K5: Zukunft E-Commerce by Seite 2 Künstliche Intelligenz KI-Optimierung: Wie Sie von ChatGPT gefunden werden (2/2) Fortsetzung von Seite 1 An diesem Ranking lässt sich erken- nen, dass es gar nicht so leicht ist, in den wichtigsten Quellen aufgenommen zu werden. Viele der Top-Quellen im Corpus bestehen Inhalten, die von Men- schen erstellt, geprüft und redigiert wer- den. Dadurch sind diese Quellen schwer zu durchdringen, was sie auf der ande- ren Seite aber sehr zuverlässig macht. Es bleiben letztlich nur ganz klassische Maßnahmen: Die Veröffentlichung von klugen, ernst zu nehmenden Inhalten, relevanten Whitepaper, Präsentationen, Büchern oder Fachartikeln. Es handelt sich um SEO im besten Sinne - eigent- lich eher um durchdachte PR- als um SEO-Arbeit. KI-generierte Texte sind für eine KI wertlos Aber natürlich sind unter den 15 Milli- onen Quellen, aus denen sich C4 speist, auch einige zu finden, die leichter zu infiltrieren sind. Die gängigen Social Media-Plattformen werden zwar voll- ständig ausgeklammert, aber es sind zum Beispiel durchaus einige Foren oder ein- fache Business-Websites enthalten. Hier lassen sich zumindest theoretisch Inhalte platzieren. Im Corpus aufzutauchen ist aber nur das eine. Denn eine KI berücksichtigt nicht automatisch jede Information, die sie findet. Die zweite Hürde besteht daher darin, der KI als eine nützliche Informa- tion erachtet zu werden. Hier bewertet die Maschine letzten Endes selbst, ob sich die Information in anderen seriösen Quellen verifizieren oder ob es sich um eine offensichtliche Außenseiterpositi- on handelt. Letztlich verwendet die KI eine Art von gewichteter Schwarmin- telligenz, die sie aus der zur Verfügung gestellten Wissensammlung bezieht. Dies erschwert die Manipulation von Inhalten deutlich. KI lässt sich wunder- bar als SEO-Werkzeug einsetzen, weil sie aus bestehendem Material durchaus schnell und kostengünstig eigenständi- gen und relevanten Inhalten erzeugen kann. Für einen Outdoorshop ließen sich also durchaus informative und nützliche Ratgeber zu Outdoorausrüstung auto- matisiert erstellen, ohne dass allzu viel menschliche Arbeit nötig wäre. Für eine klassische Suchmaschine wäre dieser Content durchaus ein Signal, diese Seite bei einer entsprechenden Suchanfrage hoch zu ranken. Und selbst ein menschlicher Leser wäre vermutlich von dem Treffer nicht enttäuscht. Die Machine-Learning-Algorithmen suchen jedoch nicht die besten Treffer, sondern nach die besten Informationen. Für sie ist daher besonders wichtig: Enthält die Quelle neue Informationen. Eine gelungene Zusammenstellung von bekannten informationen mag für einen menschlichen Leser relevant und interes- sant sein - von einer KI ist sie wertlos. Es handelt sich lediglich um eine Wiederho- lung von bekanntem. Für eine KI reichen daher eigenständige und relevante Inhalte nicht aus. Es sind ikonische Inhalte gefragt. Es geht da- rum etwas Neues zu erarbeiten. Sei es eine Umfrage, eine Statistik, ein anderes Beispiel oder ein neuer Zusammenhang. Das Erzeugen von ikonischen Inhalten ist jedoch gerade etwas, was Machine- Learning-Algorithmen zu erstellen nicht in der Lage sind. Die können lediglich bereits Bekanntes verarbeiten. KI-Inhalt ist für KIs daher nicht wertvoll. Wo Fehler möglich sind, lassen sich Fehler nutzen Insofern ist eine KI so etwas wie eine ma- schinelle Medienkompetenz. Sie erhält lediglich einen qualitativ hochwertigen Ausschnitt der zur Verfügung stehenden Informationsmenge und ist in der Lage, die darin enthaltenen Informationen nach bestimmten Regeln zu bewerten. Das macht sie darin, glaubwürdige von unglaubwürdigen (oder gar gefälschten) Inhalten zu unterscheiden. Trotzdem kommt es zumindest gele- gentlich zu fehlerhaften Tatsachendar- stellungen. Insofern lässt sich eine KI offenbar auch täuschen. Und wo Fehler nicht ausgeschlossen sind, kann auch eine gezielte Manipulation nicht ausge- schlossen werden. Ein gutes Beispiel da- für lieferte erst vor wenigen Wochen das hochentwickelte KI-System KataGo, das gegen die weltbesten Spieler des Strate- giespiels Go bestehen konnten und als ein mit AlphaGo vergleichbares System gilt. AlphaGo wurde von der Google- Tochter Deepmind entwickelt und konn- te 2017 als erster Computer die besten menschlichen Go-Spieler besiegen, was als Durchbruch galt, weil das asiatisches Brettspiel deutlich komplexer als Schach ist und bis dahin von Maschinen nicht auf hohem Niveau beherrscht wurde. Im Februar dieses Jahres hat KataGo nun ausgerechnet gegen den US-Amerika- ner Kellin Pelrine verloren, der gerade einmal auf Amateur-Niveau spielte. Er trickste die Maschinen dabei nicht einmal mit besonders ausgeklügelten Spielzü- gen aus, sondern benutzte eine besonders einfache Strategie, die