Logistik, Warehousing, Retouren & Fulfillment: Trends in Lager und Versand by Seite 6 International & Lieferkette Einstieg in den nordischen E-Commerce-Markt – Gemeinsamkeiten und Unterschiede! Die nordischen Länder Dänemark, Finn- land, Norwegen und Schweden haben eine lange und starke Tradition des Un- ternehmertums und eine sehr gut entwi- ckelte digitale Infrastruktur. Heute gibt es an fast jedem Ort Zugang zum mobi- len Internet – und damit zu potenziellen E-Commerce-KonsumentInnen, egal ob Sie sich in den schwedischen Wäldern, den dänischen Feldern, den norwegi- schen Bergen oder an den finnischen Seen befinden. Nordische VerbraucherInnen haben viele Gemeinsamkeiten, aber es gibt auch vie- le nationale Besonderheiten, über die Sie sich als Online-HändlerInnen im Klaren sein sollten, wenn Sie sich erfolgreich in der nordischen Region etablieren wollen. Dänemark ist dichter besiedelt als die an- deren Länder, was völlig andere Bedin- gungen für die Logistik bietet, als es in anderen Regionen im Norden der Fall ist. Norwegen ist kein Mitglied der EU, was unterschiedliche Regeln für Zollverfah- ren und Mehrwertsteuer bedeutet. Auswirkungen der Pandemie Die nordischen Länder haben die Coro- na-Pandemie auf sehr unterschiedliche Weise gehandhabt. Dänemark hatte wäh- rend der Pandemie strenge Einschrän- kungen und mehrere Lockdowns. Die Möglichkeiten Geschäfte zu besuchen, waren stark eingeschränkt. Stattdessen haben sich die Dänen dem Internet zu- gewandt. Auf Nachfrage geben jedoch 15 Prozent der dänischen Online-Ver- braucherInnen an, dass sie nach der Pan- demie weniger Online-Einkäufe tätigen werden, verglichen mit 13 Prozent, die sagen, dass sie mehr online einkaufen werden. In Schweden erhielt die Corona- virus-Strategie nach dem Ausbruch welt- weit große Aufmerksamkeit. Das Land hat keine Lockdowns verhängt oder die Gesellschaft in dem Maße geschlossen, wie es viele andere getan haben. Den- noch entschied sich ein großer Teil der Bevölkerung, nicht physisch in Geschäf- ten einzukaufen. Im Jahr 2020 gaben 26 Prozent der schwedischen Online-Kon- sumentInnen an, dass sie ihre E-Com- merce-Einkäufe aufgrund der Pandemie erhöht hätten. In Finnland wurde Ende März 2020 ein Lockdown für Teile des Landes verhängt, der den E-Commerce beeinträchtigte. 30 Prozent der Online- KonsumentInnen haben mehr eingekauft auf Grund der Pandemie. Norwegen führte auch teilweise Lockdowns ein, 31 Prozent der Norweger geben an, dass sie infolge der Pandemie mehr eingekauft haben. Liefer-Präferenzen Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sind die nordischen Verbrau- cherInnen sehr geduldig, wenn es um die Liefergeschwindigkeit geht. In Finnland und Norwegen erwarten nur unter 5% der Online-KundInnen eine Lieferung innerhalb von 2 Tagen. In den meisten europäischen Ländern ist die bevorzug- te Option die Lieferung nach Hause mit Unterschrift. Mit Ausnahme von Däne- mark ist das keine sehr beliebte Lieferal- ternative in den Nordics. In Schweden und Norwegen ziehen es Online-Ver- braucherInnen vor, den Artikel in ihren Briefkasten liefern zu lassen, wenn dies möglich ist, oder den Artikel selbst an ei- ner Servicestelle abzuholen. Interessant ist, dass die finnischen VerbraucherInnen die einzigen in Europa sind, die es be- vorzugen, ihre Bestellungen selbst aus einer Paketbox abzuholen - was natür- lich eine wichtige Information für grenz- überschreitende E-Tailer ist, die einen Markteintritt in Finnland planen. Und es scheint, dass das Interesse an dieser Lieferoption in allen nordischen Märk- ten stetig zunimmt. PostNord erkennt dies und plant, bis Ende 2022 eine große Anzahl von Paketboxen in den Nordics einzuführen. Marktplätze in den Nordics Die vier Länder haben eine ganze Rei- he starker inländischer Marken. Gro- ße internationale Marktplätze haben sich später auf den nordischen Märkten etabliert als in vielen anderen europä- ischen Ländern. Die Zahl der Online- KonsumentInnen, die regelmäßig auf Marktplätzen einkaufen, wächst, ist aber immer noch deutlich niedriger als in an- deren Ländern. Amazon, das seit vielen Jahren ein großer Player in mehreren eu- ropäischen Ländern ist, hat sich bisher unter den nordischen Märkten nur lokal in Schweden etabliert. Was die nordi- schen VerbraucherInnen hier gemeinsam haben, ist, dass sie alle den deutschen Mode-E-Tailer Zalando als Nummer eins haben, wenn es um grenzüberschreitende