Trends 2022 by Seite 2 Herausforderungen Die aktuellen und kommenden Herausforderungen im Onlinehandel (2/2) Fortsetzung von Seite 1 „Deshalb wird Social Commerce zu- nehmen - auch weil sich mobile Shop- ping durchsetzen wird“, prognostiziert Sewalski. Voraussetzung ist eine aktive Fanbase oder Followerschaft. Daher ist laut Sewalski „Community-Building das A und O für erfolgreichen Social Com- merce“. Geht es nach Monika Mack, Vertriebsleiterin und Mitglied der Ge- schäftsführung Oxid eSales AG, wird Social Commerce künftig auch im B2B eine wichtige Rolle spielen. Das liege unter anderem an dem Zustrom der Di- gital Natives auf den Arbeitsmarkt, vor allem in das B2B-Segment. „Sie bringen als Käufer Erfahrungen und gewisse Anforderungen an den E-Com- merce aus dem B2C mit. Social Commer- ce bietet hier die optimale Schnittstelle, denn es ermöglicht eine interaktive Zwei- Wege-Kommunikation zwischen Herstel- lern und Kunden“, erläutert Mack. Inte- ressentinnen und Interessenten können sich von neuen Trends inspirieren lassen und direkt in den Kontakt mit dem Her- steller treten. Das Einkaufserlebnis wird dadurch einzigartig und spricht vor al- lem so die künftigen B2B-Käuferinnen und -Käufer, die Digital Natives, an. Noch einen Schritt weiter denkt Oliver Spitzer, Geschäftsführer des Instituts für Markt- und Emotionsforschung septem- ber Strategie & Forschung. Für ihn wird der nächste Sprung nicht durch eine tech- nischen, sondern durch einen psycholo- gischen Kniff erreicht: „Next Level So- cial Commerce: Immersion ohne Brüche ohne Absprünge.“ Schon heute geht So- cial Commerce ohne Medienbruch zum Beispiel bei Instagram. „Das nächste Level wird erreicht werden wenn Händ- ler und Marken genau diese Logik auf die emotionale Dramaturgie übertragen. Der Kauf wird Teil des Erlebnisses!“, prognostiziert Spitzer. Herausforderung 3: Customer Experience Das Thema Kundenerlebnis hat in der Corona-Pandemie nicht an Bedeu- tung verloren, im Gegenteil: Laut einer Zendesk-Studie ist für 41 Prozent der Kundinnen und Kunden in Deutschland das Kundenerlebnis heute wichtiger als noch vor einem Jahr. Der Boom bei On- lineshopping setzt Unternehmen unter Druck, steigende Erwartungen zu erfül- len und hat die Customer Experience noch stärker in den Mittelpunkt gerückt. Wichtiger Punkt dabei: Kundenservice. „Der persönliche Austausch ist für Kun- den wichtiger geworden denn je“, meint Jens Faut, Managing Director der Digita- lagentur Experience One AG. Hier gelte es, die „Potenziale der Digitalisierung auszuschöpfen, um den persönlichen Di- alog innerhalb der Customer Experience nicht abreißen zu lassen. Nur wer jetzt nah am Kunden bleibt, wird gestärkt her- vorgehen“, prognostiziert Fauth. Das bestätigt Jaromir Fojcik, CEO Crea- tivestyle GmbH, der sich ärgert, dass im E-Commerce zu viel über Buzzwords gesprochen wird, „anstatt den Fokus auf echte Kundenmehrwerte zu setzen: her- ausragenden Content und Services, die auf das Kundenerlebnis positiv einzah- len. „Laut Fojcik offenbaren besonders auf der letzten Meile, zwischen Bestel- lung und Lieferung, die meisten Händler noch große Schwachstellen: „An dieser Stelle wird sich 2022 ganz besonders die Spreu vom Weizen trennen“, ist er sich sicher. Herausforderung 4: (Hyper-)Personalisierung Dauerbrenner im E-Commerce und digi- talem Marketing bleibt das Thema Perso- nalisierung. „2022 wird als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem Perona- lized Commerce seinen Siegeszug ange- treten hat“, ist Saim Alkan, CEO von AX Semantics, überzeugt. „Inhalte, die Kunden dort abholen, wo sie mit ihrem (Kauf-)Interesse gerade stehen - egal ob im Shop oder in den entsprechenden Marketingkanälen - sind die Zukunft“, führt Alkan aus. Alles andere sei nutzlos, ziellos und rau- be den Menschen Zeit und Lust. Ech- te Personalisierung im Zeitalter von Big Data, KI und Deep Learning be- deutet nämlich längst nicht mehr, die Kontaktdaten einer Kundin bzw. eines Kunden oder ihren bzw. seinen Geburts- tag zu kennen. Für Abbas Tolouee, Sr. Consultant bei Arvato Supply Chain Solutions, heißt Personalisierung oder vielmehr Hyper- Personalisierung einen direkten Kommu- nikationskanal mit einer Kundin/einem Kunden, bei dem ihr/ihm ein Produkt auf der Grundlage ihrer/seiner individuellen Präferenzen angeboten wird, eine Funkti- on, die erst durch die Zusammenführung von Verhaltens- und Echtzeitdaten der Online-Kundin oder des Online-Kunden möglich wird. Auch für Michael Kugler, CEO bei Contentserv, geht die Entwicklung da- hin, „digitale Customer Journeys künf- tig noch personalisierter zu begleiten“. Dabei soll Atomic Content künftig eine wesentliche Rolle spielen: „Um passen- de Videos, E-Mails, Webseiten oder an- dere Marketingmaterialien zu erstellen, lassen sich kleine Inhaltselemente wie Texte und Bilder kreieren, anpassen und je nach Marketingziel, Kanal oder Nut- zer dynamisch zusammensetzen“, erklärt Kugler. Tolouee: „Ziel ist es, dem richtigen Kun- den das richtige Produkt zur richtigen Zeit anzubieten.