Zukunft des E-Commerce Spezial by Seite 7 Markenkommunikation Die Krise als Zyklus: Diese Corona-Learnings lassen sich jetzt schon ziehen Nach wochenlangem Lockdown kehrt Deutschland langsam zu einer gewissen Art "Normalität" zurück. Das neue "Nor- mal" ist aber weit davon entfernt, was wir vor der Krise als solches empfanden. Entsprechend ändert sich auch die Mar- kenkommunikation. Drei Learnings: Es wird über Wiedereröffnung von Ge- schäften, Restaurants und Kitas gespro- chen: Bundesweit soll für jeden Land- kreis und jede kreisfreie Stadt, in dem oder der weniger als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner pro Woche auf- treten, die Normalität schrittweise zu- rückkehren. Doch: Steigt die Anzahl der Infektionen erneut über diesen Grenz- wert, greifen regional wieder Kontaktbe- schränkungen, die je nach Intensität der Ausbruchslage definiert werden. Für die Kommunikation von Marken be- deutet die Entwicklung den Eintritt in die dritte Phase der Krise, das sogenannte "New Normal". Stefanie Lüdecke, Ge- schäftsführerin der Digitalagentur TLGG GmbH, blickt zurück: Was haben wir über die Phasen hinweg kommunikativ gelernt? Welche Learnings sollten Mar- ken zügig reaktivieren, wenn die Neuin- fektionen wieder zunehmen sollten? 1. Verständnis für den Verlauf einer Epidemie vergegenwärtigen Um zu definieren, welche Rolle eine Marke künftig spielen möchte, gilt es, die Krise in drei Phasen zu verstehen: Outbreak, Containment, New Normal. Es ist absehbar, dass Welt, Wirtschaft und Gesellschaft dieses Phasenmodell mittelfristig mehrfach und in Wellenbe- wegungen durchlaufen werden, doch das Grundmuster passt im gesellschaftlich Großen wie im familiär Kleinen. Outbreak: Zu viel, zu schnell, zu laut Die Gleichzeitigkeit vieler Herausforde- rungen und Fragestellungen überfordert die Zielgruppen: Sorgen um die Gesund- heit, Sorgen um Wirtschaft und Finan- zen; dazu die Herausforderungen der Telearbeit, der Kinderbetreuung, Kon- taktsperren, neue Technologien, neue Prozesse - die Menschen sind überwäl- tigt, unsicher, empfindlich. Hier können und sollten Marken mit Empathie für Orientierung und Stabilität sorgen. Containment: Gewöhnung treibt die Ungeduld Der Rausch des Neuen klingt ab, die ver- änderte Situation ist Alltag geworden. Die Menschen nehmen die Auswirkun- gen ihrer Maßnahmen und Verhaltens- änderungen wahr, doch die langfristige Perspektive bleibt voller Unsicherheiten. Das Gefühl der gemeinsamen, vereinten Bewältigung der Krise - #wirbleibenzu- hause - weicht zunehmend einer wach- senden Ungeduld. Hier sind Marken Be- fähiger, Unterstützer und Helfer. New Normal: Frühlingsgefühle und kleine Freuden, die groß erlebt werden Die Gesamtsituation verbessert sich, das tägliche Leben kehrt zum Normalzu- stand zurück. Es gibt viel Erleichterung und einen großen Bedarf, sich von den individuellen und kollektiven Herausfor- derungen der letzten Zeit zu erholen. Die Menschen erleben diese Zeit wie einen Frühling nach langem Winter und entde- cken neue Werte in den Dingen, die sie nun zurückgewonnen haben. Hier kön- nen Marken das Gefühl der Erleichte- rung befördern und die neue Normalität mit Klarheit füllen. G G L T : k fi a r G G G L T : k fi a r G 2. Vorgehen in der Krise: Listen, Adjust, Act Vor jeder Markenreaktion gilt es, zuzu- hören, die Situation zu erkennen und zu verstehen. Es gilt für Marken, bezüglich ihrer Rolle und ihrer Pläne transparent und offen zu sein. Auch wenn sie sich entscheiden, nicht weiter zu handeln und einfach wie gewohnt weiterzumachen, sollten sie die Situation anerkennen und ihr Bewusstsein dafür nach außen tragen. Vor allem aber braucht Krisenkommuni- kation einen starken Rückkanal. Marken müssen Feedback ermöglichen und ein Gespräch in beide Richtungen öffnen. Das Interesse an der Realität, den Be- dürfnissen und den Botschaften der Kun- den muss sichtbar und erfahrbar werden. 