Marktplätze geht. Zahlungspräferenzen In Dänemark, Norwegen und Finnland sind Debitkarten und Kreditkarten die am meisten bevorzugten Optionen. In Schweden ist die Rechnung immer noch etwas beliebter als die Kartenzahlung. Digitale Zahlungsmethoden sind in den Nordics noch nicht so beliebt wie in an- deren europäischen Ländern. Direct Link ist ein internationaler Anbie- ter von E-Commerce-Logistiklösungen, der sich vollständig im Besitz von PostNord, der schwedischen und dänischen nationalen Post, befindet. Sie arbeiten weltweit und ha- ben Niederlassungen in Schweden, Deutsch- land, Polen, Großbritannien, den USA, Bra- silien, Hongkong, Singapur und China. Im Februar 2022 startet Direct Link den Betrieb in den Niederlanden, die Türkei wird noch in diesem Jahr folgen. Autor: Olof Källgren Market Information Manager bei Direct Link Advertorial Internationale Lieferketten stehen weiterhin unter Druck y a b a x i P f u a h o g e c : d l i B Auch wenn der Versandhandel derzeit aufatmet - eine Entspannung der inter- nationalen Seefracht ist weiterhin nicht in Sicht. Mehr als 600 Schiffe warten ak- tuell in den großen Häfen der Welt und verursachen massive Lieferverzögerun- gen. Zwar meldet das ifo-Institut aktuell, dass sich die Lieferprobleme im deut- schen Einzelhandel entspannen würden, die Lage in den internationalen Häfen spricht aber eine deutlich andere Spra- che. Mehr als 600 Schiffe stauen sich dort und verursachen weiterhin Liefer- verzögerungen. Genaue Informationen zur aktuellen Lage stellt das Schweizer Logistikun- ternehmen Kühne + Nagel (K+N) in ei- nem neuen ‚Global Disruption Indicator‘ zur Verfügung, der täglich aktualisiert wird. Der Indikator fasst die Wartezei- ten von Schiffen in neun großen Häfen zusammen, die für den Welthandel am wichtigsten sind (Prince Rupert - Kana- da, Vancouver/Seattle - USA, Oakland - USA, Los Angeles/Long Beach - USA, New York - USA, Savannah - USA, Hongkong - China, Shanghai/Ningbo - China sowie Rotterdam/Antwerpen - Niederlande). Staus in diesen Hafenge- bieten haben einen Dominoeffekt auf den globalen Schiffsverkehr. Die tatsächlichen Lieferverzögerungen berechnet K+N, indem die Anzahl der Container, die ein Schiff fassen kann, mit der Anzahl der Tage, die das Schiff war- tet, multipliziert. Ein Schiff, das 10.000 Container geladen hat und 12 Tage wartet, hat eine Lieferverzögerung von 120.000 ‚Containertagen‘. Die Summe aller Containertage ergibt den Indikator. Am 02. Februar lag der Indikator bei 12,37 Millionen Container-Tagen. Ge- genüber den Werten von Anfang Dezem- ber entspricht das einer Verdopplung der Wartezeit. Eine solche Ausnahmesituati- on - mit Werten von über einer Million - habe es bis zum Beginn der Corona- Pandemie nie gegeben. Ca. 80 Prozent der Störungen der internationalen Liefer- ketten gehen aktuell von nordamerikani- schen Häfen aus. Auch das Institut für Weltwirtschaft Kiel (IfW Kiel) analysiert zweimal monatlich die Lage im internationalen Seeverkehr. Der ‚Kiel Trade Indicator‘ berücksichtigt an- und ablegende Schiffe in 500 Häfen und 100 Seeregionen. Laut der letzten Werte vom 20. Januar waren ca. 12 Pro- zent der weltweit verschifften Güter von den Containerstaus betroffen, etwas mehr als im Dezember. Die ExpertInnen vom IfW rechnen da- mit, dass die angespannte Situation im Frachtverkehr noch anhalten wird, ins- besondere, wenn China mit einer Zero- Covid-Politik auf die Ausbreitung der Omikron-Variante reagiert und erneut Häfen schließt. Auch im Roten Meer, der wichtigsten Seeroute zwischen Eu- ropa und Asien werden derzeit rund 15 Prozent weniger Waren transportiert, als unter normalen Umständen. Solche Wer- te wurden zuletzt Mitte 2020, zur ersten Hochphase der Pandemie, erreicht. Für E-Retailer aus DACH empfiehlt sich aufgrund der aktuellen Prognosen, weiterhin wachsam zu bleiben und die eigenen Lieferketten zu überprüfen. Bei- spielsweise kann es sich anbieten, seine Produkte künftig bei europäischen Liefe- ranten zu beziehen , um unabhängig von der Seefracht zu sein. Allerdings scheint die angespannte Situation der globalen Lieferketten bisher keine extremen Aus- wirkungen auf den deutschen Versand- handel zu haben. So stellte der BEVH in seiner Analyse der Jahreszahlen von 2021 fest, dass während des Weihnachts- geschäfts - anders als befürchtet - Aus- wirkungen der Lieferkettenstörungen weitgehend ausblieben. Autorin: Susanne Fricke