“ Daher müssen Online- händler zunehmend in der Lage sein, „mittels künstlicher Intelligenz (KI) aus der Gesamtmenge an verfügbaren Daten Muster oder Zusammenhänge zu erken- nen und darauf aufbauend Aktionen und Angebote zu kreieren, die dann hundert- prozentig zu den Interessen und Bedürf- nissen des Kunden passen“, sagt Adel- hard Türling, Vorstandsvorsitzender der CRM Partners AG - Part of Fellowmind. In den folgenden 18 Monaten wird die Kundenansprache also noch persönlicher und individueller. Dabei gilt, je besser ein Shopbetreiber seine Kundinnen und Kunden kennt, desto erfolgreicher wird er folglich sein. Herausforderung 5: Mobile Commerce Man möchte meinen, im Jahr 2021 sei das Thema Mobile als Trend-Thema im Handel längst durch. Dem ist aber noch lange nicht so. Entsprechend bleibt Mo- bile weiterhin eines der relevantesten E- Commerce-Trends. So hat für Kai Mül- ler, Gründer und CEO Experience One AG, die Bedeutung des Mobile Com- merce für Kundinnen und Kunden noch einmal an Bedeutung gewonnen - egal ob zuhause von der Couch, oder im ver- netzten Auto. „Umso erstaunlicher ist es dass viele Unternehmen scheinbar keine mobile Customer Experience Strategy haben, die den persönlichen Dialog mit Kunden in den Mittelpunkt stellt“, wun- dert sich Müller. Denn geht es nach Claus Weibrecht, Ge- schäftsführung bei der Digitalagentur Ironshark, wird Kaufen über das Smart- phone unangefochtene Nr. 1 werden. „2022 baut Mobile Commerce seinen Vorsprung (auch ohne Hilfe der Tablets) deutlich aus. Webseiten werden durch KI intelligenter und zeigen auf dem wenigen Platz durch „Statistische-Zwillinge“ ge- nau die Produkte die ich gerade suche oder zusätzlich gebrauchen kann“, argu- mentiert er. Ben Jeger, Managing Director Central Europe bei AppsFlyer, ist ebenfalls über- zeugt, dass Retailer Mobile und insbe- sondere Mobile Apps in den Mittelpunkt ihrer Strategie für 2022 stellen sollten. „Der Schlüssel zum Erfolg besteht darin, ein erstklassiges Mobile-First-Erlebnis für die Verbraucher zu schaffen, um das Engagement und entsprechend den Um- satz zu steigern“, sagt Jeger. Für Ver- markter bedeutet dies, einen nahtlosen Übergang vom mobilen Web zu einer App zu gewährleisten, bei der die Perfor- mance deutlich höher ist. Das bedeutet laut Jeger auch, mit beste- henden Käuferinnen und Käufern dort zu kommunizieren, wo sie sich gerade befin- den (E-Mail, soziale Netzwerke, mobiles Web, im Geschäft) und sicherzustellen, dass sie Deep Linking verwenden, um von dort aus das richtige Ziel innerhalb der App reibungslos und kontextbezogen zu erreichen. Autorin: Susan Rönisch Impressum Versandhausberater-Spezial ISSN 2626-3157 Versandhausberater Spezial ist eine kos- tenlose Beilage zum Versandhausbera- ter mit Fachbeiträgen von Experten bei Dienstleistern für den Distanzhandel. Die Beiträge sind namentlich mit dem Namen des Autors und dem herausgebendem Unternehmen gekennzeichnet. Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Redakti- on wieder. Der Versandhausberater, gegründet 1961, ist der wöchentliche Informationsdienst für den Versandhandel, seine Dienstleis- ter und Lieferanten in Deutschland, Ös- terreich und der Schweiz. Er informiert über das aktuelle Geschehen des Versand- handels, leistet wertvolle Beratung, spürt zukunftsweisende Trends auf und ermög- licht den Blick hinter die Kulissen der ge- samten Versandhandelsbranche. Er fasst die wichtigsten Neuigkeiten aus dem Versandhandel zusammen, bespricht neue Versandhaus-Kataloge und abgelei- tete Werbemittel und präsentiert Neuhei- ten aus den Bereichen Direktmarketing, Logistik, Kundenservice und Electronic Commerce. Verlag: HighText Verlag; HRA 72216 Schäufeleinstraße 5, 80687 München Mitteilung gemäß § 8, Artikel 3 des Bayerischen Pressegesetzes: Inhaber des HighText Verlag Graf und Treplin OHG sind zu jeweils 50 Prozent Joachim Graf (verantwortlich für Redaktion und Anzeigen) und Daniel Treplin (beide Journalisten, München); Handeslregister München HR A 72216 Redaktion: Joachim Graf (verantwortlich), Susanne Fricke, Dominik Grollmann, Sebastian Halm, Michael Jansen, Susan Rönisch, Christina Rose, Frauke Schobelt Telefon: 089 / 578387-0 redaktion@versandhausberater.de www.versandhausberater.de Beirat: Michael Jansen (Vorsitz, Bonn) Ansgar Holtmann (Osnabrück) Reinhold Stegmayer (Köln) Leserservice & Abo-Verwaltung: leserservice@versandhausberater.de Anzeigenverkauf: Verlagsagentur Berg Gabriele Drexler (verantwortlich) Schweigerstraße 6 – 81541 München E-Mail: gdrexler@verlagsagenturberg.de Tel.: 089 / 578 79 665 Fax: 089 / 578 79 882 Handy: 0176-43 00 24 86 Druckerei: Druckmüller GmbH Malsfeldstraße 18,57539 Roth