3. Erfolg ist auch eine Kanalfrage Homeoffice und Kontaktsperren halten Millionen von Familien über Wochen zu Hause. Dies führt zu einem erhöhten Medienkonsum. Kampagnenstrategien lassen sich daraufhin optimieren: Ka- nalmix und Werbeausgaben sollten sich an der Grundlage des sich entwickelnden Verbraucherverhaltens und der laufen- den Ergebnisse orientieren. Veränderungen im Online-Verhalten ha- ben Daten aus China schon früh doku- mentiert: 85 Prozent der chinesischen Verbraucher steigerten ihre Bildschirm- nutzung zu Hause, 84 Prozent probierten mindestens einen neuen Dienst zum ers- ten Mal aus, darunter Online-Arztbesu- che (34 Prozent), Online-Bildungskurse (33 Prozent) oder Online-Banking (13 Prozent). Gute Ansatzpunkte liefern So- cial-Media-Inhalte, Podcasts, Gaming-, E- und Social-Commerce-Angebote, Di- gital Media, virtuelle Events, Longform- Videocontent sowie Livestreams. 4. Relevanz ist der einzige Schlüssel zu diesem Schloss Es lohnt die Überlegung, welchen ange- messenen und relevanten Beitrag Mar- ken zu CSR-Initiativen leisten können. Können Ängste entschärft werden? Kann Stefanie Lüdecke (Bild: TLGG) ein Mehrwert zur Bewältigung der Situa- tion geliefert werden? Denkbar ist, Fach- wissen, Ressourcen, Fähigkeiten oder Plattformen einzusetzen, um zu handeln oder wertvolle Informationen zu teilen. Gute Ansatzpunkte liefern virtuelle Prä- senz und Produkte, Augmented Reality, E-Learning, Online-Coaching, Enter- tainment-Angebote, Ratgeber, Tutorials und In-Home-Shows. 5. Grundsätze der Krisenkommunikation als Basis für den neuen Alltag Adidas stand zuletzt massiv in der Kritik, weil das Unternehmen Mietzahlungen für die eigenen Läden aussetzen wollte. Die frühe Ankündigung Nikes hinge- gen, einen Gesichtsschutz und Masken für Mediziner und Retter bereitstellen zu wollen, bekam erwartbar positives Echo. Die öffentliche Wahrnehmung lässt sich nicht abschalten, nicht im Alltag und nicht in der Krise. Im gesellschaftlichen Ernstfall können Unternehmen zeigen, in welchem Maß ihre kommunizierte Hal- tung mehr als nur ein Marketing-Tool ist. Dazu gehört eben auch, Zahlungsver- pflichtungen nachzukommen, Geschäfts- partner fair zu behandeln und Verantwor- tung zu übernehmen. Die Grundsätze der Krisenkommunikation sind deshalb auch als Grundsätze der Alltagskommunikati- on wichtig und richtig. In der Krise je- doch werden ihr Wert und ihre Wichtig- keit noch einmal deutlicher. Autorin: Christina Rose Impressum Versandhausberater Spezial ist eine Sonderpu- blikation mit Fachbeiträgen von Experten bei Dienstleistern für den Distanzhandel. Die Bei- träge sind namentlich mit dem Namen des Au- tors und dem herausgebendem Unternehmen- gekennzeichnet. Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Der Versandhausberater, gegründet 1961, ist der wöchentliche Informationsdienst für den Versandhandel, seine Dienstleister und Lie- feranten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Er informiert über das aktuelle Ge- schehen des Versandhandels,leistet wertvolle Beratung, spürt zukunftsweisende Trends auf und ermöglicht den Blick hinter die Kulissen der gesamten Versandhandelsbranche. Er fasst die wichtigsten Neuigkeiten aus dem Versandhandel zusammen, bespricht neue Ver- sandhaus-Kataloge und abgeleitete Werbemittel und präsentiert Neuheiten aus den Bereichen Direktmarketing, Logistik, Kundenservice und Electronic Commerce. 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