von Menschen leicht durchschaut worden wären. Auch eine zweites Systems namens Leela Zero ließ sich mit dem selben Konzept hinters Licht führen. Der vermutete Grund: Die Strategie war so simpel und durchsichtig, dass sie im Trainingsmaterial der beiden Systeme kaum vorhanden war, vermuten die Entwickler. Das Beispiel zeige einmal mehr, dass KI-Systeme nur Situationen „verstehen“ können, die sie aus historischen Daten erlernen konnten, ordnet der Computer- wissenschaftler Stuart Russell die Siege gegenüber der Zeitung Financial Times ein, die zuerst berichtete. Die Maschinen können weiterhin nicht in einer Art und Weise abstrahieren, wie es Menschen leicht falle. Und erst recht nicht verste- hen, wie Menschen denken - gerade, wenn dies nicht einem streng rationalem Muster folgt. Trotzdem ist es schwierig, solche Fehler gezielt auszunutzen. „Zum einen, weil es selbst für die Entwickler äußerst schwierig ist, sie nachzuvoll- ziehen. Zum anderen, weil sie sich mit kleinen Regeländerungen vergleichswei- se schnell abstellen lassen. Das Kosten- Nutzen-Verhältnis wird dadurch äußerst ungünstig“, erklärt der Thomas Kaiser, Münchner SEO-Experte und Chef der Agentur Cyberpromote. Realistischer scheint dagegen die Gefahr, dass sich die menschlichen Filter selbst täuschen lassen, auf die KI-Systeme durch die Auswahl ihrer Quellen setzt. Mittels KI- generierter Inhalte könnten bestimmte Informationen manipuliert werden, und dann als seriöse Nachricht Eingang in den Corpus zu finden. Stichwort: PR und Propaganda. Allerdings hat KI selbst das Potential, ein Werkzeug zu sein, mit dem sich Pro- paganda aushebeln lässt. Denn Propa- ganda nutzt in weiten Teilen Psychologie (Framing, Bildsprache, Wiederholung, (vermeintlicher) Common-Sense etc.) und KI ist dagegen resistent. Falschnach- richten lassen sich leichter entlarven. Tu‘ Gutes und sprich darüber KI verstärkt damit einen Trend, der schon seit geraumer Zeit als feste Regel für se- riöses SEO gilt: Nicht die besten Tricks entscheiden über eine dauerhafte gute Positionierung, sondern guter Content. Es geht also weniger darum, Kompetenz vorzuspiegeln - wie es in den Anfangs- zeiten von SEO durchaus üblich war - sondern diese Kompetenz tatsächlich zu haben. Um diese Kompetenz anschlie- ßend bestmöglich zu vermarkten, kann man allerdings einige gute Ratschläge befolgen, die es erleichtern, in der der Welt der KIs wahrgenommen zu werden. • Ikonische Inhalte: Der Text muss nicht nur relevant und eigenständig sein, sondern auch neue Informati- onen enthalten (Studien, Umfragen, Analysen etc.) • Veröffentlichungen: Ein starkes Argument für eine KI sind Veröf- fentlichungen in Zeitschriften, Ma- gazinen, wissenschaftlichen Platt- formen etc. Diese ganz klassischen PR-Tugenden gewinnen erheblich an Bedeutung. Insofern gilt es umzu- denken. • Klare und prägnante Texte: Ver- meiden Sie übermäßig komplexe Sprache oder verschachtelte Sätze. Achten Sie stattdessen auf eine ein- fache, geradlinige Sprache, die Ihr Thema schnell und effizient vermit- telt. Keine zweideutigen oder unkla- re Formulierungen • Formatierung und Struktur: ChatGPT versteht verschiedene Ar- ten von Formatierungen und Struk- turen, wie Überschriften, Listen und Absätze. Damit lassen sich Inhal- te auch für eine Maschine in leicht verdauliche Häppchen aufteilen, die einfach zu lesen und zu verstehen sind. • Kontext: Die KI-Systeme sind auf einen Kontext angewiesen, um die Bedeutung von Inhalten zu verste- hen. Deswegen sollten genügend Informationen und Kontext bereit stehen. Dies können Hintergrund- informationen, Begriffsdefinitionen oder Beispiele zur Veranschauli- chung sein. Autor: Dominik Grollmann Impressum Versandhausberater-Spezial ISSN 2626-3157 Versandhausberater Spezial ist eine kos- tenlose Publikation des Versandhausbe- raters mit Fachbeiträgen von Experten bei Dienstleistern für den Distanzhandel. Die Beiträge sind namentlich mit dem Namen des Autors und dem herausgebenden Un- ternehmen gekennzeichnet. Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Der Versandhausberater, gegründet 1961, ist der wöchentliche Informationsdienst für den Versandhandel, seine Dienstleis- ter und Lieferanten in Deutschland, Ös- terreich und der Schweiz. Er informiert über das aktuelle Geschehen des Versand- handels, leistet wertvolle Beratung, spürt zukunftsweisende Trends auf und ermög- licht den Blick hinter die Kulissen der gesamten Versandhandelsbranche. Er fasst die wichtigsten Neuigkeiten aus dem Versandhandel zusammen, bespricht neue Versandhaus-Kataloge und abgeleitete Werbemittel und präsentiert Neuheiten aus den Bereichen Direktmarketing, Logistik, Kundenservice und Electronic Commerce. 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