Neue Strategie: SportScheck will mehr als nur ein Händler sein

24.05.2017

 (Bild: NH-Pressebild)
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Bild: NH-Pressebild unter Creative Commons Lizenz
Kurskorrektur bei Multichannel-Händler SportScheck   : Langfristig will sich die Otto-Tochter   vom reinen Handelsgeschäft verabschieden, über das momentan noch die Umsätze generiert werden. Dieses Ziel hat der neue Geschäftsführer Jan Kegelberg   auf der Marktplatz-Konferenz "E-Channels Day   " in München ausgegeben, die von Software-Spezialist Tradebyte    veranstaltet wird, der wiederum Sponsor von neuhandeln.de   ist. Konkret will sich SportScheck künftig als "Treffpunkt für das Erlebnis Sport" positionieren, wobei das Handelsgeschäft nicht mehr die zentrale Rolle von heute einnehmen soll.
Jan Kegelberg
Jan Kegelberg (Bild: SportScheck)
Hintergrund für den Strategie-Wechsel ist, dass SportScheck allein durch das klassische Handelsgeschäft nur schwer Vorteile für Konsumenten gegenüber Wettbewerbern wie Amazon bieten könne. Schließlich seien hier die Kunden bereits eine große Auswahl und schnelle Lieferungen gewohnt, wodurch Wettbewerber wie SportScheck kaum noch allein durch Angebot und Zustellung punkten könnten. Sinnvoller sei daher, eine zentrale Online-Plattform für alle Sport-Interessierten in Deutschland zu bieten - auch wenn SportScheck sich dann alternative Erlösquellen erschließen muss. Ein Ansatz ist laut Kegelberg, vermehrt eigene Events wie die SportScheck-Stadtläufe durchzuführen. Hier könne die Otto-Tochter an Startgebühren und Sponsorings verdienen. In der Planung ist zudem, dass SportScheck künftig über seine Online-Plattform auch Sportkurse von Dritten vermittelt - und dafür Provisionen kassiert. Die eigene Plattform soll zudem um eine Community ergänzt werden, auf der sich Sportler dann unter Gleichgesinnten austauschen können. "Unser Asset ist nicht der Warenhandel, sondern die große Reichweite in unserer Zielgruppe", verdeutlicht Kegelberg. Wann genau die ersten Plattform-Ansätze für die Konsumenten sichtbar werden sollen, steht noch nicht fest. Die neuen Erlösquellen dürften zudem auf absehbare Zeit erst einen Bruchteil zum SportScheck-Umsatz beisteuern. Der Zeitpunkt für einen Strategie-Wechsel wirkt aber schlüssig. Denn zuletzt hatte der Multichannel-Händler immer wieder mit Umsatzeinbußen und roten Zahlen zu kämpfen.
SportScheck Umsatz
Der SportScheck-Umsatz hat einen neuen Tiefpunkt erreicht (Quelle: eigene Angaben)
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2016/2017 (Ende: 28. Februar) musste SportScheck zum Beispiel ein Umsatz-Minus von knapp neun Prozent auf 291 Mio. Euro verbuchen   (siehe Grafik oben). Grund war eine "Neuausrichtung des Geschäftsmodells". So wird zum Beispiel beim Sortiment der Fokus jetzt zunehmend auf Schuhe und Equipment gelegt, während parallel das Geschäft mit Textilien reduziert wird. Zudem wurden „massiv“ Lagerbestände abgebaut, was ebenfalls Umsatz gekostet hat. Durch eine „strenge Kostendisziplin“ und eine „Reduktion der Aufwände für IT und Logistik“ habe man dafür aber wiederum 22 Mio. Euro an Ausgaben einsparen können. Unterm Strich steht aber dennoch für den Multichannel-Händler ein negatives Ergebnis, das die Otto-Tochter nicht näher beziffert. Sicher ist dagegen, dass sich SportScheck bereits auf seinem Weg zur Nischen-Plattform befindet. So bietet der Multichannel-Händler zum Beispiel jetzt schon zusätzliche Events wie Yoga-Kurse an, um bei seiner Zielgruppe zu punkten. Um Kunden mehr Auswahl anzubieten, kooperiert SportScheck zudem mit anderen Händlern wie Outfitter, die über Tradebyte ihre Sortimente an den Online-Shop der Otto-Tochter anbinden. Bereits seit einem guten Jahr stammen erste Artikel im Online-Shop von Drittanbietern   , wobei ihre Ware im Namen und auf Rechnung von SportScheck verkauft wird. Bei diesem Marktplatz-Modell steht zwar der klassische Warenhandel im Fokus. Für SportScheck gehört dieses Modell dennoch zum aktuellen Strategie-Wechsel, da der Multichannel-Händler hier ja selbst keinen klassischen Handel mehr betreibt, sondern vielmehr an Umsätzen der Partner beteiligt wird.
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