergleich: In Polen berichteten Anfang des Jahres knapp 98 Prozent aller Befragten von Zahlungsverzögerungen.

Darüber hinaus verkürzte sich die Dauer von Zahlungsverzögerungen im Schnitt um über eine Woche, von 36 Tagen im Jahr 2020 auf knapp 28 Tage im Jahr 2021. Über dreieinhalb Wochen kürzer fielen die Verzögerungen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT; 17,5 Tage) aus. Bemerkenswert: Kein Unternehmen in diesem Sektor berichtete von Zahlungen, die länger als 60 Tage überfällig waren.

Welchen Einfluss haben staatliche Hilfen?

Exakt wie im Vorjahr gaben 48 Prozent der Befragten an, dass ihr Unternehmen in den vergangenen 12 Monaten als Reaktion auf die Corona-Krise staatliche Unterstützung in Anspruch genommen hat. Auch der Anteil der genutzten Unterstützungsmaßnahmen bleibt nahezu unverändert: In 89 Prozent der Fälle wurde Kurzarbeitergeld beantragt, an zweiter Stelle (21 Prozent) stehen Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), der wichtigsten Förderbank des Bundes. Zuschüsse vom Bund wie Überbrückungs- oder Neustarthilfen wurden von 17 Prozent genutzt.
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