Local Gourmet: Das nächste Start-Up scheitert mit E-Food
27.11.2014
Der Bio-Rindfleisch-Shop (Bildquelle: Screenshot)
"Nach 8 Monaten, 12 verkauften Rindern und über 250 zufriedenen Kunden stehen wir vor der Schwelle, Localgourmet.de in Vollzeit mit einem festen Team betreiben zu müssen. Das kostet Geld, weil Wachstum vorfinanziert werden muss. Die bisherigen Finanzierungsgespräche waren nicht erfolgreich, so dass wir vorerst keine Bestellungen mehr annehmen."Betrieben wurde der Rindfleisch-Shop von der auf Online-Geschäftsmodelle spezialisierten Hamburger eTribes Connect GmbH , hinter der wiederum mein Branchenkollege Alexander Graf (Kassenzone.de ) steht. Er betont zwar, dass er weiter an das Geschäftsmodell glaube. Doch das Projekt ist eigentlich aus mehreren Gründen unattraktiv - für Geldgeber und Portal-Betreiber.
E-Food nach wie vor ein Nischenmarkt
Denn laut einer Studie von AT Kearney (PDF-Download) ist der Online-Lebensmittelhandel nach wie vor ein absoluter Nischenmarkt. Demnach haben zwar schon 27 Prozent der befragten Verbraucher einmal Lebensmittel online gekauft. Doch nur zwei Prozent nutzen das Internet mindestens einmal im Monat, um Lebensmittel und Getränke einzukaufen. Dies schlägt sich in einem nach wie vor mickrigen Online-Marktanteil von gerade einmal 0,3 Prozent nieder. Auf einem geringen Niveau sind zwar prinzipiell hohe Wachstumsraten möglich. Doch bei E-Food sehe ich diese nicht zwangsweise. So kommt dieselbe Studie nämlich auch zu dem Ergebnis, dass viele Verbraucher deshalb nicht online kaufen, weil sie schlichtweg mit den bestehenden Einkaufsmöglichkeiten zufrieden sind (66 Prozent der Befragten). Kurzum: E-Food kann in erster Linie nur ein Problem des Kunden lösen, das diesen überhaupt nicht plagt.Kunden sorgen sich um Qualität und Frische
Die Befragung von AT Kearney verdeutlicht auch stellvertretend: Kunden verweigern sich dem Online-Lebensmittelhandel, weil sie an der Qualität und der Frische der Produkte zweifeln . So wollen viele Verbraucher weiterhin direkt Einfluss auf die Produktauswahl nehmen und diese Verantwortung nicht an einen Händler abgeben . Meiner Meinung nach haben bekannte Händlermarken wie Rewe im Online-Lebensmittelhandel hier einen Vorteil, weil Kunden ihnen bereits im stationären Supermarkt vertrauen. Dass allerdings ein unbekanntes Start-Up mit einer unbekannten Marke die Kunden überzeugen kann, halte ich in der Praxis für schwierig.Auch Supermarkt.de war schnell wieder offline (Bildquelle: Screenshot)
So gesehen wundert es mich auch nicht, dass Online-Lebensmittelhändler wie Supermarkt.de oder Froodies.de inzwischen nach und nach wieder von der Bildfläche verschwunden sind. Beim Hamburger Start-Up Supermarkt.de gingen zum Beispiel anderthalb Jahre nach dem Start im Herbst 2011 ebenfalls die Lichter aus , weil es mit der Anschlussfinanzierung nicht geklappt hat (siehe Screenshot). Nun kann man zwar entgehen halten, dass Local Gourmet mit seinem Bio-Ansatz ein anderes Marktsegment bedient als Start-Ups wie Supermarkt.de oder Froodies, die den klassischen Supermarkt um die Ecke ersetzen wollen. Doch macht es das einfacher?Bio-Shops: Die Nische der Nische
Nach Zahlen vom Bund für Ökologische Lebensmittelwirtschaft hat der Bio-Markt im Jahr 2012 am gesamten Lebensmittelmarkt in Deutschland gerade einmal einen Marktanteil von 3,9 Prozent erreicht. Ein Geschäftsmodell wie Local Gourmet bedient also die Nische der Nische. Weitere Hürden: Bei Local Gourmet konnte man nicht einfach Steaks bestellen. Der Kunde kaufte immer einen Querschnitt eines Tieres , damit dieses komplett verwertet wurde und nicht nur die allerbesten Stücke. Das dürfte die Zielgruppe in der Praxis weiter schmälern. Bei Local Gourmet kaufte man zudem normalerweise Fleischpakete, bevor ein Tier geschlachtet wurde. Nach der Schlachtung lagerten Produkte durchschnittlich drei Wochen, bevor wir sie an Kunden geliefert wurden. Wer also spontan ein Bio-Steak ordern wollte, schaute ebenfalls in die Röhre.Abonnieren Sie unseren kostenlosen wöchentlichen Newsletter!