„Schönes nachhaltig mieten“: Unter diesem Motto stand der Verleih-Service Tchibo Share. Über diesen konnten Verbraucher online Baby- und Kindermode bei Tchibo mieten. Doch knapp drei Jahre nach dem Start im Januar 2018 ist der Verleih-Service von Tchibo bereits wieder E-Commerce-Geschichte.

Dabei war die Idee hinter „Tchibo Share“ an sich vielversprechend. Denn hier konnten Verbraucher ausgewählte Kinderkleidung solange leihen, wie sie die Textilien benötigen. Schließlich wachsen ja gerade kleinere Kinder schnell aus ihren Sachen heraus und brauchen dann neue Kleidung in anderen Größen.
Und wer Textilien bei „Tchibo Share“ gemietet hat, konnte einfach alle nicht mehr benötigten Sachen zurücksenden und wieder andere Mode leihen. So wurde die Mode erneut genutzt und nicht weggeworfen, was nachhaltig und gut für die Umwelt ist. Mit dem Miet-Service konnte man dazu Platz sparen.
Denn zu Hause hat sich weniger Bekleidung angesammelt, die nicht mehr benötigt wurde. Stattdessen gingen die Textilien ja zurück zu Tchibo. Für Kunden gab es zudem einen Kostendeckel. Nutzer zahlten zum Beispiel für ein geliehenes T-Shirt zwar zwei Euro im Monat, solange sie diesen Artikel zur Miete hatten. Berechnet wurde aber in Summe höchstens der Kaufpreis für die Neuware. So konnten Nutzer alle Sachen so lange behalten wie sie wollten, ohne für einen Artikel in Summe also mehr zu bezahlen als den regulären Kaufpreis. Und wer einen Artikel nur kurz ausgeliehen hat, kam sogar günstiger weg.
Corona-Krise hat „Tchibo Share“ den Rest gegeben
Trotz vieler Vorteile konnte „Tchibo Share“ keine kritische Masse an Kunden erreichen. Die hätte es aber gebraucht, um den Service wirtschaftlich rentabel zu betreiben. Um mehr Nutzer zu begeistern, wurde das Angebot zwar um zusätzliche Rubriken wie Spielwaren erweitert. Doch dann kam die Corona-Krise – und der Lockdown. Dadurch war generell die Nachfrage nach Mode gesunken, wie ja andere Mode-Versender ebenfalls erfahren mussten. Auch bei „Tchibo Share“ haben Bestellungen abgenommen.
Ausleihen kann man bei „Tchibo Share“ daher bereits nichts mehr. Kunden wird aus dem bestehenden Sortiment aber Second-Hand-Mode angeboten, die Verbraucher kaufen können. Zum Jahresende will Tchibo aber auch diesen Second-Hand-Verkauf beenden. Vielleicht geht es danach trotzdem mit einem ähnlichen Konzept weiter. Denn Tchibo bemerke, dass nachhaltiger Konsum an Relevanz gewinne. Nur sei der Leih-Service nicht das passende Angebot gewesen. So hätten sich zwar viele Verbraucher für „Tchibo Share“ interessiert. Oft war aber die Hürde zu hoch, Kindermode auszuleihen statt zu kaufen.
Um den Verleih kümmerte sich nicht Tchibo selbst, sondern die Relenda GmbH. Die Mindestmietdauer betrug einen Monat, danach wurden alle gemieteten Stücke tagesgenau abgerechnet. Im Angebot waren neue und gebrauchte Textilien. Nach dem Ende der Mietdauer wurden Artikel gereinigt und aufbereitet. Der Tchibo-Partner Relenda hatte mit Kilenda.de einen eigenen Miet-Shop betrieben, der jetzt ebenfalls eingestellt wurde. „Die Vermietung von Mode ist ein Nischenmarkt“, erklärt Relenda.
Leser von neuhandeln.de dürfte dieses Fazit nicht überraschen: Dass Miet-Modelle im E-Commerce vor allem ja die Nische bedienen, hatten wir bereits vor über einem Jahr in unserem Podcast analysiert.
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