Fast 1,4 Milliarden Menschen sowie eine schnell wachsende, konsumfreudige Mittelschicht und regelmäßige Umsatzrekorde beim E-Commerce: Der chinesische Markt reizt zunehmend Online-Händler aus Deutschland, die nach Fernost expandieren. Gerade Artikel aus Deutschland stehen hoch im Kurs, denn chinesische Konsumenten vertrauen auf Produkte „made in Germany“. Wer in China starten will, muss aber zentrale Punkte bei Kundenansprache und Logistik beachten.

Online-Shopping wird auch in China zunehmend selbstverständlich. So lag der E-Commerce-Umsatz im Einzelhandel im vergangenen Kalenderjahr bei mehr als einer Billion US-Dollar. Bis 2021 könnte sich dieser Online-Umsatz auf 2,5 Billionen Dollar mehr als verdoppeln, wie Experten prognostizieren.
Das vorhandene E-Commerce-Potenzial verdeutlichen nicht zuletzt Shopping-Events wie der so genannte Singles‘ Day, an dem Online-Händler jedes Jahr am 11. November exklusive Rabatte für Alleinstehende bieten. Allein der einheimische E-Commerce-Riese Alibaba konnte seine Umsätze bislang jedes Jahr steigern und im vergangenen Jahr einen Rekordumsatz von 25,3 Mrd. Dollar einfahren – wohlgemerkt an nur einem einzigen Tag.
Von chinesischen Shopping-Events wie dem „Singles’ Day“ profitieren zunehmend auch deutsche Anbieter. Denn Erzeugnisse aus Deutschland stehen in China hoch im Kurs, denn die chinesischen Konsumenten vertrauen auf die hohe Qualität und Echtheit der Produkte „made in Germany“. Gefragt sind dabei längst nicht nur Angebote großer deutscher Automobil- oder Sportartikelhersteller, sondern auch Babynahrung und Kosmetik sowie Haushaltsgeräte als auch Nahrungsergänzungsmittel.

Solche Produkte lassen sich in Fernost verkaufen, ohne dass deutsche Online-Händler dazu in einen eigenen Online-Shop investieren müssen. Denn auch in China dominieren Online-Marktplätze das Geschäft (siehe Grafik).
Um der wachsenden Nachfrage nach internationalen Marken-Produkten gerecht zu werden, haben sowohl Tmall (der Online-Marktplatz der Alibaba-Gruppe) als auch JD.com bereits vor Jahren ihre Plattformen für ausländische Anbieter geöffnet. Über Tmall Global und JD Worldwide können daher auch deutsche Versender direkt an chinesische Verbraucher verkaufen, ohne dass sie dafür eine Verkaufslizenz für den chinesischen Markt benötigen.
Für Markteinsteiger ist es jedoch nicht ganz einfach, in Eigenregie eine Präsenz auf Tmall oder JD zu eröffnen. Denn hier gibt es hohe Anforderungen an die Händler. So gehört zum Leistungsversprechen der Online-Marktplätze zum Beispiel, dass Ware spätestens innerhalb von 14 Tagen bei den Kunden da sein muss. Längere Zeiten werden auch beim Versand aus Deutschland nicht toleriert. Daher arbeiten Marktplätze gerne mit Dienstleistern zusammen, die Auftritte für ausländische Händler betreuen.
Know-how ist aber auch gefragt, wenn deutsche Händler ihren Online-Auftritt bei einem chinesischen Marktplatz konzipieren. Denn Webshops im Reich der Mitte sind in der Regel bunter, lauter und schriller als hierzulande. Stellvertretend zeigt das der Tmall-Shop des Spezial-Versenders Windeln.de, der seit Herbst 2016 angeboten wird. Ebenso wichtig sind auch passende Bezahlverfahren. Das am meisten genutzte System auf Tmall ist AliPay, ein eigener Bezahldienst von Alibaba. Nutzer können hier eine elektronische Geldbörse anlegen und Kreditkarten hinterlegen. Internationale Kreditkarten wie Master Card oder Visa sind an sich aber eher unbekannt und spielen kaum eine Rolle. AliPay arbeitet jedoch mit Finanzdienstleistern weltweit zusammen und unterstützt verschiedene Währungen inklusive Euro.
Chinesische Kunden verlangen zudem einen Kundenservice in ihrer Sprache. Darüber hinaus gilt es, die Verzollung der Ware zu beachten und transparent zu gestalten. Im Idealfall werden Versandkosten und Steuern bereits bei der Bestellung kalkuliert und transparent in der Rechnungssumme ausgewiesen. Danach geht die Ware via Luftfracht nach China, wo Bestellungen dann aber zunächst noch durch ein in China registriertes Unternehmen importverzollt werden. Für deutsche Online-Händler gibt es Partner, die vor Ort die Zollformalitäten erledigen und fällige Gebühren und Abgaben begleichen. Nach der Importverzollung wird die bestellte Ware zugestellt – eine Abholung beim Zollamt ist nicht notwendig.
Retouren sollten Online-Händler nicht nach Deutschland zurückfliegen, sondern vor Ort bevorraten und so wieder schnell in den Verkauf bringen. Im Gegensatz zum deutschen Markt müssen Versender aber keine hohen Retourenquoten fürchten: Weil chinesische Konsumenten im Fall einer Rücksendung die Versandkosten sowie die bereits angefallene Umsatzsteuer bezahlen müssen, schicken sie Ware eher selten zurück. Auch dieser Punkt kann daher dafür sprechen, den chinesischen Markt einmal zu testen.
Zum Weiterlesen: Mehr Infos zum Handel in China bietet dieses Whitepaper von Hermes Germany.
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Die Zahlen Stimmen nicht, eine Milliarde US$ im Einzelhandel…. Die war eher gegen 1.000 Milliarden. Der Verhandelte Volumina in China ist schon größer als in der USA.
Danke für den Hinweis – habe es korrigiert 😉